Montag, Juni 16, 2025

Orgelimprovisation in der Pfarrkirche – Ein Abend voller Klangkunst

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Werne. Am vergangenen Sonntag eröffnete Pfarrdechant Jürgen Schäfer das anstehende Konzert vom Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing in der Christophoruskirche mit nachdenklichen Worten.

Angesichts der “Fülle der Besorgnis erregenden Nachrichten”, denen man in den Medien begegne, lenkte er den Blick auf die tieferen Fragen des Lebens. Besonders die weltweite Anteilnahme am Tod von Papst Franziskus zeige, wie sehr die Menschen nach Orientierung suchten. Schäfer fragte eindringlich: “Worum geht es wirklich?” – und gab zugleich eine Antwort, die Trost und Zuversicht vermittelte: „Dass es eine Hoffnung gibt, die größer ist als wir!”

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Diese Hoffnung, so führte er weiter aus, spiegle sich in der Auswahl der Osterlieder wider, die der Kantor für sein Konzert gewählt hatte. “Diese wundervolle Auswahl führt uns wieder auf die richtige Spur. Wie gut es tut, jetzt hier zu sein.“

Und so wurde es ein Abend, an dem Musik nicht niedergeschrieben, sondern geboren wurde – aus dem Augenblick, aus dem Raum, aus der Inspiration. Kantor Wensing entführte sein Publikum in eine Welt der Improvisation, in der Klangträume Form annahmen und historische Stilepochen auf neue Weise lebendig wurden.

Mit der Suite française über „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“, eröffnete er den Abend. 

Schon die ersten Takte des „Plein Jeu“ erfüllten die Kirche mit einer majestätischen Klangfülle. In den folgenden Sätzen entfaltete sich eine feine Dramaturgie: Das tänzerische „Duo“, das schwebende „Flûtes“, das intime „Récit des Nazard“ – jedes Stück schien eine neue Farbe auf die Leinwand des Raumes zu zaubern. Im abschließenden „Grands Jeux“ kulminierte die Suite in einer machtvollen Klangexplosion, die den gregorianischen Choral wie ein Lichtstrahl durch das gotische Gewölbe schickte.

Mit der Partita über „Das ist der Tag, den Gott gemacht“ setzte Wensing seine Klangreise fort. In zehn fantasievollen Variationen entfaltete sich das österliche Thema in immer neuen Gewändern: mal scheu und nachdenklich, dann wieder voller überschäumender Freude. Der Cantus firmus wanderte durch alle Stimmen, wurde rhythmisch und harmonisch gebrochen, neu erfunden – und doch blieb stets die festliche Grundstimmung spürbar, die diesem alten Kirchenlied innewohnt.

Den emotionalen Höhepunkt des Abends bildeten die Symphonische Skizzen, in denen Wensing die spätromantische Klangsprache der französischen Orgelsymphonik aufblühen ließ. Das feierliche Allegro Maestoso über „Das Grab ist leer“ spannte einen weiten Klangbogen, während das innige Cantabile „Wahrer Gott, wir glauben dir“ die Zuhörer in stille Andacht versetzte. Das zarte Dolce „Wer sich will freun von Herzen“ war wie ein stiller Hymnus an die Freude, bevor die kraftvolle Toccata „Freu dich, du Himmelskönigin“ alle Farben des Instruments noch einmal in einem strahlenden Finale vereinte.

Für Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing gab es stehende Ovationen. Foto: privat

Der Werner Kantor bewies an diesem Abend nicht nur technische Meisterschaft, sondern vor allem eine künstlerische Freiheit und Fantasie, die jede Improvisation zu einem unverwechselbaren Erlebnis werden ließ. So wurde die Christophoruskirche für eine kurze Zeit zum Resonanzraum einzigartiger, unwiederholbarer Musik, was vom begeisterten Publikum mit stehenden Ovationen gewürdigt wurde. 

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