Donnerstag, Juli 3, 2025

Butterweich und flirrend: Martin Henning verabschiedet sich mit Lieblingsstücken

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Werne. Aufwühlende Emotionen, feurige Tangos, poetische Momente: Mit einer Auswahl seiner „Lieblingsstücke“ verabschiedete sich Martin Henning am Montagabend (30. Juni 2025) von Kollegen, Schülern und Eltern des St. Christophorus-Gymnasiums. Fast 33 Jahre lang war der Lehrer für Musik und katholische Religion an dieser Schule tätig, nun geht er in den Ruhestand.

Die persönliche Note seines Abschiedskonzerts in der Pfarrkirche St. Christophorus unterstrich sein Duettpartner Witold Grohs. Henning lernte den Saxophonisten und Musikpädagogen aus Münster vor fast einem Vierteljahrhundert am GSC kennen und schätzen. „Seitdem haben wir viele Gottesdienste, Konzerte und Reisen zusammen gemacht und sind darüber gute Freunde geworden“, erklärte Henning. Es sei ihm daher ein Anliegen gewesen, Grohs bei diesem besonderen Auftritt an seiner Seite zu haben.

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Das Programm folgte, wie der Titel schon sagte, den persönlichen Vorlieben der beiden Musiker. Anstelle einer chronologischen Reihenfolge setzten sie auf kontrastreiche Gegenüberstellungen der unterschiedlichen „Lieblingsstücke“. Es begann temperamentvoll mit einem Allegro von Johann Sebastian Bach (1685–1750) aus dessen Concerto a-moll (BWV 593) – der Adaption eines Konzerts von Antonio Vivaldi für Streicher und Basso Continuo. Henning interpretierte solistisch an der Orgel. Dabei arbeitete er die gegenläufigen Strukturen von Vivaldis ursprünglichen Soli- und Tutti-Passagen dialogreich heraus. Es klang, als stünden sich zwei Gesprächspartner mit pointierten und nachdrücklicher Stimmführung gegenüber.

Ortswechsel: Etwa ab der Hälfte des Konzerts wechselten die beiden Musiker nach vorn in den Chorraum und Henning ans Klavier. Foto: Schwarze

Bei der Sonate I für Alt-Saxophon von Denis Bédard (geboren 1950) stieg Grohs ein. Einem Crescendo von filmreifen Ausmaßen folgte ein abrupter Stimmungswechsel. Er gab Raum für eine klagende Weise des Blasinstruments, untermalt von wogenden Orgelklängen. Dann wieder schienen sich beide Instrumente zu jagen, bis dem Saxophon nach einem triumphierenden Forte der Orgel der finale Schlussakkord gelang. Ganz anders wirkte der zweite Satz, die Barcarolle. Butterweich modulierte Grohs, während Henning mit hellen Registern flirrende Akzente setzte. Das folgende Mariengebet („Prière à Notre-Dame“) aus der Suite gothique von Léon Boëllmann (1862–1897). In weiten Melodiebögen und emporstrebenden Motiven klangen die Weite und Höhe gotischer Kathedralen durch. Ein ruhiges Schreittempo war dem musikalischen Wandeln durch einen Kirchenraum angemessen.

Es folgten zwei Werke des im Zweiten Weltkrieg früh gestorbenen Komponisten Jehan Alain (1911–1940). Sein Orgelwerk „Deux Danses à Agni Yavishta“ hatte Henning für Orgel und Saxophon bearbeitet. Der Begriff „Agni“ bezeichnet, so erklärte es das Programm, im Hinduismus die Feuerform des Göttlichen. Und so ließ Henning die Orgel flackern, das Saxophon Klangmassen auftürmen, die Musik lodern – bis sie erlosch. Von biografischen Unglücksfällen geprägt sind Alains „Litanies“. So scheint die Orgel gegen das Leid aufzubegehren, in wiederholenden Passagen, wie es in den titelgebenden Litaneien üblich ist. Zeitweise befand sich die Musik in einem Zustand emotionaler Auflösung, ließ Henning verzweifeltes Rufen durchklingen.

Mit Applaus dankten Schüler, Kollegen und Eltern dem scheidenden Lehrer Martin Henning für sein sehr persönliches Abschiedskonzert in der Kirche St. Christophorus. Foto: Schwarze

Die Aria für Alt-Saxophon und Klavier von Eugène Bozza (1905–1991) brachte nicht nur einen weiteren Stimmungs-, sondern auch einen Ortswechsel mit sich. Henning und Grohs stiegen von der Orgelbühne herunter und spielten nun vor dem Altar. Hier setzte sich Henning ans Klavier. Sanft umspielten Blas- und Tasteninstrument einander, kosteten die ruhigen Momente in Bozzas Aria aus. Mit drei Tangos von Astor Piazzolla (1921–1992) ging es mal leidenschaftlich, mal elegant geführt weiter. Geschmeidige Synkopen, ein Innehalten und Wiegen: Beide Musiker brachten zum Ausdruck, was einen Tango ausmacht – die eigenwillige Persönlichkeit beider Tanzpartner zu wahren. Er freue sich auf weitere Konzerte mit Witold Grohs, sagte Henning in seiner Schlussrede. Dann ohne Termindruck. „Obwohl mir meine Arbeit in der Schule“ – er schmunzelte – „fast immer Spaß gemacht hat.“

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