Werne. „Das Mattenkapitel ist wie ein großes Familientreffen, da sieht man sich mal wieder“, beschrieb Christophorus Goedereis, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, den Zweck jenes überregionalen Treffens, das die Teilnehmer auch nach Werne führte. Das eigentliche Mattenkapitel fand im Kapuzinerkloster Münster statt. Von dort aus besuchten etwa 50 Mitbrüder die frisch renovierte Klosterkirche in Werne.
Mattenkapitel haben eine jahrhundertealte Tradition in den franziskanischen Orden. Franziskus persönlich rief die erste dieser Versammlungen ins Leben: 1221 kamen etwa 5.000 Brüder bei Assisi zusammen. Geschlafen wurde auf Strohmatten – daher der Name des Treffens. Heute geht es komfortabler zu. Geblieben ist das Erlebnis gemeinsamer spiritueller Erfahrungen, der Wunsch nach Austausch und die Wiedersehensfreude.
So füllte donnernder Applaus die Kirche, als Pater Wolfgang Drews zu den Gästen stieß. Der 89-Jährige hat in zahlreichen Klöstern der Provinz gewirkt und feiert am Sonntag, 3. Oktober, sein 65-jähriges Ordensjubiläum. Unter den Besuchern waren außerdem Brüder aus Salzburg, Albanien und den Niederlanden.
Letzteres freute den Provinzial besonders. „1850 haben Kapuziner aus den Niederlanden ihren Werner Mitbrüdern bei der Neubelebung des Klosters geholfen“, erzählt Goedereis. Seit November 2020 sind die niederländischen Kapuziner Teil der Deutschen Kapuzinerprovinz. Verbunden damit sei der Auftrag, in den Niederlanden nach Wegen der Erneuerung zu suchen. Die Kapuzinerprovinz der Niederlande, einst eine der mitgliederstärksten weltweit, ist aktuell auf knapp 40 Kapuziner geschrumpft.
Von historischen Höhen und Tiefen der Kapuzinerniederlassung in Werne berichtete Guardian Romuald Hülsken. In der barocken Klosterkirche erinnerte er an die Ankunft der ersten Kapuziner am 4. Oktober 1659, erzählte von den Schwierigkeiten, überhaupt ein Baugrundstück zu erhalten und von Rückschlägen während der Säkularisation und des Kulturkampfes. Eine Konstante aber blieb über die Jahrhunderte bestehen: Die tatkräftige Unterstützung der Brüder durch Wernes Bürger.
„Die Leute kommen zu uns und suchen Orientierung und Gespräche“, sagte Pater Romuald. Auf der anderen Seite könnten sich die Kapuziner auf die Hilfe von Bürgern und Vereinen wie der Kolpingfamilie oder des Freundeskreises Kapuzinerkloster Werne verlassen. „Die guten Beziehungen der Werner zu ihrem Kloster sind hier legendär“, bestätigte Stadtführerin Marita Funhoff. Zusammen mit Doris Beische nahm sie die Kapuzinerbrüder mit auf einen Stadtrundgang. Eine abendliche Vesper und ein gemeinsames Abendbrot beschlossen den Nachmittag in Werne.
HINWEIS: Am Sonntag, 3. Oktober, feiert Pater Wolfgang ab 9.30 Uhr sein 65-jähriges Ordensjubiläum mit einem Festhochamt in der Kirche und anschließendem Umtrunk im Klosterhof.