Werne. Ein Sturm hatte im Herbst 2023 auf dem Jüdischen Friedhof an der Südmauer Schäden hinterlassen. Durch Astbruch waren dort mehrere Grabsteine beschädigt oder gar umgeworfen worden. In der jüngsten Ratssitzung (2. April 2025) fragte Ulrich Höltmann (SPD) nach, wann die beschädigten Grabstätten wieder in Stand gesetzt würden.
Denn, so Höltmann, in diesem Jahr werde Hannelore Adler, geborene Heimann, 100 Jahre alt, und besuche am 1. Juni ihre Geburtsstadt Werne. Aus diesem Anlass biete der Förderverein Stadtmuseum Stadtführungen inklusive eines Besuchs des Jüdischen Friedhofs an. „Werden die Beschädigungen bis dahin beseitigt sein?“, wollte er wissen.
100. Geburtstag: Hannelore Adler, geborene Heimann, besucht Werne
KBW-Leiter Dr. Tobias Gehrke überbrachte eine positive Nachricht. „Es sieht gut aus“, berichtete er von der Versicherung, den Schaden zu übernehmen. Der gesamte Vorgang bis zur Übernahme der Kosten durch die Versicherung sei nicht trivial gewesen, erklärte er die von zahlreichen Prüfungen und Dokumentationen geprägte lange Zeitspanne, die vergangen sei und meinte: „Ein zähes Geschäft“.
Wie Christian Neugebauer, zuständig für die Grünpflege, jetzt auf Nachfrage von WERNEplus mitteilte, steht nun die Behebung der Schäden an. So werden einige Grabsteine, die bei dem Sturm zu Schaden kamen, in der Werkstatt der Fachfirma Stein Sichert in Lüdinghausen sachgerecht aufgearbeitet, in enger Abstimmung mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe. Zwei weitere Grabsteine, die bei dem Sturm umgefallen waren, werden wieder aufgestellt und mit einer verstärkten Befestigung gesichert. Dazu zählt auch der Grabstein der Familie Heimann, der ansonsten nicht beschädigt wurde.
Gedenkstätte an der Südmauer wird im Mai hergerichtet
Zudem werde der Bauhof die jüdische Gedenkstätte, deren ältester Grabstein aus dem Jahr 1703 datiert, herrichten. So soll beispielsweise auch die Info-Tafel überarbeitet werden. Ende Mai sollten die Maßnahmen beendet sein, so Neugebauer.

Hannelore Adler, die 1925 als Tochter von Albert und Rosa Heimann in Werne geboren wurde, gelang 1940 zusammen mit ihrer Mutter Rosa, Schwester Ruth und Bruder Herbert auf der „Veendam“, dem letzten Schiff das von Amsterdam aus Flüchtlinge nach New York brachte, die Flucht. Vater Albert Heimann war bereits 1939 mit Tochter Julie in die USA geflüchtet.
Nach den Schrecken, Misshandlungen und Plünderungen der Reichspogromnacht 1938, von denen in Werne auch die Familie Heimann betroffen war, hatte die Familie, die seit der Mitte des 19. Jahrhundert in Werne ansässig war und eine (koschere) Fleischerei betrieb, ihre Auswanderung beschlossen.
Albert Heimann war es in der Pogromnacht gelungen, die Thora-Rolle aus der Synagoge zu retten und nach New York zu bringen. Dort schenkte er sie der Deutsch-Jüdischen Gemeinde „Hebrew Tabernacle“. Vor dem ehemaligen Haus „Steinstraße 33“ der Familie Albert Heimann erinnern Stolperscheine an deren Schicksal. Hannelore Adler lebt in den Vereinigten Staaten.