Werne. Ich treffe mich mit Ina Katrin Sticken zu einem „Hunde-Spaziergang mit Spezialauftrag“ auf dem ehemaligen Zechengelände. Die Frührentnerin, die in Werne einen Gassi-Service anbietet, will eine Runde mit ihren beiden Pumi Elroy und Donatello sowie mit Gassi-Hund Kröte drehen.
Die temperamentvollen Pumi (terrierähnliche ungarische Treibhunde) bellen aufgeregt und können es kaum abwarten, dass es endlich losgeht. Und auch Kröte freut sich ganz offensichtlich auf den Auslauf. Katrin Sticken hat das notwendige Equipment für den Gassi-Gang dabei: Hundeleinen, Seilknoten zum Apport-Spiel, Hundepfeife und eine kleine Tasche mit den begehrten Leckerbissen für die Vierbeiner. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, der ganz besondere „Ordnungssinn“, den Elroy und Donatello gleich an den Tag legen werden, ist es allerdings schon.
Denn die beiden Spürnasen klauben vom Wegesrand auf, was dort nicht hingehört, und was Zweibeiner entlang der Spazierwege auf der Halde und an der Lippe gleichgültig bis rücksichtslos entsorgen. „Angefangen hat es vor zwei Jahren, als ich mich so über den Müll an der Lippe geärgert habe“, erzählt sie mir. Damals hat Elroy damit angefangen, einzusammeln, was dort nicht hingehört. Oft genug bringen die Hunde die Müllstücke auch schon unaufgefordert in die Tüte. Doch damit ist es nicht getan. Der Strand am Lippewehr wird nicht selten als Grillplatz genutzt. Neulich blieb hier ein Kugelgrill liegen, schildert Sticken. Den dazugehörigen Pappkarton sehen wir kurz darauf abseits vom Weg unerreichbar im Gebüsch hängen.
An diesem Tag ist der Papierkorb am Strandplatz geleert und Stickens erste gefüllte Mülltüte wandert hinein. Die von Elroy eingesammelten Pfandflaschen werden daneben gelegt, für die Pfandsammler, sagt sie. „Such apport“, sagt Ina Katrin Sticken zu Elroy und zeigt auf eine Flasche oder ein Verpackungsstück im Gestrüpp. Der siebenjährige Pumi ist hartnäckig und zerrt und zupft solange herum, bis die „Beute“ eingeholt ist.
Donatello dagegen ist für die Feinheiten zuständig, liest fleißig auch kleinste Schnipsel auf. „Er lernt das Apportieren der Fundstücke seit gut drei Monaten und ist sehr fleißig“, berichtet sie. Auf diese Weise kommen auf den Gassi-Gängen Plastikbecher, Papierschnipsel, Folienstücke, Glas- und Plastikflaschen, Dosen, Windeln und zahllose Papiertaschentücher zusammen und werden von den Vierbeinern gegen ein Leckerli brav in Frauchens Abfalltüte abgelegt.
Seit drei Jahren hat Sticken ihren Gassi-Service und stellt nebenher individuelle, handgenähte Hundeleinen und Halsbänder aus Tau und Leder in vielen Farben her. Ein paar Abfallkörbe – teilweise auch größere – könnten es mehr sein, findet Ina Katrin Sticken, oftmals seien die vorhandenen auch überfüllt. Das meldet sie dann, damit sie geleert werden. „Am Sonntag haben wir zwei Beutel
voll eingesammelt, am Montag auch“, sagt sie.
Auch bei unserer Runde am Dienstag kommen schon wieder reichlich Abfälle, die die Landschaft verschandeln, zusammen. Eine Kuriosität fischt dann Elroy aus dem Graben. Einen schwarzen Stöckelschuh, malerisch mit Moos überzogen, der hier wohl schon etwas länger lag.
Bei anderen Hundebesitzern und Spaziergängern ist Ina Katrin Sticken schon bekannt und wird begrüßt. Vor einigen Jahren ist sie von Schwelm nach Werne gezogen und hat es, wie sie sagt, nicht bereut. Sie mag die Spaziergänge in der Umgebung, besonders entlang der Lippe, und kann jene nicht verstehen, die den Müll hinterlassen. Den Gassi-Service bietet sie seit viereinhalb Jahren an, kann auf viel Erfahrung im Umgang mit Hunden zurückgreifen. Unterwegs geben sich Elroy, Donatello und Kröte denn auch gut erzogen, hören sofort auf das Kommando „an den Rand“, wenn etwa Passanten oder Radfahrer entgegenkommen.