Werne. Der späte Sonnenschein des Oktobersonntags tauchte die Pfarrkirche St. Christophorus in ein goldenes Licht – als wollte selbst der Himmel dieses Konzert mit einem sanften Leuchten segnen. Fast jeder Platz war besetzt, erwartungsvolle Gesichter richteten sich auf den Altarraum, wo Pfarrdechant Jürgen Schäfer das Konzert mit herzlichen Worten eröffnete: „Heute sind wir hier, um gemeinsam schöne Musik zu feiern – lassen Sie die Seele baumeln und genießen Sie diesen Abend.“
Unter der Leitung von Hans-Joachim Wensing entfalteten die Chöre Vocapella und Verina-Ensemble gemeinsam mit dem Rheinischen Oratorien-Orchester ein Programm von seltener Geschlossenheit und Klangfülle.
Mit sicherer Hand und feinem Gespür für Spannungsbögen formte Dr. Wensing die Ensembles zu einem homogenen Ganzen – präzise in der Dynamik, atmend in der Phrasierung und stets mit einem hörbaren Sinn für das Geistige hinter der Musik.
Schon mit den ersten Takten von Joseph Haydns Messe in B-Dur füllte sich der Kirchenraum mit einer warmen, beinahe leuchtenden Klangfülle. Die Chöre Vocapella und Verina-Ensemble präsentierten sich von ihrer besten Seite – homogen im Gesamtklang, differenziert in der Dynamik und getragen von einer spürbaren inneren Ruhe. Besonders eindrucksvoll gelang der Wechsel zwischen kraftvoll jubilierenden Passagen und den zarten, beinahe flüsternden Momenten des Gebets.
Im „Benedictus“ spann sich ein fast mystisches Band zwischen Sopran, Orgel und Chor – ein lyrischer Dialog, der das Publikum in seinen Bann zog. Die Stimmen schwebten, lösten sich auf und fanden sich wieder – sphärische Klänge, die wie Licht durch die Kirchenfenster fielen.

Das darauffolgende „Oboenkonzert in d-Moll“ von Alessandro Marcello brachte mit seiner solistischen Klarheit eine kontemplative Zäsur. Im Adagio entfaltete Marion Klotz einen Ton von berührender Reinheit – ihr Spiel war brilliant und zugleich innig, die Phrasierungen atmend, jede Note eine Einladung zum Lauschen. Der Dialog zwischen Solistin und Orchester erinnerte an eine Zwiesprache zwischen Himmel und Erde.
Mit Antonio Vivaldis „Gloria in D-Dur“ schließlich entlud sich die gesammelte Energie des Abends in leuchtender Klangpracht. Vom ersten Gloria in excelsis Deo an war der Raum erfüllt von strahlender Vitalität. Der Chor sang mit rhythmischer Präzision und einer Ausdruckskraft, die gleichermaßen feurig wie transparent war.

Besonders im „Laudamus Te“ entstand ein bewegendes Wechselspiel: die glanzvolle, klar geführte Sopranstimme von Dagmar Borowski-Wensing und der warme, farbintensive Alt von Ursula Kirchhoff verschmolzen mit dem Chor zu einem leuchtenden Klanggewölbe.
In den ruhigeren Sätzen wie „Et in terra pax“ zeigte der Chor seine andere Seite: samtig, atmend, voller innerer Andacht – Musik, die in ihrer Schlichtheit fast meditativ wirkte.
Als die letzten Akkorde verklungen, verharrte der Raum für einen Moment in Stille, bevor stehender Applaus die Kirche erfüllte. Ein Dankesrauschen ging durch die Reihen – Begeisterung, Rührung, Dankbarkeit. Dirigent Hans-Joachim Wensing fasste den Abend mit einfachen, aber tiefen Worten zusammen: „Ich hoffe, dass die Menschen nach Hause gehen und etwas Schönes mitnehmen können.“
Und das taten sie. Dieses Konzert war eine Begegnung mit dem Geheimnis der Musik: mystisch in den stillen Momenten, brillant in seiner Klangentfaltung und getragen von einem Ensemble, das Herz und Hand gleichermaßen einsetzte.
Ausblick
Das nächste Konzert der Musica Sacra Westfalica findet statt am Sonntag, 30. November, um 17 Uhr. Der Philharmonischen Chor und dem Philharmonischen Orchester Dortmund präsentieren das diesjährige Adventskonzert mit stimmungsvollen Melodien. Der Eintritt ist frei.