Samstag, Juli 27, 2024

WG mit Stadtmarketing: Bücher Beckmann zieht zur Bonenstraße

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Werne. Es ist das Ende einer jahrhundertealten Tradition und zugleich der Aufbruch in eine neue Zeit: Bücher Beckmann verlässt den Kirchplatz.

Gemeinsam mit der Stadtmarketing GmbH wird Buchhändler Hubertus Waterhues dem ehemaligen Modehaus Herren Kroes/Schmersträter an der Bonenstraße wieder Leben einhauchen. Waterhues will damit die Weichen für die Zukunft seines Unternehmens stellen und der Stadt Werne langfristig den Erhalt eines inhabergeführten Buchhandels sichern.

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„Wir gründen eine WG“, sagte am Freitagmorgen (17.02.2023) Lars Werkmeister, Geschäftsführer der Werne Marketing GmbH, in einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch. Einen Tag nach dem Bekanntwerden der Umzugspläne des Stadtmarketings ins Obergeschoss des seit einem Wassereinbruch leerstehenden Hauses an der Bonenstraße berichteten die Beteiligten beim Ortstermin, welches Konzept sich dahinter verbirgt. Ein Konzept, das Schule machen könnte, um die Werner Innenstadt weiter zu beleben, so die Hoffnung der Beteiligten.

Das ist geplant: Die Buchhandlung zieht ins ehemalige Modehaus ins Erdgeschoss und bietet dort Platz für das Tourist-Büro, das sich derzeit noch im Gebäude der Sparkasse befindet. Die Büros des Stadtmarketings im ersten Obergeschoss sind über die vorhandene Treppe durch das Geschäft erreichbar. Das Gute daran: Buchhandel und Tourist-Büro sorgen für Kundenfrequenz und der Info-Tresen wird auch außerhalb der Öffnungszeiten des Stadtmarketings für Besucher zur Verfügung stehen. „Unsere Mitarbeiterinnen springen dann ein“, so Hubertus Waterhues. Und er ergänzt: „Das Tourist-Büro wird einen attraktiven Platz in unserem Geschäft erhalten und nicht in die Ecke geschoben.“

Ungewöhnliches Konzept

Als Waterhues vor Monaten die Idee entwickelte, lief er bei den Beteiligten offene Türen ein. Mit den Eigentümern des Gebäudes, Dietmar Heinen und Andreas Thiveßen vom Immobilien-Unternehmen „Hausgesucht“, war er sich schnell einig und auch Lars Werkmeister von der Stadtmarketing GmbH erkannte die Vorzüge des ungewöhnlichen Konzeptes.

Der Vorteil: Heinen und Thiveßen sind bereits im jetzigen Gebäude am Kirchplatz Vermieter der Buchhandlung. Für diesen Standort suchen sie nun eine Nachfolge-Nutzung. „Eine Gastronomie bzw. ein Café wären an dieser Stelle optimal“, so Heinen im Pressegespräch. Bis zum Umzug der Buchhandlung vergeht aber noch etwas Zeit. Die beiden Investoren rechnen an der Bonenstraße mit einer Renovierungs- und Umbauzeit von rund einem Jahr. „Ich wünsche mir, dass wir Anfang Januar 2024 eröffnen können“, sagte Hubertus Waterhues.

Das Geschäft der ehemaligen Druckerei Beckmann am Kirchplatz ist bereits seit 1875 eng mit dem Thema Buch verbunden. 1980 wurde aus dem früheren Schreibwaren-Fachgeschäft eine Buchhandlung, als Jürgen Zimmermann vom Standort Burgstraße umzog. 2008 übernahm Hubertus Waterhues das Geschäft, der seit 1995 in der Buchhandlung tätig ist. „Jetzt gehen wir auf Wanderschaft“, sagte der Geschäftsmann, der sich seit vielen Jahren als Kaufleute-Vertreter in der Gemeinschaft „Wir für Werne“ engagiert.

