Sonntag, Juli 13, 2025

Impulse auf dem Klosterweg berühren Herz und Geist

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Werne. (kra-) Wer pilgert, der wandert zwar auch, er macht aber neben der Bewältigung körperlicher Herausforderungen und dem Entdecken interessanter Orte noch einige zusätzliche Erfahrungen.

Das erlebten neun Mitglieder des Fördervereins Jakobsweg Werne am vergangenen Wochenende auf dem spirituellen Wanderweg vom Bergkloster Bestwig zur Abtei Königswinter in Meschede außergewöhnlich intensiv. „Die Impulse, die unsere Klostertour ausgelöst hat, haben Herz und Geist berührt“, äußerte sich Gabriele Kranemann, die Vorsitzende des Fördervereins, bewegt.

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Und das kam so: Nach einer gemeinsamen Zugfahrt  nahmen die Pilger – sieben Frauen und zwei Männer – Quartier im Bergkloster Bestwig. Dort berichtete Schwester Theresita Maria über das Leben und Wirken der 1925 heilig gesprochenen Julie Postel, die 1807 in der Normandie den nach ihr benannten Orden gründete. Schwester Theresita Maria fand in ihren Schilderungen so eindringliche Worte, dass die Pilger aus Werne staunend zuhörten und die Botschaft der Heiligen, die sich den Ordensnamen Maria Magdalena gab, geradezu aufsaugten. Das Lebensmotto Julie Postels lautete damals wie heute: „Die Jugend bilden, die Armen unterstützen und nach Kräften die Not lindern.“

Wie eingerahmt: Die Pilger des Fördervereins Jakobsweg Werne e.V. legten hier auf einer Anhöhe des Sauerlandes einen kleinen Stopp fürs Gruppenfoto ein. Foto: Kramer
Wie eingerahmt: Die Pilger des Fördervereins Jakobsweg Werne e.V. legten hier auf einer Anhöhe des Sauerlandes einen kleinen Stopp fürs Gruppenfoto ein. Foto: Kramer

Diese Botschaft hallte noch lange nach, auch beim Vespergebet, das die Werner Pilger in der Klosterkirche zusammen mit den Nonnen begingen.

Die Nachtruhe im Kloster war kurz, denn nach den Laudes, den Morgengebeten, und dem Frühstück machten sich die Pilger jetzt zu Fuß auf den Weg. Auch wenn oft der Weg das Ziel ist, so hatte die Gruppe einen klar definierten Fixpunkt: Die Abtei Königsmünster in Meschede. Bis dahin galt es nicht nur, die gut 17 Kilometer unter die Sohlen zu bekommen, sondern auch annähernd 500 Höhenmeter zu überstehen. Bergauf, bergab, teilweise durch kniehohes Gras ging es durch schöne Gefilde des Sauerlandes. An den Stationen zwischendurch verstand es Gabriele Kranemann immer wieder einfühlsam, spirituelle Impulse zu setzen. Aber auch zu vielen Sehenswürdigkeiten wie die Veleda-Höhle, die Sauerländer „Kantenköppe“ die Ruinen der Hünenburg hatte die „Chefin“ der Tour interessante Informationen parat.

Schwester Theresita Maria berichtete über das Leben und Wirken der Ordensgründerin Julie Postel und fand bei den Pilgern des Fördervereins Jakobsweg Werne e.V. offene Ohren. Foto: Kramer

„Was du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe“, hat der römische Philosoph Seneca vor knapp 2000 Jahren geschrieben. Wenn es nach diesem Sprichwort geht, haben die Werner Pilger eine Vielzahl von Gipfeln bezwungen, denn der letzte steile Anstieg zur Abtei Königsmünster führte mit Rücksack und Klein-Gepäck über 101 Stufen hin zu dem zunächst wuchtig erscheinenden, neuzeitlichen Gemäuer. Es folgten Abendgebet mit den Benediktiner-Brüdern, Abendbrot und dann: Nachtruhe in den für verwöhnte Stadtmenschen spärlich ausgestatteten Mini-Zimmern des Hauses inklusive sanitärer Gemeinschafts-Anlagen auf dem Flur.

„Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Klosterzelle und einer Gefängniszelle?“, fragte am nächsten Morgen Pater Anno mit einem Augenzwinkern (vielleicht sogar scheinheilig): „Bei einer Klosterzelle steckt der Schlüssel innen.“ 

Über zwei Stunden führte Pater Anno die Pilger des Fördervereins Jakobsweg Werne e.V. durch die Abtei Königsmünster und vermittelte den begeisterten Gästen tiefe Eindrücke. Foto: Kramer
Über zwei Stunden führte Pater Anno die Pilger des Fördervereins Jakobsweg Werne e.V. durch die Abtei Königsmünster und vermittelte den begeisterten Gästen tiefe Eindrücke. Foto: Kramer

Pater Anno war es auch, der die Gäste am Montagmorgen mehr als zwei Stunden durch die Abtei führte. Dieser Gottes-Mann ist der Schwester Theresita Maria im Bergkloster Bestwig in übertragenem Sinne sehr ähnlich: Charismatisch, überzeugend, mitreißend – ein Mensch mit Visionen. Er interpretierte nicht nur die ungewöhnlich erscheinende Architektur der Abtei Königsmünster einleuchtend, er beantwortete ebenso klar ernste Glaubensfragen, erzählte Anekdoten und verzauberte mit Worten und Gestik. Aber auch das unmenschliche Massaker der Nationalsozialisten im Arnsberger Wald kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges (Buch: „Die Toten von Meschede“) mit der zunächst unrühmlichen Aufarbeitung des schrecklichen Geschehens rief er in Erinnerung.

Die Pilger nahmen viele Gefühle, Erkenntnisse und Lebensweisheiten mit auf den Weg nach Hause. „Die lebendigen Fische schwimmen gegen den Strom, die toten mit dem Strom“, heißt eine Redensart, die Pater Anno nannte. Er zitierte auch den früheren deutschen Außenminister Klaus Kinkel (1936 – 2012) mit der denkwürdigen Aussage „Es gilt die Stärke des Rechts, nicht das Recht des Stärkeren.“ Ein gerade in heutiger Zeit besonders beachtenswertes Glaubensbekenntnis.

Voller Eindrücke peilten die Pilger ganz weltlich die letzte Etappe ihrer Klostertour an – die Rückfahrt. Mit ziemlich pünktlichen Zügen klappte das ohne Schwierigkeiten. „Irgendwie sind wir ja alle auf der Suche“, meinte ein Teilnehmer, „auf diesem Weg haben wir einen weiteren Schritt gemacht.“

Wer weitere Informationen sucht, findet sie hier:

Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (Ordenskürzel: SMMP):

www.smmp.de

Abtei Königsmünster:

www.koenigsmuenster.de

Die Toten von Meschede:

www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=61275

Förderverein Jakobsweg Werne e.V.:

www.jakobsweg-werne.de

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