Werne. Rote Schuhe auf den Stufen des Stadthauses und eine weitere orangene Bank, aufgestellt im Stadtpark am Gradierwerk, unterstrichen am 25. November 2025 in Signalfarben die Forderung: „Stoppt Gewalt gegen Frauen – keine Femizide mehr“.
Zum jährlichen „Orange Day,“ dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November, hatte Wernes Gleichstellungsbeauftragte Monika Eichmanns zu einem Gedenkmarsch durch die Innenstadt zum Stadtpark eingeladen, um dort die zweite Bank in leuchtendem Orange freizugeben, als Mahnung gegen die tägliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen – weltweit, in Deutschland, in unserem Kreis und in unserer Stadt.
Rund 40 Teilnehmende hatten sich zum Auftakt vor dem Stadthaus versammelt, die sich mit dieser Aktion vielen weiteren im Kreis Unna anschlossen und ihrerseits mit Farbakzenten und Lichtern die Aufmerksamkeit auf die steigenden Zahlen von Gewalt gegen Frauen lenkten.

Lars Hübchen: Schutz und Beratung gemeinsame Verantwortung
Bürgermeister Lars Hübchen wandte sich an die Runde. Femizide, also die Tötung von Frauen weil sie Frauen sind, und andere Taten geschähen im Kontext von Partnerschaft, Trennung und häuslicher Gewalt. Frauen erlebten so oft Jahre voller Angst. Bei Schutz und Beratung gebe es Lücken, es fehlten Frauenhaus-Plätze und Beratungsstellen. Daran müsse man aktiv arbeiten, so der Bürgermeister. „Haltung zeigen, Beratung sichtbar machen und sensibilisieren“, umriss der den „Weg der gemeinsamen Verantwortung“.
Mit Monika Eichmanns und Bürgerdialogmanagerin Dr. Linn-Julia Temmann an der Spitze ging es dann durch die Fußgängerzone zum Marktplatz und weiter bis zur leuchtend orange gestrichenen Bank.
Monika Eichmanns: Gewalt gegen Frauen kein privates Problem
„Gewalt gegen Frauen ist kein privates Problem. Wir stehen hier geschlossen zusammen“, so Eichmanns. Sexualisierte Gewalt, Menschenhandel, Gewalt und Tötungen werden in den allermeisten Fällen (80 Prozent) von Partnern und Ex-Partnern ausgeübt. Als Femizide benannt würde die Tötung von Frauen aber nicht. Als Motive nannte sie die Ablehnung von Gleichberechtigung, Besitzanspruch, Frauenhass aber auch extremistische Propaganda und digitale Gewalt. „Es sind erschreckende Zahlen“, verwies sie auf einen Zuwachs von 3,6 Prozent.

Polizeistatistik: 308 getötete Frauen in Deutschland im Jahr 2024
Laut Polizeistatistik wurden „im Jahr 2024 insgesamt 53.451 weibliche Opfer von Sexualdelikten erfasst (plus 2,1 Prozent, 2023: 52.330). Knapp die Hälfte war zum Tatzeitpunkt minderjährig. Die meisten dieser Frauen und Mädchen wurden Opfer von sexueller Belästigung (36,4 Prozent), Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff (insgesamt 35,7 Prozent) sowie sexuellem Missbrauch (27,5 Prozent).
Es wurden 308 Mädchen und Frauen getötet. Tötungsdelikte an Frauen können über die Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nicht als „Femizide“ im Sinne des allgemeinen Verständnisses „Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist“ interpretiert werden, da keine bundeseinheitliche Definition des Begriffs „Femizid“ existiert und in der Polizeistatistik keine Tatmotivation erfasst wird.“ (Quelle: Bundesministerium des Innern, Bericht „Straftaten gegen Frauen und Mädchen nehmen weiter zu – Häusliche Gewalt auf Höchststand“ vom 21. November 2025)
Hohe Dunkelziffern und Forderung nach Veränderung
Eichmanns verwies vor diesem Hintergrund zudem auf die hohe Dunkelziffer von Taten, die nicht zur Anzeige kämen. „Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema, sondern ein Angriff auf unsere gemeinsame Menschlichkeit. Jede Frau, die bedroht, verletzt oder getötet wird, ist eine Frau zu viel. Als Stadt Werne wollen wir hinsehen, aufmerksam machen, stärken und begleiten – und wir lassen die Betroffenen nicht allein.“

Gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten und dem Frauenforum Kreis Unna arbeite man für ein konsequentes Handeln zum Schutz von Frauen zusammen. Vor Ort fehle beispielsweise eine Beratungsstelle, denn die Kreisstadt sei für die Betroffenen nicht leicht zu erreichen. Man müsse eine Beratung für Mädchen und Frauen aufbauen.
Über Interesse und Beteiligung an der Gedenktaktion zeigte sich Eichmanns sehr erfreut und sagte: „Der 25.11. ist keine Symbolik, sondern Auftrag und Verpflichtung. Es geht um Sichtbarkeit und Veränderung. Bleiben Sie wachsam.“






















