Werne. Der Countdown zur Kommunalwahl am Sonntag läuft. Am Dienstag (9. September 2025) hatten rund 280 Oberstufenschüler/innen der Gymnasien Anne-Frank und St. Christophorus die Gelegenheit, die Bürgermeisterkandidaten Volker Abdinghoff (parteilos), Christoph Dammermann (FDP), Lars Hübchen (SPD) und Benedikt Striepens, Bündnis 90/ Die Grünen) – Kandidat Marc Sven Ueter war beruflich verhindert und ließ sich entschuldigen – intensiv nach ihren politischen Vorstellungen und Zielen „abzufragen“.
Dazu mussten die Konkurrenten um den Chefsessel im Werner Stadthaus nicht an die Tafel, sondern durften auf dem Podium Platz nehmen. AFG-Schulleiter Marcel Damberg, der zuvor die Gäste durch die Schule geführt hatte, freute sich über das große Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen und wandte sich an letztere: „Einige dürfen wählen, tut es“, appellierte er.
Organisiert wurde die Runde in engem Austausch der Schulen mit dem Werner Jugendamt, vertreten durch Jens Viandante und Anika Hartung. Die inhaltliche Aufbereitung und Moderation der Veranstaltung hatten die SV-Vertreter/innen mit Frieda Liepke, Adrian Effenberger, Linus Müller und Finja Klocke unter der Regie von SV-Lehrerin Luise Schmidt übernommen, sich akribisch vorbereitet und Fragen aus der Schülerschaft gesammelt.
Oberstufen von AFG und GSC haben Fragen
In dem gut strukturierten Ablauf bekamen es die Kandidaten mit Bürgermeister-Ambitionen mit den Frageblöcken „Bildung und Schule“, „Freizeit und Jugend“, „Haushalt und Finanzen“ sowie „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ der Schüler/innen zu tun. Um den eng gesteckten Zeitrahmen einhalten zu können, hatten Frieda, Linus, Finja und Adrian zudem rot-grüne Karten ausgegeben, die aber selbstredend nicht die politischen Farben (aller) Bewerber ausdrückten, sondern zur Beantwortung ihrer Ja-Nein-Fragen dienten.
Eröffnungsstatements und Ziele
„Werne liegt mir am Herzen“, betonte Volker Abdinghoff, Schornsteinfegermeister und Energieberater. Die Stadt habe Bedarfe in Bezug auf Wirtschaft, Gewerbe und Mobilität. Ziel sei es, ein attraktive Innenstadt zu schaffen, sodass junge Leute in der Stadt blieben.
„Es gibt kein Amt, das bürgernäher und demokratischer ist, als das des Bürgermeisters“, schilderte Christoph Dammermann. In Werne habe sich eine gewisse Gemütlichkeit, ja beinahe Behäbigkeit entwickelt. „Ich bin für mehr Dynamik, Wettbewerb, für mehr Bewegung und Ambitionen.“
„Die Kommunalwahl ist eine extrem wichtige Wahl“, ließ auch Lars Hübchen (SPD), von Haus aus Jurist, keinen Zweifel an deren Bedeutung. Seit Juso-Zeiten sei es ihm wichtig, vor Ort mitzugestalten. Heute bringe er Verwaltungs- und Politikerfahrung mit. Es stünden Veränderungen an, man müsse die verschiedenen Interessen zusammenführen. „Werne muss familienfreundlicher werden“.
„Ich habe so ziemlich alle Ämter in der lokalen Politik innegehabt“, verwies Benedikt Striepens, Abteilungsleiter an der Sekundarschule in Selm, auf sein Engagement als stellvertretender Bürgermeister, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Grünen oder Ausschussvorsitzender. Er stehe in vielen Kontakten zu Familien ebenso wie zu Unternehmen etc.. Die Gestaltung der Schullandschaft unter Partizipation der Jugend sei ihm wichtig. „In Werne fehlt ein Verweilort für Jugendliche“, machte er klar.

Bildung und Schule
Die Zahl der Gymnasiasten wachse, der neunte Jahrgang komme wieder hinzu, die Schule sei zu klein. „Sanierung oder Neubau“, bat Frieda um per Karte um Positionierung und sah drei rote und eine grüne Karte (von Christoph Dammermann).
