Werne. „Genaues Hinschauen lohnt sich“, verspricht Museumsleiterin Dr. Constanze Döhrer in ihrer Ansprache zur offiziellen Eröffnung am Samstagmittag. Die rund 40 Gäste lädt sie ein zu einem Rundgang durch die Ausstellung mit Werken des Stadtgrafikers Karl Losch (1921-2006).
Bis zum 14. Februar 2022 sind im Obergeschoss des Karl-Pollender-Stadtmuseums zahlreiche Originale des Künstlers zu sehen und zeigen dessen Vielseitigkeit.
„Werne durch die Augen von Karl Losch“ ist die Retrospektive überschrieben, die zum 100. Geburtstag des Grafikers und Künstlers von Museum und Werne Marketing GmbH zusammengestellt worden ist. Zu sehen sind neben Ölgemälden, Zeichnungen und Plakaten auch Fotos, Bücher und Broschüren sowie historische Druckplatten. 1978 entwarf Losch ein monumentales Relief für das Solebad, mit dem er die Geschichte des Solebads in Bildern erzählte. Elemente dieses mittlerweile archivierten Objektes sind erstmals wieder öffentlich ausgestellt. „Das Relief sollte unbedingt einen Platz bekommen, an dem es viele Menschen sehen können“, schlug eine Besucherin spontan vor.
Wie Losch Stadt und Menschen gesehen hat, können die Besucher der Innenstadt nachempfinden, denn in 29 Schaufenstern und Orten sind Nachdrucke seiner Werke ausgestellt. So kehren entsprechende Motive an die jeweils gemalten, gezeichneten oder fotografierten Orte zurück. „In Wirklichkeit ist die Welt nicht so heil, wie sie auf den Bildern dargestellt wird“, sagte der Künstler 1987, „doch es gibt schon genug Negatives, so dass ich mich lieber auf das Schöne konzentriere.“

Ab 1949 war Losch mehr als drei Jahrzehnte im Auftrag der Stadt Werne tätig. Zu seinem Alltagsgeschäft gehörte die Gestaltung von Stadtplänen, Urkunden, Informationsschriften und Werbeprospekten, ja selbst die Darstellung der Ergebnisse der Kommunalwahlen. Das alles trägt seine typische künstlerische Handschrift, wie die Besucher beim Betrachten der Exponate erkennen können. Eine Auswahl der Sim-Jü-Prospekte und -Plakate aus den Jahren 1949 bis 1984 macht deutlich, wie experimentierfreudig und einfallsreich der gelernte Grafiker die Werbung für die Traditions-Kirmes gestaltete. Kurz vor seinem Ruhestand kam dann das geschwungene Sim-Jü-Logo zustande, das bis heute geblieben ist. Ein zweiter herausragender Entwurf gelang ihm mit dem Werner Stadtwappen.
„Man sieht, dass er den Zeitgeist aufgenommen hat in seinen Plakaten“, ist Christoph Schwartländer begeistert über die Vielseitigkeit und Kreativität, mit der Losch immer wieder Neues schuf. Der Mitarbeiter von Werne Marketing stolperte beim Sichten von Unterlagen über das Geburtsdatum – am 21. Dezember 2021 wäre Karl Losch 100 Jahre alt geworden – und initiierte das Projekt. Ergänzend zur Ausstellung erscheint im Dezember ein Buch mit 100 Werken, das der Förderverein des Stadtmuseums mit Unterstützung der Sparkassen-Stiftung realisiert.
Zahlreiche Privatpersonen, Firmen und Einrichtungen stellten Leihgaben für Ausstellung und Buch zur Verfügung, Zeitzeugen berichteten über persönliche Erinnerungen. Unterstützung kam vom Sim-Jü-Experten Rainer Schulz, den eine langjährige Freundschaft mit Karl Losch verband.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Karl-Pollender-Stadtmuseums zu besichtigen (dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr). Öffentliche kostenlose Führungen bietet das Museum am 18. November, 9. Dezember und 20. Januar jeweils um 17 Uhr an. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 Personen begrenzt. Anmeldungen sind möglich unter Tel. 02389/780773 oder losch@werne.de.
Als Abschluss zum Valentinstag am 14. Februar 2022 bietet das Museum eine besondere Aktion an: Verliebte können die Ausstellung abends mit einem Gläschen Sekt genießen und erhalten einen Nachdruck eines Sim-Jü-Plakats als Geschenk. Da die Zahl der Teilnehmenden auf 20 Paare beschränkt ist, wird auch hier um Anmeldung gebeten (Tel. 02389/780773 oder losch@werne.de).
Weitere Aktionen, wie ein Abendvortrag und ein Urban-Sketching-Workshop, sind geplant.