Werne. Mit dem Abriss der St.-Johannes-Kirche in Werne ist ein bedeutendes Kapitel lokaler Kirchengeschichte zu Ende gegangen. Jahrzehntelang war das Gotteshaus Teil der Pfarrgemeinde St. Christophorus und prägte mit seiner klaren Architektur und den markanten Kunstwerken das Stadtbild und das Glaubensleben vieler Gemeindemitglieder.
Besonders im Gedächtnis bleibt das eindrucksvolle Wandmosaik im Chorraum, das der Künstler Ludwig Baur in den 1960er-Jahren geschaffen hatte. Es verband figürliche und abstrakte Formen zu einer kraftvollen Bildsprache, die bis zuletzt den Charakter des Kirchenraums prägte.
Im unteren Bereich zeigte das Werk das Letzte Abendmahl als plastisches Halbrelief – Sinnbild für Gemeinschaft und Hingabe. Darüber spannte sich eine apokalyptische Szene: Um das Lamm Gottes versammeln sich Märtyrer mit leuchtend weißen Gewändern, ein Sinnbild des Glaubens und der Hoffnung. Die schlichte Farbkomposition aus Grau- und Weißtönen wurde durch Akzente in Rot, Blau und Grün belebt – Farben, die für Opfer, Himmel und Leben stehen. Wenn das Licht durch die Wabenfenster fiel, begann das Mosaik in feinen Reflexen zu leuchten und erfüllte den Altarraum mit einer fast mystischen Atmosphäre.
Nach dem Abriss der Kirche konnten Reste des Wandmosaiks gerettet werden. Diese Fragmente – jedes ein kleines Stück sakraler Kunst und Erinnerung – werden nun an Interessierte weitergegeben. Eine erste Abgabe der Mosaikstücke erfolgt nach dem St.-Martinsumzug rund um den Kirchturm am 7. November ab 17 Uhr. Gegen eine freiwillige Spende können Interessierte ein Stück dieser besonderen Kirchengeschichte mit nach Hause nehmen.
„Wir möchten, dass das Mosaik weiterlebt – nicht nur in unseren Erinnerungen, sondern buchstäblich in den Händen vieler Menschen“, sagt ein Mitglied des Sachausschusses St. Johannes. Die Erlöse sollen Projekten rund um den Kirchturm zugutekommen.
So entsteht aus dem Ende eines Kirchenbaus ein neuer Anfang: Aus Bruchstücken werden Erinnerungen – und aus Geschichte wird Gemeinschaft.