Neuanfang für Buchhandlung

Mehrere Gründe sprechen laut Waterhues für den Neuanfang an anderer Stelle. Die Magdalenengasse habe eine starke Publikums-Frequenz gehabt, die aber durch den Wechsel in mehreren benachbarten Geschäften deutlich zurückgegangen sei. „Früher standen die Leute am Tabakwarenladen gegenüber Schlange, um ihren Lottoschein abzugeben“, nannte der Geschäftsmann nur ein Beispiel.

Zum anderen sei aufgrund der baulichen Gegebenheiten und des Denkmalschutzes ein barrierefreier Zugang nicht möglich. „Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Rollatoren können unser neues Geschäft ebenerdig erreichen“, so Waterhues. Auch wenn der neue Standort modern eingerichtet und mit neuester Technik ausgestattet wird, bleibe die Buchhandlung ihrer langjährigen Tradition treu. Waterhues: „Der Name Bücher Beckmann steht für diese Tradition. Deshalb werden wir ihn behalten.“

Der Händler ist überzeugt, dass sein Buchhandel am jetzigen Standort keine Überlebenschance hat. „Ich mache das vielleicht noch zehn Jahre. Dafür reicht es“, sagte Waterhues. Sein Ziel sei aber, das Unternehmen für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zukunftsfähig zu machen: „Mir liegt Werne sehr am Herzen. Und zu einer funktionierenden Innenstadt gehört eine Buchhandlung.“ Der neue Standort biete dafür die optimalen Voraussetzungen.

Impuls für die Innenstadt

Stadtmarketing-Chef Lars Werkmeister sprach von einem gemeinsamen Impuls für die Belebung der Innenstadt. „Der Einzelhandel befindet sich im Wandel und wir brauchen neue Wege, um ihn zu stärken“, so Werkmeister. Die Zusammenarbeit könne eine Anregung für andere Geschäftsleute und Eigentümer sein, innovative Ideen zu entwickeln.  Der „schöne Platz in Scharnierlage zwischen den beiden Fußgängerzonen“ erfahre durch das neue Konzept eine deutliche Aufwertung.

Werkmeister reagierte im Pressegespräch auch auf die Kritik der FDP-Fraktionsvorsitzenden Claudia Lange am großzügigen Platzangebot für die Mitarbeiter des Stadtmarketings (wir berichteten). Richtig sei, dass den 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der GmbH, darunter seien mehrere Teilzeitstellen, 200 Quadratmeter zur Verfügung stehen sollen. Dabei handele es sich aber nicht um reine Bürofläche, sondern enthalten seien auch der Flur, ein Besprechungsraum und die Sanitäranlagen. Vier Büros seien im ersten Obergeschoss geplant, ein rund 30 Quadratmeter großer Raum im zweiten OG stehe im Bedarfsfall auch anderen Mitarbeitern der Stadtverwaltung zur Verfügung. 

Dietmar Heinen und Andreas Thiveßen von „Hausgesucht“ freuen sich über die Zusammenarbeit mit Hubertus Waterhues und die Stadtmarketing GmbH. „Wir werden in Werne keinen H&M oder ähnliche Geschäfte ansiedeln können, weil es keine Ladenlokale gibt, die den Anforderungen dieser Unternehmen genügen“, so Heinen. Deshalb sei es wichtig, neue Wege einzuschlagen, um die Innenstadt attraktiv zu halten.

Übrigens: Die Gasse zwischen Bonenstraße und Marktplatz soll nach dem Umbau wieder geöffnet werden, allerdings nur zu den Öffnungszeiten des Geschäftes. Über Nacht wird sie durch Rolltore gesichert. Hubertus Waterhues ruft die Werner Bürger auf, einen neuen Namen für die „Kroes-Passage“ genannte Gasse zu finden. „Ich habe schon an Büchertunnel gedacht. Aber vielleicht gibt es bessere Vorschläge“, lädt der Buchhändler zu einem Ideenwettbewerb ein. Der Gewinner erhält einen Buch-Gutschein im Wert von 50 Euro.

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