„Wir müssen nachhaltig sein“, mahnte Volker Abdinghoff auch mit Blick auf die Kosten und auf die graue Energie, die in Gebäuden stecke. Für Christoph Dammermann gilt, vor der Entscheidung über Neubau und Sanierung zunächst zu prüfen. „Wir haben Zeitdruck, wir brauchen eine Lösung warf die SV-Sprecherin ein. „Der Raumbedarf ist unbestritten, das wird angegangen“, sah es Lars Hübchen ähnlich, ebenso wie Benedikt Striepens. Man müsse aber auch ehrlich sein, der neue Rat konstituiere sich erst im November. „Dann muss man es ganz schnell anfassen.“
Freizeit und Jugend
Das Thema Kinder- und Jugendparlament, das die Grünen per Antrag in den Fachausschuss getragen und keine Mehrheit gefunden hatten, brachte kontroverse Standpunkte zu Tage. „Wir werden das Thema bestimmt nicht aufgeben“, versicherte Striepens und informierte, dass nach der neuen Gemeindeordnung Jugendliche ein Initiativrecht haben und einbezogen werden müssen. Auch könnten 16- und 17-Jährige demnach auch als sachkundige Bürger in Ausschüssen fungieren.
SPD und CDU hätten die Einrichtung eines Jugendparlaments eher skeptisch gesehen, so Hübchen. Viele Jugendräte hätten sich aufgelöst. Stattdessen solle man auf flexiblere Möglichkeiten der Beteiligung entlang von Projekten setzen, etwa auch zu Themen wie Klimaschutz, Bauen etc.
Man müsse auf Jugendräte schauen, die funktionieren, sprach sich Christoph Dammermann dafür aus. „Wir haben keine Lieferando-Demokratie“, motivierte er zu mehr Eigeninitiative. Jugendliche und Kinder in alle Ausschüsse bringen und so auch Transparenz herzustellen, war auch für Volker Abdinghoff der richtige Weg. Sport- und Musikangebote etc. sollten ausgebaut werden, ergänzte er.
Haushalt und Finanzen
Angesichts der hohen Verschuldung sah Benedikt Striepens ein gemeinsames Vorgehen aller Ratsfraktionen für geboten, um Veränderungen auf den Weg zu bringen. Dies sei beim aktuellen Haushalt zusammen mit der SPD gelungen, hieß es sinngemäß. Künftig müsse man auch die CDU ins Boot holen, nur gemeinsam könne man die Situation ändern, schätzte er ein. „Glückwunsch zur Themenauswahl“, lobte Dammermann die Schüler/innen. „Wir können so nicht weiter machen“, setzte er auf schnellere Digitalisierung, bessere Prozesse und mehr Effizienz.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Scheinbar schöne Dinge wie die Förderung Stecker-Photovoltaik und Schaffung eines Klimabeirats bewertete Dammermann als „nicht nötig“ und sah stattdessen in der Wärmeplanung (Heizung) den Haupthebel als wirksame Maßnahme zu Klimaschutz. „Das muss schneller gehen.“ „Jeder Einzelne kann etwas tun“, zeigte sich Abdinghoff hingegen überzeugt, und setzte sich für eine autofreie Innenstadt ein.
„Ein bisschen kommunale Wärmeplanung wird der Sache nicht gerecht“, so Hübchen. Beim Klimabeirat dürfe man den Wert des Fachwissens aus der Stadtgesellschaft nicht unterschätzen. Bei allem, was die Stadt mache, gebe es auch den Anspruch, dass der Einzeln etwas beitragen könne. Mit Vorgaben zu den Bausetzungen für Gründächer oder mehr Grün in den Straßen habe man Gestaltungsmöglichkeiten, meinte er sinngemäß.
Wenig Unterschiede gab es bei der Frage nach der Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Werne. Allerdings müssten diese dann nachhaltigen Standards gehorchen, lautete die vorherrschende Meinung, die Striepens mit einem „aber nicht auf der freien Wiese“ einschränkte.
Klimaschutz gehöre zu allen Entscheidungen, betonte der Grüne. Bei der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung, die klimaneutrale Heizung bis 2028 zur Vorgabe habe, sei Werne zu langsam.

Informativer Aufschlag kurz vor der Wahl kommt an
„Wir werden alle Fragen der Jugendlichen aufnehmen“, versicherten Jens Viandante und Anika Hartung für die Jugendarbeit. Im Frühjahr solle es dann ein Gespräch mit dem neuen Bürgermeister zu den angesprochenen Themen geben, hieß es.
Für die vier Moderator/innen des Vormittags in der AFG-Mensa gab es nicht nur Lob vom stolzen Schulleiter, auch ihre Mitschüler/innen verabschiedeten die Gäste und sie mit viel Applaus für informativen Aufschlag kurz vor der Wahl.