Werne. Ein fahrerloses Taxi, das den Fahrgast selbstständig abholt und zum gewünschten Ziel bringt: Was in Amerika und China bereits Alltag ist und in Hessen im Rahmen eines öffentlich geförderten Projekts für den Shuttle-Verkehr getestet wird, könnte auch in Werne bald Wirklichkeit werden.
Norbert Simdorn ist auf diese Zukunft vorbereitet. Ein Nio ET7 gehört seit kurzem zum Fuhrpark seines Taxi-Unternehmens „Taxi Service Werne“. Das Fahrzeug eines chinesischen Elektroautoherstellers ist ausgestattet mit moderner Technologie für das autonome Fahren. Doch nicht nur die Möglichkeit des autonomen Fahrens überzeugte den Firmenchef, der lange ein strikter Gegner von Elektro-Autos war. „Als ich in der Werbung gesehen habe, was das Auto alles kann, war mir sofort klar: Das ist mein nächstes Auto“, erinnert sich Simdorn an seinen Besuch der Taxi-Messe im vergangenen November.

Ihn beeindruckte vor allem das Batterie-Wechselsystem der Nio-Fahrzeuge. Anstatt den Akku stundenlang laden zu müssen, werden beim Nio die Batterien an speziellen Stationen einfach ausgetauscht. Dieser vollautomatische Prozess dauert weniger als fünf Minuten. Mit dem leistungsstärksten Akku kommt die voll ausgestattete Premium-Limousine über 1.000 Kilometer weit. Außerdem spare er die teuren Inspektionen, zählt Simdorn einen weiteren Vorteil auf, denn beim ET7 müsse nur alle zwei oder drei Jahre die Bremsflüssigkeit gewechselt werden. Begeistert ist der Taxi-Unternehmer vom Platzangebot, hohen Komfort und der umfangreichen Ausstattung des Nio, wie zum Beispiel der Massage-Funktion in den Sitzen.
Zwar ist das autonome Fahren noch Zukunftsmusik in Deutschland, doch sollte es Grünes Licht für selbstfahrende Autos geben, lasse sich der Nio problemlos freischalten, weiß der Taxi-Unternehmer. Damit würde sich für den 61-Jährigen ein Problem lösen. „Wenn ich auch zwei Autos zur Verfügung habe – ich kann nur ein Auto fahren. Es fehlt der zweite Fahrer“, so Simdorn.

Dass selbstfahrende Autos die Mobilität und damit auch die Arbeitswelt verändern, weiß auch Matthias Stiller von der Wirtschaftsförderung Werne. Er nahm die Vorstellung des chinesischen Autos zum Anlass, die Firmen „KBS – Krankenbeförderung Simdorn“ und „TaxiServiceWerne“ auf dem ehemaligen Zechengelände in Werne zu besuchen. Mit dem Einsatz selbstfahrender Autos könne das Personalproblem der Firmen gelöst werden, sprach Stiller die erfolglose Suche nach geeigneten Fahrern und Fahrerinnen an, von der Simdorn berichtete.

Eine Lösung gerade bei solchen Personalproblemen sei schwierig, räumte Stiller ein. „Wir können natürlich allgemein den Standort Werne bewerben, um Menschen für Werne zu begeistern und auf den Bedarf in den Branchen hinzuweisen.“ Vor dem Hintergrund der geringen Arbeitslosenquote von 5 Prozent in Werne sei das nicht einfach.
Bis die Technologie für autonomes Fahren weiter fortgeschritten und in Deutschland erlaubt ist, muss Norbert Simdorn noch hinter dem Steuer des Nio ET7 Platz nehmen.