Werne. Im Herbst 2024 hatten sich Politik und Verwaltung dazu entschieden, keinen Lichtbildautomaten im Stadthaus aufzustellen, um nicht in Konkurrenz mit den drei heimischen Fotostudios (Kraak, Hövener, Kästner) treten zu wollen. Inzwischen sei die Situation eine andere, brachte Artur Reichert (FDP), Vorsitzender des Aussschusses für Digitalisierung und Bürgerservice, das Thema in der letzten Sitzung wieder auf den Tisch.
„Kraak hat geschlossen, bei Hövener gibt es nur Termine nach Absprache. Nur bei Kästner ist es möglich, mal eben ein Passfoto zu machen. Ich fühle mich nicht wohl dabei, einen Monopolisten zu fördern“, meinte Reichert unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen und Anfragen“.
Das Herstellen von Passbildern sei für die Fotostudios ein wichtiges Grundgeschäft für dass es Knowhow und Ausrüstung brauche. „Das wäre ein intensiver Eingriff in den Markt“, so Bürgermeister Lothar Christ noch in der Herbst-Sitzung. Die Stadt, insbesondere die Wirtschaftsförderung und Werne Marketing seien bestrebt, weitere Leerstände zu vermeiden. Die Aufstellung eines digitalen Lichtbildautomaten liefe dem entgegen, argumentierte er damals.
FDP-Ratsherr Artur Reichert betonte im Februar-Ausschuss: „Wenn wir einen Automaten aufstellen, haben die Bürgerinnen und Bürger zwei Möglichkeiten zur Wahl – Kästner oder das Angebot hier im Stadthaus. Wir sollten unsere Entscheidung noch einmal überdenken.“
Klaus Schlüter (Bündnis 90/Die Grünen) wandte ein, den Markt zunächst einmal beobachten zu wollen, aus dem Kreis der CDU kamen gleich mehrere Fragen auf: „Kriegen wir den Automaten denn tatsächlich erneut kostenlos zur Verfügung gestellt, nachdem man diesen erst abgelehnt hatte?“ oder „Wie hoch sind mögliche Wartungskosten für das Gerät?“
Der Auftrag ging an die Verwaltung, den Fraktionsvorsitzenden Antworten zu geben, um die Situation neu bewerten zu können.
Hintergrund
Biometrische Lichtbilder für Pass-, Ausweis- und Ausländerbehörden sollen ab dem 1. Mai 2025 ausschließlich digital erstellt und übermittelt werden. Das schreibt ein neues Bundesgesetz vor, das eine Verbesserung der Sicherheit zum Ziel hat. Dazu werden auch Fingerabdruck und Unterschrift erfasst.
Die Vorlage eines ausgedruckten Passfoto ist dann nicht notwendig. Auf diesem Weg soll verhindert werden, dass Lichtbilder durch computergestützte Bildbearbeitung (sogenanntes Morphing) manipuliert werden können. Die digital hergestellten Lichtbilder für Pässe und Personalausweise werden dann mit einer sicheren Verbindung an das Bürgerbüro oder die Ausländerbehörde geschickt.
Wer nun für Pass, Ausweis oder sonstige Dokumente ein biometrisches Lichtbild vorlegen muss, kann dies nach wie vor im Fotostudio vor Ort erstellen lassen. Parallel ermöglicht es die Bundesdruckerei den Kommunen aber auch, in ihren Bürgerbüros einen kostenlos zur Verfügung gestellten Lichtbildautomaten zu platzieren, der diese Aufgabe übernimmt. Auch die Möglichkeit, beide Varianten zu nutzen, stehe den Kommunen frei.