Donnerstag, September 12, 2024

Der Kreis schließt sich: RCS Plastics GmbH im Nordlippepark

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Werne. Der Kreis schließt sich im Nordlippepark. Das Werner Recyclingunternehmen RCS hat im Gewerbegebiet in einen neuen Betrieb investiert, der hochwertiges Kunststoffregranulat für die Herstellung von PET-Flaschen produziert, das Neuware zu 100 Prozent ersetzt und somit Ressourcen schont.

Nur wenige hundert Meter vom Stammsitz an der Capeller Straße entfernt sorgt der neu gegründete Unternehmenszweig „RCS Plastics GmbH“ für das letzte Glied in der Verwertungskette, die mit der Abgabe gebrauchter Plastikflaschen im Pfandautomaten des Supermarktes beginnt.

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Sechs Millionen Euro flossen in den Bau der neuen Halle, weitere vier Millionen Euro kostete die aufwändige Maschine, die seit dem Sommer vergangenen Jahres im 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche läuft. 25 Mitarbeiter haben am neuen Standort einen Arbeitsplatz gefunden.

Die Corona-Pandemie hat RCS einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, denn eigentlich sollte das neue Werk bereits sechs Monate früher die Arbeit aufnehmen. „Wegen des Lockdowns konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden“, sagte Geschäftsführerin Adelheid Hauschopp-Francke beim Rundgang durchs neue Gebäude. Und so ganz fertiggeworden sei man auch noch nicht, denn die derzeit unansehnliche Betonfassade soll selbstverständlich noch eine Fassadengestaltung bekommen. „Priorität hatte für uns nach der langen Verzögerung, den Betrieb aufnehmen zu können“, so Hauschopp-Francke, die gemeinsam mit ihrem Mann Gerd Francke und dem RCS-Eigengewächs Alexander Rimmer das Unternehmen leitet.

40 Meter lang ist die vier Millionen Euro teure Maschine, in der in einem aufwändigen Verfahren das ReGranulat für neue Flaschen entsteht. Foto: Photographie Susanne Kästner

RCS gliedert sich mit der Neugründung im Nordlippepark in drei Bereiche auf: Die Entsorgung von gewerblichen und zahnmedizinischen Abfällen (RCS Entsorgung), die Produktion von PET-Flakes aus entsorgten Kunststoffflaschen (RCS Rohstoffverwertung) und die Weiterverarbeitung der Flakes zu hochwertigem ReGranulat für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen (RCS Plastics). Das Unternehmen vermarktet seine Recycling-Produkte weltweit, Schwerpunkt sind aber Europa und Deutschland. „Wir bieten nicht nur die gesamte Palette der Recycling PET-Produkte aus einer Hand an, sondern schließen mit unserem Gesamtkonzept, von der Logistik und Verwertung von gebrauchten PET-Pfandflaschen bis zum PET-ReGranulat für die Getränke- und Lebensmittelindustrie, die komplette Kreislaufwirtschaft“, heißt es in einer Präsentation des in den 1970er Jahren gegründeten Unternehmens.

4.000 Quadratmeter misst die neue Halle, die auf einem Grundstück in Nachbarschaft zum Logistiker NextPharma entstanden ist. Wer draußen vor der Tür steht, hört nichts, auch in den Büros des Verwaltungstraktes ist es ruhig. Beim Betreten der Betriebshalle erschließt sich dem Besucher allerdings, warum das Unternehmen sechs Millionen Euro nur ins Gebäude investiert hat. Denn die dicken Betonwände schirmen den Lärm der Produktionsmaschine ab, dem Herzstück von „RCS Plastics“. 40 Meter lang ist das hochmoderne Ungetüm, das rund 16 Stunden benötigt, um in einem aufwändigen, vollautomatisierten Verfahren aus PET-Flakes qualitativ hochwertige kleine Kügelchen zu produzieren, aus denen neue PET-Flaschen entstehen.

