Samstag, Mai 10, 2025

IR fordert mehr Fahrrad-Freundlichkeit auf Innenstadt-Ring

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Werne. Die Beseitigung der rot markierten Fahrradfurten besonders am Stadthaus und auch am Bült haben eine ungewöhnlich heftige Diskussion innerhalb der Initiative Radverkehr (IR) und des ADFC und sicher auch anderswo ausgelöst.

Das veranlasst die IR, in der Mitglieder von ADFC, VCD und RSC 79 Werne zusammenarbeiten, zu der nachfolgenden Presseerklärung, nachdem die Position der Stadt, die verkehrsrechtlichen Zusammenhänge und die Unfallproblematik gemeinsam ausführlich erkundet und diskutiert worden sind.

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Holger Bergemann, Sprecher der Initiative Radverkehr, schreibt:

„Die Fahrradfurten waren bislang ein wichtiger Baustein des Innenstadt-Radrings, der die Radfahrer näher an die schöne verzweigte Fußgängerzone heranführt. An prominenter Stelle vor dem Stadthaus war die Vorfahrtregelung für Radfahrer vor allem als Symbol enorm wichtig: Seht her, das alte Konzept der autofreundlichen Stadt wollen wir als Stadt hinter uns lassen. In unserer Stadt der kurzen Wege nehmen wir von jetzt an die Radfahrer und Fußgänger in den Blick. Viele befürchten, dass mit der Beseitigung der Fahrradfurten jetzt doch wieder alles rückwärts geht.

Nach Einschätzung von IR und ADFC ist die Verkehrssicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer vor dem Stadthaus allerdings durchaus gefährdet, bis zu einem gewissen Punkt teilen wir die Analyse der Stadtverwaltung. Umso befremdlicher empfinden wir das Vorgehen der Verwaltung, ihr Vorhaben im nicht-öffentlichen Teil eines Ausschusses zu verstecken und dann in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem Stadthaus Fakten zu schaffen. Die Stadt hätte mit dem Thema ganz offen umgehen können. Um die Hintergründe der Aktion wirklich zu verstehen, mussten wir uns jedenfalls an die Kreispolizeibehörde und an den Vorsitzenden der Unfallkommission des Kreises Unna wenden. Das hätte doch auch die Stadtverwaltung selber kommunizieren können. Nach Auskunft von Nadine Kaspar von der Kreispolizeibehörde Unna gab es in den vergangenen drei Jahren an der Querung vor dem Stadthaus jedenfalls sieben Verkehrsunfälle, darunter sechs mit leichten Personenschäden. Bei vier dieser sechs Unfälle waren Rad- bzw. Pedelecfahrer beteiligt, und bei wiederum drei dieser vier Unfälle war Unfallverursacher jeweils ein Autofahrer, der einem Rad- bzw. Pedelecfahrer die Vorfahrt genommen hat. Beim vierten Unfall handelte es sich offenbar um den Alleinunfall eines alkoholisierten Pedelecfahrers.

Mit Ausnahme des Alleinunfalls zeigen die beschriebenen Unfälle jedenfalls eines sehr eindrücklich: Der viel zu starke Kfz-Durchgangsverkehr vor dem Stadthaus gefährdet die dort ebenfalls sehr zahlreich vertretenen schwächeren Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger und Radfahrer. Aufgabe des KBW als städtische Verkehrsbehörde wäre es aber doch, die schwachen Verkehrsteilnehmer in diesem so zentralen Bereich der Innenstadt so gut es geht vor dem Autoverkehr zu beschützen! Mit der bloßen Beseitigung von Vorfahrt-Regelungen für Radfahrer wird der KBW seiner Aufgabe jedenfalls nicht gerecht.

Aus Sicht der Aktiven in der Initiative Radverkehr wäre es im hochfrequentierten Umfeld von Busbahnhof, Stadthaus, Arztpraxen, Kino, Gastronomie und Citymall deshalb vielmehr dringend geboten, den Pkw-Verkehr auf den Anliegerverkehr zu beschränken, jedweden Kfz-Durchgangsverkehr also wirksam zu verhindern.“

Winfried Hoch ist Sprecher des ADFC in Werne und passionierter Radfahrer. Foto: Volkmer

Winfried Hoch, Sprecher des ADFC-Werne, macht dazu folgenden konkreten Vorschlag:

„Eine gängige und gleichzeitig kostengünstige Möglichkeit bestünde darin, den Verkehr über Einbahnstraßen so zu regeln, dass der Kfz-Verkehr wieder auf derselben Seite die Innenstadt verlässt, auf der er hineingefahren ist. So könnte man etwa den Bült, die alte Münsterstraße zwischen Kino und Heckgeist, den Konrad-Adenauer-Platz im Bereich des Busbahnhofs und die Wienbrede zwischen Arenbergstraße und Schulstraße so zu Einbahnstraßen gestalten, dass eine direkte Durchfahrt mit dem Pkw unterbunden wird. Man gelangt stattdessen in einer Schleife wieder dorthin zurück, wo man hergekommen ist – natürlich mit Ausnahmen für den Buslinienverkehr, Feuerwehr und Rettungsdienst sowie den Radverkehr. Dadurch könnten im Übrigen auch einige gefährliche Engstellen entschärft werden, etwa an der Poststelle (Alte Münsterstraße) oder am Kopierladen (Bült).“

Darüber hinaus gibt es in der IR Überlegungen, ob das in den Niederlanden entwickelte Konzept des „Shared Space“ für die Verkehrsflächen rund um Stadthaus und Busbahnhof geeignet sein könnte, oder ob anstelle von Einbahnstraßen-Regelungen eventuell modale Filter in Form von versenkbaren Pollern dem Problem des Durchgangsverkehrs beikommen könnten. Einige ADFC-Mitglieder sehen noch eine weitere Möglichkeit: Die Einrichtung einer Fahrradstraße vom Neutor über Bült und Konrad-Adenauer-Platz bis zur B54. Das würde zwar gut zum Innenstadt-Radring passen, die Strecke müsste aber für den motorisierten Anliegerverkehr freigegeben werden. Da der weite Begriff der Anliegerschaft unter diesen Umständen jedoch kaum zu kontrollieren wäre, stünde nach Einschätzung von Hoch und Bergemann aber stark in Frage, ob dem Durchgangsverkehr auf diese Weise wirklich wirksam begegnet werden kann.

Aus Sicht der IR wäre es jedenfalls allerhöchste Zeit, dass Lokalpolitik und Stadtverwaltung einmal die Möglichkeiten einer städtebaulichen und verkehrsplanerischen, grundlegenden Umgestaltung des Raums rund um Konrad-Adenauer-Platz und Bült diskutieren und sich dabei von dem Gedanken leiten ließen, den Kfz-Durchgangsverkehr wirksam zu unterbinden. Ein guter Aufhänger dafür könnte die aktuell diskutierte Neugestaltung des „Hühnerhofes“ sein.

Die IR ist gerne bereit, ihre Vorschläge der Stadtverwaltung sowie den Ratsfraktionen bzw. Parteien näher vorzustellen und zur Diskussion zu stellen.

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