Werne. Wer diese Woche durch die Innenstadt schlendert, der trifft womöglich auf einen grünen Oger, ein Mädchen in bunten Strümpfen oder eine schwebende kleine Hexe. Denn dort, wo sonst nur leere Schaufenster waren, stehen nun bis zum neunten Juli detailgetreue Requisiten und bunte Kostüme der Freilichtbühne. In Kooperation mit dem Stadtmuseum eröffneten die Mitglieder am Sonntag die Ausstellung „Wir machen Theater“.
„Wir wollten die Innenstadt in dieser tristen Zeit beleben“, sagt Maximilian Falkenberg von der Freilichtbühne. Vorbeigehende sollen die Möglichkeit haben, „bei schönem Wetter Geschichten zu erleben“, so Constanze Döhrer vom Stadtmuseum. Dabei sollen sie nicht nur die traditionellen Stücke des Theaters kennenlernen, sondern auch die kleinen Anekdoten, die sich dahinter verbergen: So können Vorbeigehende am Moormannplatz eine Nachbildung der kleinen Hexe bewundern, die über den Dächern fliegt. „Die erste Hauptdarstellerin ist mithilfe von Drähten und einem passenden Gestell tatsächlich mit dem Besen geflogen“, erzählt Falkenberg und spielt auf die erste Vorstellung im Jahr 1989 an.
Fotos und Videoaufnahmen der ehemaligen Akteure sollen an die früheren Generationen der Freilichtbühne erinnern. Mit einem QR-Code können Interessierte auf weitere Informationen und Interviews mit den Schauspielerinnen und Schauspielern zurückgreifen.
Eine Ecke weiter, im Museumsgarten, steht ein altes Polizeiauto mit dem Kennzeichen WER-NE 1. „Damit in der Stadt herumzufahren, hat für Aufsehen gesorgt“, erinnert sich Falkenberg. Das Auto ist Requisite für das beliebteste Stück der Freilichtbühne: Pippi Langstrumpf. „Der Wagen führte auf der Bühne ein Eigenleben. Mal ging die Alarmanlage plötzlich an, mal blieb er stehen“, erinnert sich Falkenberg. Einige Häuser weiter schimmert im Fenster eine riesige Muschel, die an das Stück „Urmel aus dem Eis“ erinnert. „Da mussten wir damals in letzter Sekunde die Schauspieler umbesetzen. Das Stück steht für den Zusammenhalt in der Freilichtbühne“, betont der 29-Jährige. Auch beliebte Stücke wie „Shrek – das Musical“ und „Jim Knopf“ wurden in benachbarten Schaufenstern ausgestellt.
Insgesamt sechs Wochen arbeiteten rund 20 Mitglieder in verschiedenen Zeitfenstern unter Coronauflagen an der Ausstellung, beförderten die Requisiten, putzten die Fenster und schnitten die Videos. Constanze Döhrer vom Stadtmuseum kümmerte sich um die Ausstellungsschilder, die die Geschichte zum Stück darstellen.
Eigentlich sei eine Ausstellung im Stadtmuseum geplant gewesen. Nachdem diese bereits im vergangenen Jahr ausfallen musste, entschieden sich die Veranstaltenden, umzuplanen. „Die Kinder wollen wieder Theater machen, andere an der Technik arbeiten. Niemand hat sich beschwert, dass es wieder etwas zu tun gab“, erläutert Christoph Bergmann von der Freilichtbühne. An den Schaufenstern arbeiteten ganze Familien, die sich nach den Stücken der Freilichtbühne sehnen. Und auch Bürgermeister Lothar Christ betonte bei der Eröffnung entschieden: „Ich finde es bewegend, auch mal wieder einen Sonntagmorgen-Termin mit Bürgerinnen und Bürgern zu haben.“
Bis die Mitglieder wieder auf die „echte“ Freilichtbühne dürfen, kann es noch eine Weile dauern. Im Oktober soll die Theatersaison mit einem Krimi starten. Aber auch eine neue Lokomotive, die für das geplante „Jim Knopf“ Theaterstück besorgt wurde, ist bereits unter den Requisiten und wartet auf ihren Auftritt.