Mittwoch, Dezember 24, 2025

Wunder zur Weihnacht

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In ihrer Bereitschaft zum Krieg konnten sich die Staats- und Regierungschefs der europäischen Mächte auf einen Rückhalt ihrer Untertanen und Wähler verlassen. Feindbilder schürten die patriotische Gesinnung großer Teile der Öffentlichkeit. Nach einer mehr als 40-jährigen Friedenszeit verklärten viele den Krieg und rechneten im Vertrauen auf die eigene Stärke damit, dass der Waffengang kurz und siegreich werden würde.

Wenn diese Kriegsbegeisterung auch nicht von allen getragen wurde, so zogen im August 1914 doch viele Engländer, Deutsche, Österreicher und Franzosen an die Front – begeistert von der Aussicht, ihren Mut und ihre Kraft zu beweisen, überzeugt, zu Weihnachten wieder zuhause zu sein.

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Doch seit dem letzten großen Krieg in Europa, dem deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 hatte sich viel geändert. Auf beiden Seiten sahen sich Offiziere und Soldaten mit neuen Waffen konfrontiert: Maschinengewehren, Flugzeugen, Unterseebooten und weitreichender Artillerie mit großem Kaliber. In Berlin, im Deutschen Historischen Museum, zeigen die Überreste zerfetzter Helme, wie völlig unzureichend die Ausrüstung der Soldaten auf diese Waffen vorbereitet war. In den ersten fünf Kriegsmonaten, von August bis Dezember, sollen an der Westfront schätzungsweise 142.000 Deutsche und 300.000 Franzosen gefallen sein. Ihre Militärchefs hatten nicht nur die Wirkung der hoch entwickelten Waffen unterschätzt. Auch ihre Strategien blieben der Kriegsführung des 19. Jahrhunderts verhaftet.

Dann kam das Weihnachtsfest 1914. Statt im Kreis ihrer Familien zu feiern, fanden sich die Soldaten in einem Horrorszenario wieder, in Angriffen „über total verwässerte und durch Verwesungsgestank verpestete Wiesen“, in einem „Feuer aus Kanonenschlünden, dass man glauben konnte, der Weltuntergang sei gekommen“, wie es in Feldpostbriefen im Herbst 1914 heißt. Viele Soldaten auf beiden Seiten der Schützengräben erhielten immerhin Päckchen aus der Heimat. Unter den abgekämpften Männern herrschte offenbar ein großes Bedürfnis nach einem Moment der Ruhe und des Friedens.

„You no fight, we no fight.“

Aufschrift auf einer von deutschen Soldaten auf dem Schlachtfeld von Ypern zu Weihnachten 1914 aufgestellten Holztafel.

Wie sonst lässt sich erklären, was in jenen Weihnachtstagen geschah: An verschiedenen Stellen entlang der Frontlinie kletterten verfeindete Soldaten aus ihren Gräben und verbrüderten sich. „Viele Erinnerungsstücke wurden ausgetauscht“, erinnerten sich Soldaten der 5. London Rifle Brigade, deren Schützengräben im Wald von Ploegsteert lagen. „Das am meisten geschätzte Andenken war die berühmte Pickelhaube. Unsere Währung für diesen Austausch war Büchsenrindfleisch und Apfel-Pflaumen-Marmelade.“

Zwischen Le Gheer und Le Touquet soll es zu einem Fußballspiel zwischen „Tommy und Fritz“ gekommen sein. So jedenfalls berichtete ein deutscher Oberstleutnant in einem Feldpostbrief. Andernorts einigten sich Deutsche und Engländer auf eine Waffenruhe, um ihre Toten bergen zu können. „Es lagen um diese Zeit etwa 50 bis 60 Tote vor dem Kompanieabschnitt“, notierte ein Leutnant in sein Tagebuch. Eine wichtige Rolle als Eisbrecher spielte die Musik, da viele deutsche und englische Weihnachtslieder verwandt sind. So begannen Deutsche irgendwo im Niemandsland der Front, Weihnachtslieder zu singen. Die in Hörweite liegenden Briten erkannten die Melodie und stimmten in ihrer Sprache ein.

Das „Weihnachtswunder“ der Westfront dauerte über die Feiertage, an manchen Stellen sogar bis in den Januar hinein. Obwohl derartige Verbrüderungen von den Heerführern im Heimatland streng verboten worden waren, wurden sie in jenen Tagen fast überall von den Offizieren vor Ort geduldet. Der Weihnachtsfriede zum Jahreswechsel 1914/1915 sollte ein Einzelfall während des Ersten Weltkriegs bleiben. Zu vergleichbaren Aktionen kam es in den folgenden Kriegsjahren nicht mehr.

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