Werne. Mitten ins herrlichste Muttertagswetter brach ein Schneegestöber. Sekundenlang verschwanden Kater Findus und sein Ziehvater Pettersson im weißen Flockenwirbel, der aus der Requisite in die Freilichtbühne regnete. Rundherum strahlte jedoch die Maisonne ebenso wie kleine und große Zuschauer. Die erste Premiere nach zwei Jahren Coronapause bescherte der Freilichtbühne Werne ausverkaufte Ränge.
Mit den Geschichten von „Pettersson und Findus“ startete die Spielschar in die Saison 2022. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause merkte man den Darstellerinnen und Darstellern die Freude an, endlich wieder im grünen Bühnenrund agieren zu dürfen. Auch im Publikum herrschte eine gelöste Stimmung. Lebhaft griffen Kinder und Erwachsene jede Gelegenheit auf, die sich ihnen zum Mitmachen bot.
Und davon gab es einige. Wie es gute Tradition in der Freilichtbühne Werne ist, bezog die Regie von Franca Neumann und Christian Neugebauer das Publikum regelmäßig ein. Da bat Findus die Kinder, mit ihm zusammen nach dem unwilligen Pettersson zu rufen – der sich der Kraft aus hunderten Kehlen nicht widersetzen konnte. An anderer Stelle wollte Findus von den Mädchen und Jungen bestätigt haben, dass Pettersson seinen Tüftlerfähigkeiten vertrauen konnte. Und auch andere Rollen traten wiederholt in Dialog mit den Zuschauern.

Franca Neumann und Christian Neugebauer hatten verschiedene Bilderbuchgeschichten rund um den kessen Kater und den zerstreuten Tüftler amüsant in Szene gesetzt. Und zwar so, dass alle Generationen auf ihre Kosten kamen. Die Kinder gackerten ebenso vergnügt wie Petterssons Hühner, als der einen Schlechte-Laune-Tag hat und angesichts von Findus’ ungebrochener Fröhlichkeit aus der Haut fährt. Als der eitle Gockel Caruso „Hier bin ich Hahn, hier darf ich’s sein“ kräht, belustigt das verballhornte Faust-Zitat vor allem die erwachsenen Zuschauer.
Die Geschichten wurden ebenso witzig wie temporeich inszeniert. Als Findus einen Stier in bester Torero-Manier ablenkt, unterstützt ihn das Publikum mit lauten „Olé“-Rufen im Takt zum Carmen-Marsch. Für einen Knalleffekt sorgt am Ende Bauer Gustavsson, der in eine von Pettersson und Findus präparierte Fuchsfalle tappt – und eine Pfefferbombe auslöst. Dazu zog das wie gewohnt mit viel Liebe zum Detail gestaltete Bühnenbild die Blicke auf sich. Alles war da, was die Leser aus den Büchern kennen – die gemütliche Wohnküche mit den grünen Schränken und den sonnengelben Vorhängen, ein feuerwehrautorotes Klohäuschen als Rückzugsort für Findus, der Hühnerstall mit Strohsockeln zum Eierlegen.

Tom Neugebauer und Holger Schulte gaben als Findus und Pettersson ein herrlich ungleiches Paar ab. Schulte wirkte rührend komisch in seinen hilflosen Versuchen, Findus wenigstens etwas zu disziplinieren. Neugebauer tapste sich vorwitzig und katerschlau in die Herzen der Zuschauer. Die Hühnerschar – angeführt von Vivian Zurstraßen als Oberhuhn Prillan – gackerte in überzeugender Harmonie und Marius Przybilla krähte sich als Hahn Caruso nach Herzenslust die Seele aus dem Leib. Insgesamt standen 44 Akteure auf der Bühne und erhielten immer wieder Szenenapplaus. Die stürmischen Beifallsbekundungen am Schluss des Stückes schallten dann weit über das Bühnenrund hinaus. Endlich wieder!
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