Werne. Seit fast 50 Jahren lebt Ulrich Hoppe im Ausland, hat für zwei amerikanische Hotelkonzerne in 13 Ländern auf allen fünf Kontinenten gearbeitet. Jetzt verbringt er seinen Ruhestand in Neuseeland. Trotzdem bleibt der ehemalige General Manager der Stadt Werne verbunden: „Das ist meine Heimat, denn hier habe ich meine Jugend verbracht.“
Neuseeland, das liegt von Werne aus gesehen fast exakt auf der anderen Seite der Erdkugel. Die weite Anreise in die Heimat nehmen Ulrich Hoppe und seine Frau Ruth nur alle paar Jahre auf sich. Doch wenn Hoppe wieder nach Werne kommt, führt ihn einer seiner ersten Wege zum Marktplatz. Dort genießt er einen Rundblick über die historischen Fassaden. „Ich liebe die Innenstadt“, sagt er.
1957 war Ulrich Hoppe mit seinen Eltern und seiner Schwester von Münster nach Werne umgezogen. Hier besuchte er das Christophorus-Gymnasium. Nachdem er die Hotelfachschule in Heidelberg absolviert hatte, führte ihn sein Berufsweg zunächst in deutsche Großstädte wie Köln und Berlin.
1974 wurde er vom Berliner Hilton-Hotel ins Sidney Hilton versetzt. Von da an kehrte er nur noch nach Deutschland zurück, um Familie und Freunde zu besuchen. Zu Hause war er überall auf der Welt. Zusammengerechnet kommt er auf 21 Hotels in 13 Ländern auf fünf Kontinenten. „Für die Hotelkette Hyatt habe ich 29 Jahre gearbeitet, davon 26 Jahre als General Manager“, zählt er auf. „Es hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht, ich wollte niemals in einem anderen Beruf arbeiten.“ Auch wenn die Aufgabe, ein internationales Hotel profitabel zu leiten, kein Acht-Stunden-Job ist.
Bisweilen steckte Ulrich Hoppe mitten in politischen Krisenherden. 1978 erwischte er das letzte Flugzeug, das Ausländer während der Iranischen Revolution aus Teheran flog; 1990 blickte er mit seinen Gästen und Mitarbeitern von Dubai aus besorgt ins nahe Kuwait, wo der Erste Golfkrieg tobte. 1980 hörte Hoppe in Kairo die Schüsse, mit denen der ägyptische Staatsmann Anwar as-Sadat ermordet wurde.
Mit diesem starb die Hoffnung auf schnellere friedliche Lösungen im Nahostkonflikt. Zur Beerdigung reiste der israelische Ministerpräsident Menachem Begin an. Hoppes Hotel beherbergte den Friedensnobelpreisträger und seine Entourage. Am Ende seines Besuchs lud Begin den Hotelmanager in seine Suite zu einem Gespräch ein. Mittendrin fragte er Hoppe auf einmal, ob er Deutscher sei. Hoppe zögerte einen Moment. „Die Erinnerungen an den Holocaust waren damals ja noch sehr frisch“, erinnert er sich. Als er die Frage bejahte, sagte ein lachender Begin zu seiner großen Erleichterung: „It‘s a great country (Es ist ein großartiges Land).“ Dann lud er Hoppe ein, Israel zu besuchen.
„Wenn man erst einmal mit einem Westfalen Freundschaft geschlossen hat, dann für immer.“
Ulrich Hoppe aus Werne, Wahl-Neuseeländer
Die deutsche Geschichte beschäftigt Hoppe sehr; jetzt, wo er mehr Zeit hat, liest er viel dazu. Und diskutiert gern darüber, wenn er seine Schwester und deren Familie in Werne besucht. „Dann treffe ich mich auch mit alten Freunden aus meiner Schulzeit in Werne“, erzählt Hoppe. Trotz aller Verbundenheit zur alten Heimat verbringt Hoppe seinen Lebensabend in Neuseeland. „Das Land gehörte neben Australien und Kanada schon immer zu meinen Lieblingsländern“, sagt der 78-Jährige. „Und meine Frau ist Kanadiern und spricht kein Deutsch.“ In Neuseeland fühlt er sich wohl: „Die Lebensart ist nicht so hektisch wie in Deutschland, und die Natur ist fantastisch.“ Aber er vermisse die westfälische Küche und die deftig-herzliche Art der Westfalen: „Wenn man erst einmal mit einem Westfalen Freundschaft geschlossen hat, dann für immer.“