Werne. Die Stadtverwaltung Werne hält an ihren Plänen fest, die Arbeit des Behinderten- und des Seniorenbeauftragten noch vor der Kommunalwahl im September zusammenzulegen. Das erklärte Dezernent Frank Gründken bei der ersten Monatsversammlung der Selbsthilfegruppe „Inklusionstreff Werne“ im Bunten Haus der Jugendhilfe Werne.
Die erste Monatsversammlung der vor einem Monat gegründeten Selbsthilfegruppe fand im kleineren Rahmen als geplant statt. Nur fünf Besucher hatten die Einladung angenommen. Doch darin sieht Gruppensprecher Marius Gellert kein negatives Vorzeichen für die zukünftige Arbeit der Behinderteninitiative: „Der Verlauf der Versammlung hat gezeigt, dass die Weitergabe von Informationen für das Leben von Behinderten einen hohen Stellenwert haben muss.“
Gellert bezog sich mit dieser Feststellung auf die Frage einer Besucherin. Die Seniorin ist stark sehbehindert und schilderte, dass sie aufgrund dieser Beeinträchtigung Probleme bei der Nutzung des Nahverkehrs habe. Inge Freitag vom Seniorenbeirat informierte, dass der VKU für Fahrgäste mit entsprechenden Beeinträchtigungen einen Sonderservice anbiete, das sogenannte Tandem-Team. Das seien, so Freitag, offizielle Begleitpersonen, die die Betroffenen sogar von zuhause abholten. Die sehbehinderte Seniorin kommentierte die Information mit dem Satz: „Das habe ich nicht gewusst.“
Um die Weitergabe von genau solchen Informationen soll es, wie Gellert betonte, bei den monatlichen Veranstaltungen der Selbsthilfegruppe gehen. Diese Frage belege eindeutig die in der Öffentlichkeit vorhandenen Informationsdefizite.
Wegen der geringen Besucherzahl entwickelte sich eine intensive Grundsatzdiskussion zur Zusammenlegung der Arbeit des Behinderten- und des Seniorenbeirats. Während die Vertreter der Stadt (Frank Gründken und Inklusionsbeauftragter Niklas Wilde) die Vorteile der Fusion betonten, formulierte Marius Gellert gewisse Bedenken, wegen der personellen Zusammensetzung des neuen Gremiums. Gellert sagte: „Die Bedürfnisse von Senioren und Behinderten sind nicht immer deckungsgleich!“ Er favorisiert eine paritätische Besetzung des neuen Gremiums.
Nach der Zielsetzung der Verwaltung soll die Beschlussvorlage zur Zusammenlegung nach Ende der Mitwirkungsfrist Ende Juli umgehend dem Sozialausschuss und danach dem Rat vorgelegt werden. Das Verfahren wird nach diesem Zeitplan noch vor den Kommunalwahlen beendet sein.
Kay Hischhäuser (sachkundiger Bürger und Ratskandidat der UWW-Fraktion) kritisierte die Marschroute. Der Kommunalpolitiker sieht weiteren Diskussionsdarf und sprach sich deshalb für die Verlängerung der Mitwirkungsfrist aus. Der Wahltermin dürfe keine Rolle spielen.
Dies lehnte wiederum Gründken mit dem Hinweis auf die bisher geleisteten Vorarbeiten ab. Nachdrücklich wehrte er sich gegen den Eindruck, die Verwaltung wolle noch vor den Kommunalwahlen das Projekt „durchpeitschen“.
Die Befürworter der Zusammenlegung gehen von einer Vereinfachung der Arbeit beider Gremien und der möglichen Vermeidung von Doppelstrukturen aus. Die Kritiker befürchten, dass die speziellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung ins Hintertreffen geraten könnten.
Die weiteren Termine, ebenfalls mit Beteiligung Experten und im August mit den Bürgermeisterkandidaten sind am Freitag, 25. Juli und am Freitag 29. August, jeweils im Bunten Haus der Jugendhilfe ab 17 Uhr.