Werne. Nach über 60 Jahren fand am Samstagabend (30.09.2023) der letzte Gottesdienst in der Kirche St. Johannes statt. Zahlreiche Gläubige begingen mit Weihbischof Stefan Zekorn und Pfarrdechant Jürgen Schäfer den schmerzlichen Abschied.
Schon vor der Heiligen Messe im Gotteshaus, das am 24. Juni 1962 nach gut drei Jahren Bauzeit errichtet worden war, meinte Pfarrdechant Schäfer: „Das ist wie eine Beerdigung. Gut geht es mir dabei nicht.“ Und in seiner Begrüßung sprach er von einem „traurigen, dunklen Tag“ für „unsere Kirche, die Heimat geworden ist“ und einer „Zäsur“. Der Pastor verwies auf die Bauschäden am Gottesdienst und letztlich den Totalschaden der Heizung, der keine andere Entscheidung zuließ: „Der Tag ist nun da, unserer liebgewonnenen Kirche ‚Adieu‘ zu sagen.“
Mit dabei war Stefan Zekorn, Weihbischof des Bistums Münsters, der auch in schweren Tagen nicht kneifen würde, unterstrich Jürgen Schäfer, der abschließend aber optimistisch in die Zukunft schaute: „Das ewige Licht wird nach einiger Zeit in der Kapelle im Pfarrheim leuchten. Wir machen jetzt Quartiersarbeit für Menschen aus 49 Nationen. Das ist im Sinne von Papst Franziskus, dass wir uns hier kümmern.“
Stefan Zekorn erinnerte in seiner Predigt noch einmal an die Zeit, als die Kirche einsam auf freiem Feld erbaut wurde, die Wohngebiete drumherum erst in der Planung. Die Pfarrkirche St. Christophorus war zu klein geworden. „War nun alles vergeblich?“, fragte der Weihbischof. Nein, denn kirchliches Leben werde weiter stattfinden. Und die Lebensgeschichte vieler Menschen blieben mit dem Gotteshaus verbunden, die großen Feste, kleine Andachten, Hochzeiten, Kommunionfeiern, Firmungen und auch Trauerfeiern. „So traurig es ist, seien wir dankbar für die guten Erfahrungen. Es war nicht vergeblich.“
In den Fürbitten und auch nach der Eucharistiefeier brachten Gemeindemitglieder – von Jung bis Alt, vom Messdienster bis zur Pastoralreferentin und zum Priester – ihre Gedanken und Dankbarkeit zum Ausdruck. Um 19.40 Uhr verlas Pfarrdechant Jürgen Schäfer das Profanierungsdekret von Bischof Felix Genn. Die Reliquien wurden mit einer Prozession aus der Kirche und hinüber ins Pfarrheim gebracht, Tränen standen vielen Besuchern in den Augen. Die Entweihung der sakralen Gegenstände dauerte nur wenige Minuten – begleitet von kräftigem Glockengeläut.
Schäfer löschte das „ewige Licht“ und kündigte abschließend an: „Wir entzünden es neu in der Kapelle im Pfarrheim. Lasst uns jetzt noch ein wenig zusammenbleiben und den Abend ausklingen.“ Als mögliche Eröffnung des sakralen Raumes brachte er Mitte Juni 2024 ins Spiel – eine Woche vor dem Jahrestag von Johannes dem Täufer. Bis dahin werden dienstags und samstags Gottesdienste im Pfarrheim gefeiert.
Mehr Fotos von der Profanierung der Kirche finden Sie in unserer Bilderstrecke.