Werne/Lünen. Konrad Linnemann steht an den Lippeauen in Lünen-Alstedde. Zwei laute Rufe reichen, und schon kommen rund 50 Highland- und Gallowayrinder in seine Richtung gelaufen. Seit 2001 hält und züchtet der Landwirt aus Werne die genügsamen und robusten Tiere mit dem dichten langen Haarkleid und den geschwungenen Hörnern, die ursprünglich aus Schottland stammen. Fast sechs Jahre lang leben die Tiere nun schon auf rund 50 Hektar unweit der Lippe im Naturschutzgebiet.
„Sie sind ganzjährig im Familienverband auf der Weide. Die Kälber bleiben bei der Mutter in der Herde“, erzählt Konrad Linnemann. Zwischen zwei und vier Mal pro Jahr werden einige Tiere geschlachtet und beim Hofverkauf an der Selmer Landstraße 141 angeboten – so auch am kommenden Wochenende (27./28. März) von 10 bis 16 Uhr sowie von 11 bis 15 Uhr.
„Unser Rindfleisch aus artgerechter Zucht hat mehr als Bio-Qualität“, erklärt Linnemann. Die Highlander und Galloways leben auf ungedüngten Flächen ohne Pflanzenschutzmittel, ansonsten kommen für sie nur Heu oder Brötchen „auf die Gabel“. Medikamente? Fehlanzeige! Die Rinder leben ganz ungezwungen in dem Naturschutzgebiet.
„Durch die natürliche Aufzucht und Ernährung, das langsame Wachstum und das relativ späte Erreichen des Schlachtgewichts ist das Fleisch sehr feinfaserig, schmackhaft und zart. Die Tiere haben keinen Stress. Das ist das A und O für leckeres Fleisch“, sagt Linnemann.
Einige wenige Tage alte Kälbchen gehören der Herde ebenfalls an. Manchmal kommt es vor, dass ein Neugeborenes mit der Flasche groß gezogen werden muss. Ein Fall für Tochter Eva Linnemann und Enkelin Mia. „Diese Tiere sind besonders zutraulich und erhalten von uns auch Namen“, zeigen beide auf Brownie, ein knuffiges und besonders zutrauliches Kälbchen in der Gruppe. Auf dem Hof in Werne genießt die 18 Jahre alte Jo, ebenfalls ein Flaschen-Kalb, jetzt ihren „Ruhestand“.
„Es sind einfach tolle Tiere mit einem liebenswerten Charakter.“
Konrad Linnemann über seine Rinder auf den Lippeauen in Lünen
Überhaupt macht den Highlandern und Galloways die menschliche Gesellschaft nichts aus. Zwar beobachten die Muttertiere ganz genau, wer sich ihren Kälber nähert. Doch Angriffslust ist für die ein Fremdwort. Selbst die Bullen sind ganz gelassen. „Die Heckrinder verhalten sich dagegen anders. Die verstecken sich lieber“, weiß Konrad Linnemann, der sich um diese Rasse an der Hammer Straße kurz hinter dem Gersteinwerk und an der Lünener Straße kümmert.
Vor der Coronakrise hat Familie Linnemann auch Führungen, unter anderem für Kindergartenkinder, angeboten, damit diese die Highlander und Galloways hautnah auf der Weide erleben können. „Es sind einfach tolle Tiere mit einem liebenswerten Charakter“, sagt Konrad Linnemann. Die Schlachtung einiger Rinder sei dennoch notwendig, „denn die Fläche reicht nur für eine bestimmte Herdengröße“.