Werne. Zuletzt wurden die Städte Lünen, Werne, Selm, Ascheberg und Lüdinghausen „knietzschifiziert“. In Zusammenarbeit mit der Autorin Anja von Kampen organisierten die Koordinatorinnen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Lünen (AKHD) eine einzigartige Plattform zur Auseinandersetzung mit dem oft tabuisierten Thema Tod.
Der Vormittag begann im Gymnasium St. Christophorus in Werne, wo Schülerinnen und Schüler eingeladen waren, sich intensiv mit Fragen rund um das Leben und den Tod auseinanderzusetzen. In einem kreativen und offenen Rahmen konnten die Jugendlichen ihre Gedanken und Gefühle zu diesem schweren Thema äußern, eigene Erfahrungen mit Tod teilen und sich mit der Literatur „Knietzsche und der Tod“ auseinandersetzen.
Durch den interaktiven Austausch wurde jegliche Zurückhaltung schnell überwunden, und es entstand ein Raum für ehrliche Gespräche über die Endlichkeit des Lebens. Besonders lebendig erlebten die Teilnehmenden das Philosophieren über das Leben vor und nach dem Tod sowie auch das Gespräch über kulturelle Unterschiede im Umgang damit. Mutig tauschten sich die Schülerinnen und Schüler auch über ein noch größeres Tabuthema aus: den Suizid. Es wurden Beweggründe und Möglichkeiten zur Prävention diskutiert, aber auch abschließend die Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebensglücks resümiert.
Am Nachmittag und Abend fanden im AKHD Lünen Workshops statt, die sich an geladene Unterstützer/innen, Freund/innen, Familien, Ehrenamtliche sowie auch Lehrer- und Erzieher/innen richteten. Diese Veranstaltungen boten nicht nur einen Raum für Austausch und Reflexion, sondern auch kreative Ansätze zur Verarbeitung des Themas. Der TapeArt Künstler miNo war vor Ort und gestaltete während der Workshops einen beeindruckenden Knietzsche – die künstlerische Figur von Anja von Kampen -, der das grüne Band symbolisch für die Solidarität zur Kinder- und Jugendhospizarbeit hochhält und mit dem man sich dem Thema Tod, aber noch vielen weiteren Lebensthemen, auf leichte Weise nähern kann.
„Es ist wichtig, dass wir mit Kindern und Jugendlichen über den Tod sprechen“, erklärte Anja von Kampen, „damit das Unerträgliche erträglich wird. Denn auch wenn wir wissen, dass der Tod zum Leben gehört, ist er gleichzeitig ein großes Mysterium, weil niemand wirklich weiß, was danach passiert. Das öffnet Raum für individuelle tröstende Gedanken, die wiederum Leichtigkeit bringen.“
Aber was ist denn nun eine „Knietzschifizierung“? Die „Knietzschifizierung“ ist ein bundesweites Projekt, um Schülerinnen und Schülern kostenlosen Zugang zu Literatur über den Tod zu ermöglichen und somit erhalten alle Schulen im Einzugsgebiet des AKHD das Buch „Knietzsche und der Tod“ für die Schulbibliotheken.
Die Veranstaltung des AKHD Lünen hat gezeigt, dass es möglich ist, schwere Themen auf eine zugängliche Art zu behandeln. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv; viele berichteten von einer neuen Perspektive auf das Leben und den Tod sowie von einem Gefühl der Gemeinschaft und Unterstützung.
„Wir freuen uns sehr über die wohlwollende Resonanz aus allen Richtungen und vor allem, dass wir gemeinsam mit Anja und Knietzsche ein Stück zur Enttabuisierung beitragen können. Knietzsche und der Tod ist ein leicht verständliches Buch für Jung und Alt – unserer Meinung nach das Beste, dass es gibt“, berichten Nicole Bunk und Andrea Schmelzer, Koordinatorinnen des AKHD Lünen.