Werne. Trotz heftiger Regenfälle begrüßte Werner Thiemann im Namen der Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße (BIN) am Sonntagnachmittag am Stiegenkamp zehn Teilnehmer zur dritten Naturwanderung mit Dr. Götz Loos.
Ausgerüstet mit Regenschirm nahm er nach einführenden Worten kritisch Stellung zu dem Gebiet, welches wesentlich durch Ackerbau und konventionelle Landwirtschaft geprägt sei, berichtet Gaby Peisker für die BIN von der Veranstaltung.
Loos lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ackersäume, die ebenso wie Wiesen, Weiden, Straßen-, Gehölz- und Bachränder als Grünland einzustufen seien. Zweifellos hätten sich diese Biotope durch direkte Düngung, Stickstoffeinträge und Immissionen aus der Luft im Laufe des fast dreißigjährigen Beobachtungszeitraumes ungünstig entwickelt. Dennoch seien es Elemente der Münsterländer Parklandschaft und als solches ein wichtiges kulturelles Schutzgut.
Auf der gemeinsamen Beobachtungstour wurden unter anderem der Rotmilan und die Rohrweihe, die unter Naturschutz steht, gesichtet. Kritische Worte fand der Experte auch zu den dortigen Blühstreifen, weil sie zu wenig einheimische Arten aufwiesen.
Zinnien und Cosmea seien schön anzusehen als Gartenpflanzen, aber kaum als Nahrungspflanzen für Wildbienen geeignet und außerdem einjährig. Einheimische Blütenpflanzen wie Glockenblumen, Wiesenflockenblumen, Hornklee oder auch der Natternkopf seien hingegen die Nahrungspflanzen der Wildbienen.
Dr. Loos erinnerte an die Flurbereinigungen der 60er Jahre, welche zu einer ausgeräumten Landschaft geführt hätten. Das sei gut für die industrialisierte Landwirtschaft, aber schlecht für den Biotoptyp Hecke, schilderte er die wichtigen Funktionen der Flurhecken als Windfang oder auch als Rückzugsraum unglaublich vieler Pflanzen und Kleintiere. Im Herbstkleid böten die Hecken ein Anlaufziel für vielen Tierarten wie Insekten, Spinnen und Kleinsäugern. Besonders angetan war die Gruppe von den Stieglitzen oder Distelfinken.
Der Naturführer reicherte mit seiner Expertise die Wanderung mit vielen Informationen für die Teilnehmer an und wird auch eine Winter-Exkursion anbieten.