Werne. Wer am vergangenen Wochenende zu später Stunde beispielsweise zwischen Herbern und Werne unterwegs gewesen ist, könnte Zeuge eines ungewohnten Spektakels geworden sein, denn mit Ausleuchtung sind landwirtschaftliche Fahrzeuge auf einigen Feldern unterwegs gewesen, um die restliche Getreideernte einzuholen.
“Das war eine Ernte, wie wir sie höchstens einmal pro Generation brauchen“, sagt Robert Schulze Kalthoff, Sprecher der Landwirte in Werne. Statt Getreide für Brot ist nach einer Regenzeit von etwa vier Wochen lediglich Futtergetreide von den Feldern geholt worden.
Das bestätigt auch Hans-Heinrich Wortmann, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe, der auch den Kreis Unna umfasst: „Brotweizen und Brotroggen hatten witterungsbedingt in den meisten Fällen so stark reduzierte Backeigenschaften, dass daraus kein Brot gebacken werden kann, sondern es als Tierfutter dient oder – sollte auch das nicht mehr möglich sein – es energetisch in Biogasanlagen genutzt wird.“

Viele der Kollegen von Robert Schulze Kalthoff haben starke Verluste verzeichnen müssen. “Beim Roggen ging es noch, aber bei Triticale und Weizen sah es überwiegend schlecht aus. Weizen konnte teilweise überhaupt nicht geerntet werden, da gibt es Verluste von bis zu 100 Prozent“, so der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsverbandes Werne.
Die Kartoffelernte läuft derzeit in Werne noch weiter. Teilweise haben die Landwirte zudem mit der Maisernte begonnen. Der Mais hat im Gegensatz zu 2021 in diesem Jahr ein rekordverdächtiges Wachstum hingelegt und misst oftmals über drei Meter.
Das klassische Erntedankfest wird in diesem Jahr dennoch wohl nicht bei allen Landwirten schon am ersten Oktoberwochenende gefeiert. “Die Silomaisernte läuft, aber das Dreschen wird sich wohl in die zweite oder dritte Oktoberwoche verlagern, weil die Witterung die Abreife im Mais beeinflusst hat“, so Robert Schulze Kalthoff.