Dabei geht es heiß her, denn die Recyclingreste werden in dem thermischen Verfahren auf 280 Grad erhitzt. „Alle Prozesse finden unter Stickstoff bzw. Vakuumatmosphäre statt, um die überdurchschnittliche Qualität zu gewährleisten“, berichtete Betriebsleiter Thomas Hayner beim Rundgang. Für die regelmäßige Qualitätskontrolle sorgt ein hochwertig ausgestattetes, hauseigenes Labor. Hier wird nicht nur das Recyclingmaterial, also die PET-Flakes, untersucht, sondern auch das fertige Produkt.

Der Kreislauf beginnt im Supermarkt, wenn der Kunde seine leere Pfandflasche in den Automaten steckt.

Damit kein Fremdmaterial ins Granulat gelangt, gibt es im Laufe des Produktionsverfahrens mehrere Stellen, an denen die Maschine selbstständig Stoffe aussortiert. So zum Beispiel ganz am Anfang ein Laser, der unerwünschte Fremdkörper mit Luftdruck aus den Flakes ausbläst. Rund 800.000 Euro kostet laut Hayner allein diese Anlage. Am Ende des Produktionsprozesses, bevor das Granulat in Transportsäcke abgefüllt wird, werden mit einem Sieb zu klein oder groß geratene Kügelchen der erneuten Verwertung zugeführt. Wie gesagt: Der Kreislauf beginnt im Supermarkt, wenn der Kunde seine leere Pfandflasche in den Automaten steckt. Jetzt kommt die Firma „RCS Entsorgung“ zum Einsatz, die das Material abholt und zum Betriebsstandort an der Capeller Straße bringt. Hier kümmert sich dann der nächste Betriebszweig „RCS Rohstoffverwertung“ um die Weiterverarbeitung. In der Sortieranlage erfolgt eine Farbsortierung der PET-Flaschen, anschließend werden durch Zerkleinern, Waschen, Trennen und Trocknen sortenreine Flakes hergestellt, aus denen neues Verpackungsmaterial entsteht.

Die Flakes gehen entweder direkt zum Kunden oder werden bei „RCS Plastics“ zu PET-ReGranulat (Food) für die Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet. Am Ende des Kreislaufs findet der Kunde eine neue Flasche im Supermarktregal. Abnehmer des Granulats sind laut Hauschopp-Francke führende Getränkehersteller und Mineralwasserbrunnen.

Die neue Betriebsstätte im Nordlippepark bietet Raum für eine weitere Expansion. Geplant ist, eine zweite Maschine am Standort zu installieren, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen und die stetig steigende Nachfrage der Getränkebranche nach Kunststoffregranulaten bedienen zu können. Außerdem werden auf dem Außengelände Silos aufgebaut, mit denen die Verladung für den Transport optimiert wird.

Der Stoff, aus dem das Material für neue Flaschen entsteht: Betriebsleiter Thomas Hayner zeigt die aus alten PET-Flaschen gewonnenen Kunststoff-Flakes. Foto: Klaus Brüggemann

Mit dem neuen Standort ist der Mitarbeiterstamm auf 160 Beschäftigte gewachsen. RCS legt großen Wert auf die Ausbildung eigener Kräfte, 20 Azubis sind derzeit im Unternehmen beschäftigt. Hinzu kommen vier junge Mitarbeiter/innen, die ein berufsbegleitendes Studium absolvieren. Ausgebildet werden Industriekaufleute, Maschinen- und Anlagenführer/innen, Berufskraftfahrer/innen und Industriemechaniker/innen.

Apropos Studenten: Sohn Henrik Francke absolviert gerade ein Studium zum Wirtschaftsingenieur und tüftelt gemeinsam mit seinem Studienkollegen Vincent Müller an einer weiteren Verwertung des PET-Granulats. Am 3-D-Drucker entstanden aus dem Material bereits mehrere Objekte, unter anderem ein Modell des RCS-Betriebs an der Capeller Straße. „Vielleicht lässt sich das irgendwann vermarkten“, ist der Junior optimistisch. Seine Eltern unterstützen ihn in seinem Engagement.

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