Werne. „Endlich reichen die Stühle, die ich aufgestellt habe“, sagte Hubertus Steiner nach einem Blick auf seine Zuhörerschaft augenzwinkernd. In der vergangenen Saison konnten die Musikfreunde Werne zu jedem Konzert mehr Besucher im Foyer der Marga-Spiegel-Schule begrüßen als erwartet. Mit dem neuen Programm, das Steiner am Donnerstagabend vorstellte, wollen sie an den Erfolg anknüpfen.
Die Einführung fand in einem inzwischen Tradition gewordenen Rahmen statt – in Form eines lockeren Treffens von Mitgliedern der Gesellschaft der Musikfreunde und Interessierten bei kalten Getränken und einem kleinen Imbiss. Zwischendurch bat Steiner, der künstlerische Leiter der Musikfreunde, aufs Podium des Foyers, wo er über die Konzerte der Saison 2024/2025 informierte. Gleich zur erste Veranstaltung konnte er eine ebenso spannende wie bedrückende Geschichte erzählen. Der junge Violinist Aleksey Semenenko musste bereits zwei in Werne geplante Auftritte absagen. Das eine aufgrund der Coronapandemie. Vor dem zweiten Mal war der gebürtige Ukrainer für eine andere Vorstellung in sein Heimatland gereist – am 23. Februar 2022.
„Am Morgen danach wurde ich vom Krieg geweckt“, erzählte er in einer Einspielung, die Steiner auf die Leinwand projizierte. Als wehrfähiger junger Mann ereilte ihn ein Ausreiseverbot. Nur aufgrund von Interventionen der Stargeigerin Anne Sophie Mutter konnte Semenenko im März 2022 in seine Wahlheimat Deutschland zurückkehren. Semenenko ist ein mehrfach ausgezeichneter Violinist, der schon mit den Berliner Philharmonikern, dem BBC-Orchester, im Pariser Louvre und beim Schleswig-Holstein-Musikfestival gespielt hat. In Werne wird er am 19. September zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Inna Firsova, gastieren. Das Duo präsentiert Werke von Mozart, Kreisler, Dvořák und Janáček.
Am 10. Oktober gibt die Pianistin Sonja Kowollik ein Solokonzert. Die junge Künstlerin erhielt bereits ebenfalls mehrere Preise, darunter erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und dem „Beethoven Bonnensis Wettbewerb“. Unter anderem wird sie Strawinskys „Feuervogel“ in einer Fassung für Klavier spielen. Mit einer Kurzfassung dieses romantischen russischen Märchens machte Steiner sein Publikum neugierig auf diesen Abend: Es geht um einen Prinz, 13 Prinzessinnen und einen bösen Zauberer, um Liebe, Gefahr und ein Happy End. „Strawinsky hat dazu eine Musik geschaffen, die mich zweifeln lässt, wie man das musizieren kann“, so Steiner.
Am 21. November setzen die Musikfreunde auf die inzwischen im Programm bewährte Formation der Saxophon-Quartette. Dieses Mal ist es ein junges Ensemble aus Spanien, das Osimun-Saxophonquartett. „Sie versuchen, mit neuen Arrangements klassischer Stücke das Saxophon zu präsentieren“, erklärte Steiner. Aber auch auf moderne Stücke könne sich das Publikum freuen. Etwa auf Musik des 2017 gestorbenen US-amerikanischen Komponisten David Maslanka. Steiner: „Er macht zum Beispiel aus gregorianischen Chorälen neue Musik, in die auch Bach einfließt.“
Nach der Weihnachtspause geht es am 16. Januar weiter mit einem Duo für Mandoline und Gitarre: Lotta Nuhria Adler und Emma Schützmann. „Die Mandoline ist ein völlig vernachlässigtes Konzertinstrument“, sagte Steiner. Um diese Qualitäten und Möglichkeiten in den Vordergrund zu rücken, werde es an dem Abend ein konzertantes Programm geben, unter anderem mit einem Arrangement von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“.
Der aufwendigste Programmpunkt ist für den 20. Februar terminiert: Zu Gast werden die Singphoniker sein – ein Vokalensemble, das Musik der Comedian Harmonists interpretiert. „Es sind fünf ausgebildete Opernsänger, darunter ein Countertenor, und ein Pianist“, kündigte Steiner an. Erwarten dürfen die Zuhörer eine Zeitreise durch die 1920er-Jahre. Denn auch der Komponist Carl Orff wird eine Rolle spielen. „Er war ein großer Fan der Comedian Harmonists und hat Ankläger ihrer Musik in seine Carmina Burana einfließen lassen“, informierte Steiner. Am 20. März schließt sich eine thematische Klammer des Programms – mit einem Auftritt des international besetzten Trios Lirico. Die Violinistin Franziska Pietsch wurde in Deutschland geboren, der Bratschist Atilla Aldemir in der Türkei, die Cellistin Hila Karni in Israel. „Das zeigt trotz der Kriege in der Ukraine und in Nahost, dass ein kreatives, friedliches Miteinander möglich ist.“
Wie jede Saison der vergangene Jahre endet auch diese mit einem Familienkonzert. Am Sonntag, 23. März, wird der „Karneval der Tiere“ ab 11 Uhr kindgerecht gefeiert. Die Protagonisten stammen in diesem Fall aus Werne. Es sind Margarita Lebedkina, die in Stockum eine gleichnamige Musikschule betreibt, und ihr Mann Timafei Birukov.
Alle Konzerte finden in der Marga-Spiegel-Sekundarschule statt und beginnen um 20 Uhr, ausgenommen das Familienkonzert (Start 11 Uhr). Der Eintrittspreis beträgt 25 Euro, Karten sind im Vorverkauf bei Bücher Beckmann in Werne erhältlich.
Weiter Informationen und einen Überblick übers Programm: https://www.musikfreunde-werne.de/saison-2024-2025/