Mittwoch, September 11, 2024

Stadtgeschichte: Rigoroser Kulturkampf in Werne

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Werne. Mit „Zug um Zug. Wernes Katholiken im Machtspiel zwischen Berlin und Rom“, legt der Werner Historiker und Autor Karl-Heinz Schwarze jetzt ein Buch vor, das sich in einer Neubearbeitung dem Kulturkampf und dessen Auswirkungen vor Ort widmet.

„Es ist die Zeit des Kulturkampfes. Dieser ist ein Machtspiel zwischen Staat und katholischer Kirche. Diese Auseinandersetzung betraf und bewegte die Empfindungen der Katholiken in Deutschland, vor allem im Königreich Preußen, in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wie kein anderes Ereignis“, schreibt er zum Rückblick in die Stadtgeschichte.

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Anlass, sich mit dem Thema zu befassen, sei das Gründungsjubiläum des Kapuzinerklosters gewesen, schilderte der Historiker, als er die frisch gedruckten Exemplare am Donnerstag (8. Juli) gemeinsam mit Buchhändler Hubertus Waterhues präsentierte. Das Buch basiert auf Arbeiten zu mehreren Schriften in verschiedenen Printmedien. Grundlage ist ein Beitrag Schwarzes in der Schriftenreihe des Heimatvereins Werne, das 2005 erschienen ist. „Der Stoff ist neu konzipiert, teils erweitert und ergänzt unter Berücksichtigung neuerer Literatur“, fasst er zu seiner exakt wissenschaftlichen Herangehensweise zusammen.

„Eine Fahndung nach dem Kapuzinerpater Chrysostomus Branze eröffnet im Buch den wechselvollen, spannenden Kampf. Der Pater wird polizeilich gesucht, weil er ,gesetzwidrig´ gehandelt hat. Sein Vergehen besteht darin, Messen gelesen, Beichte gehört und gepredigt zu haben; d. h., dass er seinen pastoralen Verpflichtungen nachgekommen ist“, schreibt Schwarze zum Thema.

Die Kleinstadt Werne sei von der Auseinandersetzung zwischen Berlin und Rom, zwischen Bismarck und Pius IX., besonders betroffen gewesen. Der Konflikt, vom Reichskanzler Otto von Bismarck ausgelöst, fand weltweit so großes Interesse, dass der Begriff „Kulturkampf“ in anderen Sprachen zum Fremdwort wurde. Priestern wurde unter harten Strafen verboten, ihre pastoralen Aufgaben zu erfüllen und das Kapuzinerkloster sei wie alle Klöster aufgelöst worden, ordnet Schwarze den europaweiten Zusammenhang des Geschehens ein. Die Empörung der Katholiken vor Ort sei groß gewesen, beschreibt er die rigoros geführten Auseinandersetzung.

Für die katholische Kirche habe der politische Druck des Staates und der liberalen Gegner eine dogmatische Fixierung und die Zentralisierung durch Pius IX. bewirkt. Erst Papst Johannes XXIII. beauftragte das Zweite Vatikanische Konzil 1962, die Kirche durch Reformen in die neue Zeit zu führen. Trotz umfassender Reformen wirkten die starken Spannungen zwischen Reform und Beharren innerhalb des Katholizismus bis heute, erläuterte Schwarze.

Das Buch mit 150 Seiten und zahlreichen Bilder, 20 davon farbig, ist ab sofort bei Bücher Beckmann zum Ladenpreis von 9 Euro erhältlich (ISBN 9783754306413).

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