Werne. Fast eine Viertelstunde lang kam Pater Romuald Hülsken aus dem Händeschütteln nicht mehr heraus. Der frühere Guardian des Kapuzinerklosters Werne begrüßte 48 Menschen aus der Stadt an der Lippe in seiner neuen Wirkungsstätte, dem Kloster Clemenswerth bei Sögel.
Organisiert hatten die Fahrt ins Emsland die Freunde des historischen Stadtkerns Werne und der Freundeskreis Kapuzinerkloster Werne unter Federführung ihrer jeweiligen Vorsitzenden Karl-Heinz Schwarze und Gregor A. Zumholz.
Zunächst stand eine Besichtigung des Schlosses auf dem Programm. Clemens August von Bayern, Fürstbischof von Münster, hatte die Anlage 1747 als Jagdschloss errichten lassen – nach Plänen des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun. Der war den Wernerinnen und Wernern aufgrund seiner Mitwirkung am ebenfalls fürstbischöflichen Schloss Nordkirchen gut bekannt. Da der zentrale Schlosspavillon nur für den hochrangigen Jagdherrn sowie handverlesene Diener und Ehrengäste gedacht war, wurde die Gruppe aufgeteilt. Ein Teil wurde von Rudolf Stricker geführt, der andere von Dr. Detlef Neuhaus.
„Die Anlage ist gebauter Absolutismus“, erklärte Stricker seiner Gruppe. Sie besteht aus mehreren Pavillons. Von diesen aus führen alle Wege zum Mittelpunkt: dem zentralen Bau für den Fürstbischof. Er wurde höher und dekorativer errichtet als die übrigen Pavillons. „Der Fürst thront in der Mitte, umgeben von seinen Untertanen“, erläuterte Stricker das Konzept. Clemens August vereinte weltliche und geistliche Macht in seiner Person. Der Spross aus dem Herzogshaus der Wittelsbacher war Bischof von Paderborn, Münster, Hildesheim und Osnabrück sowie Hochmeister des Deutschen Ordens und Erzbischof von Köln.
Beim Rundgang durch das Schloss erlebten die Gäste, wieviel Luxus sich auf wenig Raum unterbringen ließ – vom exquisiten Reiseporzellan aus Meißen über teure Duftwässerchen zu wandhohen Gobelins. Ebenfalls ein hoher Komfort in damaliger Zeit: eine größere Zahl von Latrinen hinter der Küche. „Die Hunde wurden zu jener Zeit besser ernährt als die Menschen im Umland, denn die Jagd war das wichtigste Freizeitvergnügen des Adels“, sagte Stricker. Und die Armut im moorreichen Emsland sei groß gewesen, noch nach dem Zweiten Weltkrieg habe es als „Armenhaus“ Deutschlands gegolten.
Das geistliche Wohl der Region lag dem jagdsportlichen Clemens August aber sehr wohl am Herzen. „Das Kloster hier war von Anfang an als Teil des Schlosses geplant“, betonte Pater Romuald, als er seine Gäste durch die Klosterkirche führte. Die Kapuziner in Clemenswerth bildeten eine Art katholischen Stützpunkt in unmittelbarer Nähe zu den protestantischen Niederlanden.
1741 sei der Kapellenpavillon eingeweiht worden. Seine üppige Rokoko-Ausstattung soll einen Bayern zu dem Bonmont „die nördlichste Barockkirche Bayerns“ inspiriert haben. Beim anschließenden Rundgang durch den Klostergarten bestaunten die Werner die riesige akkurat beschnittene Taxushecke, die den Garten abschirmt. „Ihr Grundstock soll sogar auf die Anfangszeiten des Klosters zurückgehen“, berichtete Pater Romuald. Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch in der Ikonenwerkstatt von Bruder Franz Beer. Er ist in Werne kein Unbekannter: Unter seinen Händen entstand die Ikone von Anicet Koplin, die seit ein paar Jahren in Wernes Klosterkirche hängt. Der „Vater der Armen“ von Warschau wirkte vor dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls in Werne und Clemenswerth.