Werne. Wie soll sie denn nun aussehen, die „letzte große freie Entwicklungsfläche“ im Werner Stadtkern? Am Dienstag, 13. Mai 2025, nutzten rund 20 interessierte Bürger/innen und Ansprechpartner/innen aus Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Werne Marketing GmbH die Gelegenheit, um beim Spaziergang über den sogenannten Hühnerhof zwischen Stadthaus, Konrad-Adenauer-Straße und Schlot ins Gespräch zu kommen.
Das von Bürgerdialogmanagerin Dr. Julia Temmann initiierte Format wurden gerne genutzt,um sich zu informieren, Fragen zu stellen, eigene Ideen oder Kritik loszuwerden und gemeinsam über eine vorausschauende Planung nachzudenken. Denn, darüber war man sich durchaus einig, aus dem Grundstück soll möglichst ein lebendiges und multifunktionales „Tor zur Innenstadt“ werden, eines mit viel Aufenthaltsqualität, Grün und verschiedenen Nutzungsangeboten.
Nach Feierabend wollten Rebecca Sule-Nettsträter (Stadtentwicklung und -planung), Matthias Stiller und Justine Antoschak (beide Wirtschaftsförderung), Lars Werkmeister (Werne Marketing GmbH) zusammen mit der Bürgerdialogmanagerin die Bürgermeinungen erkunden. Dazu hatte man sich zunächst in der Caféteria des Stadtverwaltung zu einer Vorstellung des Projekts eingefunden, um im Anschluss vom Dach des Stadthauses einen nicht alltäglichen „Draufblick“ auf die rund 5.000 Quadratmeter große Fläche zu gewinnen.

Neues Bürgerdialog-Format „per pedes“
Diese hatte die Stadt Werne vor wenigen Jahren mit dem Ziel erworben, als Eigentümerin potenzielle Investoren einen Rahmen zu bieten, der die in Werne gewünschte Entwicklungsperspektiven aufzeigt. „Wir wollen das Heft des Handelns in der Hand behalten“, begründete Matthias Stiller den Entschluss der Stadt, so eine gestalterische Basis zu legen zu können. Die Vision dahinter ist ein zukunftsfähiger Innenstadtbereich mit Aufenthaltsqualität Grünflächenanteilen und Erholungsfunktion.
Bei der Suche nach geeigneten Nutzungsperspektiven ist man bekanntlich längst nicht mehr am Nullpunkt, denn beim „Hühnerhof“ handele es sich um die „am besten untersuchte Fläche der Innenstadt“, wies Linn-Julia Temmann auf eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung mit rund 400 Teilnehmenden sowie das CIMA Markt- und Standortgutachten mit einem Potenzialcheck hin.

In der Gesprächsrunde sah Werner Steinhoff die Kosten von einer Million Euro für den Kauf des Grundstücks angesichts der Haushaltslage der Stadt Werne kritisch, zumal noch weitere Kosten für Planung hinzukämen. Eine zu wuchtige Bebauung – „Koloss mit 5 Geschossen wie im Eckpunktepapier zunächst angenommen“, wurde von ihm und in mehreren anderen Beiträgen abgelehnt.
Hier konnten Rebecca Sule-Nettsträter und Matthias Stiller zumindest eine Teilentwarnung geben, denn in Fachausschuss und Rat wurde bereits festgelegt, dass die Gesamthöhe der neuen Bebauung die Höhe der City Mall nicht überschreiten und der Baukörpers maximal viergeschossig werden solle. Mit dem Kauf habe man das Grundstück gesichert, begründete Stiller die Investitionsentscheidung und Sule-Nettsträter bekräftigte, so komme das Gelände nicht in die Hände irgendeines privaten Investors, dessen Pläne man nicht beeinflussen könne.
Grünen-Mitglied Andreas Drohmann lenkte das Augenmerk auf die ökologische Qualität (Kaltluftschneise), die bei der Bebauung berücksichtigt werden müsse, ebenso wie Karsten Wette, Vorsitzender der Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße e.V. (BIN), der den Flächenschutz ansprach, der nicht durch wirtschaftliche Zwänge in den Hintergrund rücken dürfe. „Warum zubauen?“, fragte sich BIN-Mitglied Gabi Angenendt. Bettina Grunewald wünschte, dass es „hier grüner, freundlicher und ansprechender“ werde. Kai Hirschhäuser, Mitglied der UWW, regte beispielsweise eine Fassadenbegrünung an.

Frequenzsteigerung und Aufbruchstimmung
Das Format des Innenstadtspaziergang kam gut an, nicht nur, weil er an dem sonnigen Abend mit einer Runde Eiscreme versüßt wurde. Denn beim Rundgang ließ sich aus der direkten Anschauung und den Erläuterungen ein Eindruck gewinnen. Die Teilnehmenden schrieben den Planern zudem noch einiges auf die To-do-Liste. Reichen die Parkplätze aus, wenn der vorhandene Stellplatz am Busbahnhof entfällt? Es wird immer wärmer, gibt es Maßnahmen? Schadet der Standort anderen Bereichen der Innenstadt?, hieß es mit Blick auf vorhandene Leerstände.
Lars Werkmeister wies auf das Ziel hin, eine Frequenzsteigerung für die Innenstadt zu erreichen. Die Hauptfunktion „Einkauf“ werde immer geringer. Was sind die Bedürfnisse, was muss hinzukommen für die Belebung der Stadt? „Die Fläche ist unser Joker“, sah er deren Gestaltungschancen. Dafür sei ein Aufbruchstimmung nötig.
„Ehrlichkeit darüber, was geht und was nicht“, sei wichtig, so Matthias Stiller, denn schließlich sei alles auch eine Frage der Rendite für die Akteure. Und weil sich in der Runde viel Zweifel wegen der vorhandenen Leerstände regte, hieß es am Schluss, dass das komplexe Thema Anlass genug für einen neuen Innenstadtspaziergang sei.