Werne. „Niemals geht man so ganz“: Ihren Hit könnte Trude Herr auch für Willi Jasper geschrieben haben. Der 87-Jährige ist immer noch eine feste Größe beim Plätzerfest. Auch in diesem Jahr konnte er seine Finger noch nicht ganz vom Reibeplätzchen-Teig lassen.
Zwar hat er schon mehrmals angekündigt, sich zurückzuziehen und das Mengen und Mischen seinem Enkel Tristan Essiger zu überlassen. „Aber das wird er wohl noch ein paar Mal ankündigen“, sagte Essiger augenzwinkernd. Also bildeten Großvater und Enkel einmal mehr ein bewährtes Team im Hintergrund des Plätzerfestes. „Opa und Enkel zusammen, so schaffen wir das noch einige Jahre“, sagte Marlies Wierling zuversichtlich. Der Schwester von Jasper ist es mitzuverdanken, dass der Brauch jetzt schon seit vielen Jahren wiederbelebt worden ist.
Das Fest ist nicht nur Tradition, sondern ein Selbstläufer. Erst recht bei dem Sommerwetter, das am Sonntag am Patronatsfest des Werner Kapuzinerklosters, dem 29. Juni, herrschte. Im Schatten des Klosterhofes und vor allem des grünen Klostergartens konnten unzählige Gäste den hohen Temperaturen entfliehen.
Den Beginn hatten Fans der Reibeplätzchen – welche dem Fest seinen Namen gaben – um einige Zeit vorverlegt. Offiziell starten Fest und Verkauf nach dem Ende der Festmesse gegen 19 Uhr. Doch die ersten Hungrigen standen bereits gegen 17 Uhr an. Marlies Wierling zeigte Verständnis: „Gerade für die Älteren ist es nicht gut, bei der Hitze lange anzustehen.“

Mit dem Sitzen war es dann allerdings auch so eine Sache. „Kein Platz mehr frei und die Messe ist noch nicht mal zu Ende“, sagte Christiane Maria Fahle vom Vorstand des Freundeskreises Kapuzinerkloster Werne. Die Lösung fand sich in Form einiger junger Männer von der Freiwilligen Feuerwehr Werne. Auf Fahles Bitten hin schleppten sie bereitwillig weitere Bierzeltgarnituren in den hinteren Teil des Gartens. Überhaupt standen wie immer jede Menge freiwilliger Helferinnen und Helfer parat – beim Fest und bei den Vorbereitungen.
„Die Plätzer, der Freundeskreis und seine Gartentruppe, die Lions, die Feuerwehr, die Kolpingfamilie, die Kolpingjugend“, zählte Friedrich Telgmann, 2. Vorsitzender des Freundeskreises, auf. Er schaute sich im vollbesetzten Garten um, aus dem Lachen und Gesprächen widerhallten, untermalt von fröhlichen Klängen des Bläsercorps Werne. „An die 100 Leute, die das hier im Hintergrund am Laufen halten, das macht einfach Spaß.“

Die Plätzerinnen wiederum bedankten sich bei Telgmann, der sie beim Kartoffelschälen wie immer mit Kaffee, Kuchen und Brötchen aus seinem Betrieb versorgt hatte. Sieben Zentner Kartoffeln hatten 35 Frauen in anderthalb Stunden bewältigt. „Die Hümmelken waren geschliffen“, scherzte Ute Berger-Telgmann unter Verwendung der hiesigen Bezeichnung für ein kleines Schälmesser. Jene Besucher, die es fleischlicher liebten, konnten sich wie immer am Würstchenstand der Kolpingjugend versorgen.
Eine Neuerung betraf die Position des Weinwagens, traditionell von der Kolpingsfamilie betreut. Er befand sich in diesem Jahr nicht vorne im Klosterhof, sondern hinten im Garten. „Dort sitzen die meisten Leute und müssen dann nicht wieder ganz bis vorn laufen“, erklärte Telgmann.

Die gute Stimmung und das perfekte Zusammenspiel gefielen einem hohen Gast, der Werne zwar kennt, aber zum ersten Mal das Plätzerfest besuchte: Bruder Helmut Rakowski. Der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz zelebrierte die Messe zum Patronatsfest. In seiner Predigt bezog er sich auf zwei imposante Skulpturen der beiden Kirchenpatrone Petrus und Paulus, die über dem Kreuzigungsbild am Hochaltar thronen. Genauer gesagt auf ihre Schuhgröße. „Ich war 1981 hier in Werne im Noviziat, als der Altar restauriert wurde“, erzählte er. Dabei habe er feststellen können, wie groß die nackten Füße der beiden Apostel waren. Von dieser Erfahrung spann er den Faden zu den großen Spuren, die Petrus und Paulus hinterlassen hätten. Groß, aber völlig verschieden. „Das ist ein Zeichen, dass jeder von uns in der Nachfolge Jesu gebraucht wird“, lautete der Kern seiner Predigt.

Im Anschluss wurden Gregor A. Zumholz sowie das Ehepaar Anne und Reinhard Schulz als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement für die Werner Kapuziner zu Ehrenmitgliedern der Kapuziner ernannt.






