Montag, Oktober 13, 2025

„Viel, herausfordernd, sehr erfüllend“ – Lothar Christ im Interview

Anzeige

Werne. Im Gespräch mit WERNEplus blickt der scheidende Bürgermeister auf seine Amtszeit zurück, auf seine Erfolge, aber auch Misserfolge. Und er erklärt, was es für ihn bedeutet, Bürgermeister der Stadt Werne zu sein.

Sie sind parteiloser Bürgermeister. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Fraktionen im Stadtrat erlebt und wie den Umgang mit den Werner Bürgern?

- Advertisement -

Die Zusammenarbeit mit den Fraktionen war aus meiner Sicht immer gut und konstruktiv. Natürlich gibt es auch Streitpunkte oder unterschiedliche Ansichten. Wäre schlimm, wenn nicht. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Parteilosigkeit positiv gesehen. Wobei ich immer sage, es gibt gute und nicht so gute Bürgermeister. Völlig unabhängig davon, ob sie ein Parteibuch besitzen.

Immer öfter treten Bürgermeister und Kommunalpolitiker vom Amt zurück, weil sie beschimpft oder sogar bedroht werden. Haben Sie das auch erlebt?

Wenig. Die große Mehrheit verhält sich völlig korrekt und begegnet einem respektvoll und anständig. Und meist auch freundlich. Aber die Anzahl derer, die verbal in eine untere Schublade greifen, wird größer. Direkte Bedrohungen hat es kaum gegeben. Ich will nicht sagen gar nicht, aber nicht so, dass ich Angst bekommen hätte. Wenn Sie mich nach einem Beispiel fragen, so ist in der Corona-Zeit bei Telegram mal der Satz gefallen: „Lass uns doch mal gucken, wo der Bürgermeister wohnt…“  Zum Glück ist es dabei geblieben. Fakt ist: Es muss vieles getan werden, um dem Trend zu einer Verrohung der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Bürgermeister Lothar Christ hatte am Donnerstag, 17. Februar, seine Unterschrift unter die Charta 2030 der Fairen Metropole Ruhr gesetzt und folgte damit dem Ratsbeschluss vom 8. Dezember 2021. Foto: Viefhues
Bürgermeister Lothar Christ hatte am Donnerstag, 17. Februar, seine Unterschrift unter die Charta 2030 der Fairen Metropole Ruhr gesetzt und folgte damit dem Ratsbeschluss vom 8. Dezember 2021. Foto: Viefhues

Durch die sozialen Medien hat sich das Zusammenleben auch in Werne in den vergangenen Jahren stark verändert. Wie sind Sie damit umgegangen?

Die sozialen Medien sind Fluch und Segen zugleich. Zum einen führt die gewisse Distanz und Anonymität dazu, dass der eine oder andere sich im Ton vergreift oder unsinnige Äußerungen von sich gibt. Zum anderen ist das eine Welt, die da ist, die man in so einer Funktion nicht ignorieren sollte. Deshalb war ich da zwar präsent, aber in Maßen.

„Die Mitarbeitenden im Stadthaus haben große Kompetenzen und auch in der Politik gibt es viel Erfahrung und gute Ideen. Am besten arbeitet man im Miteinander.“

Der Rat von Lothar Christ an seinen Nachfolger

Auf ihre Nachfolge bewerben sich fünf Kandidaten. Fast wären es sogar sechs geworden. Wie finden Sie das?

In erster Linie ist das gut und demokratisch. Werne hat so eine große Auswahl wie nie zuvor. Bewerten will und darf ich die Kandidaten nicht. Das wäre auch nicht anständig.

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

Gute Frage. Viel kommunizieren mit der Bürgerschaft, mit der Politik und mit der Verwaltung. Fast alles hat zwei Seiten. Beide Seiten betrachten, dann werten und entscheiden. Die Mitarbeitenden im Stadthaus haben große Kompetenzen und auch in der Politik gibt es viel Erfahrung und gute Ideen. Am besten arbeitet man im Miteinander.

Linn Julia Temmann und Bürgermeister Lothar Christ wollen den Dialg mit den Bürger/innen erweitern und vertiefen. Foto: Stadt Werne
Linn Julia Temmann und Bürgermeister Lothar Christ vertieften den Dialg mit den Bürger/innen. Foto: Stadt Werne

Was sind die größten Probleme, die der neue Bürgermeister mit Priorität angehen muss?

Die Entwicklung von Wohnen, Gewerbe und Innenstadt. In allen Bereichen ist jeweils eine gute Vorarbeit geleistet und sind Vorbereitungen getroffen worden. Die Projekte und Ideen müssen aber konsequent weiterverfolgt und zur Umsetzung gebracht werden.

Sie stammen aus Ostfriesland. Werne ist Ihre Wahlheimat geworden. Und Sie haben angekündigt, dass sie der Stadt als Bürger treu bleiben wollen. Warum?  

Weil wir, das heißt die gesamte Familie, uns hier wohl fühlen. Wir sind gerne in Werne.

In ihrer Amtszeit haben sie das neue Bad eröffnet. Trifft man den Altbürgermeister in Zukunft gemeinsam mit anderen Rentnern häufiger im Solebecken. Oder anders gefragt:  Was sind ihre Pläne für die Zukunft?

Ja, öfter mal ab ins Solebad gehen, gehört tatsächlich zu meinen guten Vorsätzen. Allerdings sollte ich besser Bahnen im Freibad ziehen als in die warme Sole zu gehen. Ich muss nämlich wieder mehr Sport machen. Fahrradfahren gehört auch dazu. Und beruflich: Ich will nicht gleich am 1. November in die nächste größere Herausforderung starten. Ich werde mir aber eine neue Aufgabe suchen.

Zum Schluss: Wie würden Sie das Bürgermeisteramt in einem Satz oder mit drei Worten beschreiben?

Viel, herausfordernd, aber auch sehr erfüllend.

Hier finden Sie Teil 1 des großen Interviews mit dem scheidenden Bürgermeister.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Therapiepferd Stella (36): Störrisch, herzlich und unvergessen

Werne. Am 13. Oktober 1989 erblickte eine kleine Fuchsstute namens Stella das Licht der Welt, eine Geburt, die den Anfang einer inzwischen 36-jährigen Legende...

Gespenstisch gut: „Ghost“ kommt zur Sim-Jü 2025 wieder nach Werne

Werne. Zum Sim-Jü-Start am 25. Oktober kommt mit dem Laufgeschäft „Ghost“ eine neue Art des Gruselns in die Stadt. In einem Zwei-Etagen-Dschungel hat Inhaber...

Bonenstraße bleibt Anlaufstelle für Schützen – mit neuem Konzept

Werne. Mehr Zeit für sich haben und weiterhin für Kunden da sein: Nach diesem Motto ändern Ingrid und Michael Peters zum 1. Januar 2026...

Joker Chris Thannheiser kam, sah und schoss das Siegtor

Werne. In einem Spiel auf Augenhöhe hatte der Werner SC das bessere Ende für sich. Der 2:1 (0:1)-Erfolg über den SV Dorsten-Hardt war der...