Werne. „Barocker Glaube schwankte zwischen Tod und Auferstehung“. So lautete am Dienstag vor Pfingsten ein Kernsatz in dem Vortrag, den Dr. Anke Schwarze auf Einladung des Altstadtfreunde-Vereins in der Klosterkirche hielt.
Ein Schwerpunkt war der Tabernakel, der nur zwischen der Osternacht und Christi Himmelfahrt geöffnet ist. Mehr als 30 Teilnehmende folgten den detaillierten Ausführungen, in denen Schwarze die Altäre als prägnante Beispiele für die religiöse Kunst des Barock verdeutlichte. Sie seien Zeugen der Gegenreformation und der kulturellen Vernetzung Europas im 17. Jahrhundert.
Der Maler des Altarbildes, Damian von Ratingen, ließ sich inspirieren von den Niederländern Rubens und Van Dyck sowie von dem Italiener Carracci. Das Bild solle ein Gefühl des Mitleidens erzeugen. Schwarze ging unter anderem der Frage nach, ob Longinus, der der Legende nach mit dem Lanzenstoß prüft, ob der Gekreuzigte tot ist, ein Selbstporträt Damians sei. Das bedeute, dass der Maler sich mitschuldig am Tode Christi fühle. Für die Betrachter des Bildes sei das ein Appell. Das steht im deutlichen Bezug zur Eucharistiefeier. Auf das Schuldbekenntnis folgt in der Messfeier die Sündenvergebung: „Seht, das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt.“

Im geöffneten Tabernakel steht eine Holzfigur des auferstandenen Christus, der noch Marterspuren trägt. Doch in der Hand hält er die Osterfahne, das Siegeszeichen über den Tod. Altarbild und Tabernakel gestalteten eine Bedeutungsreihe: Tod – Auferstehung – Himmelfahrt = Heilsgeschichte, am Ende der triumphierende Jesus.
Damian von Ratingen gestaltete die Frömmigkeit des Barock, die zwischen himmelstürmender Lebensfreude und schwermütigen Betrachtungen über die Vergänglichkeit der Welt schwankt. Im Bild steht der schöne, fast strahlende Leib Christi als Zeichen der Göttlichkeit in deutlichem Kontrast zu der düsteren Atmosphäre.