Montag, Mai 19, 2025

Klang gewordener Dialog: Weiteres Friedenskonzert in der Pfarrkirche

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Werne. In einer Zeit, in der die Stimmen des Friedens oft übertönt werden vom Lärm der Welt, war das Konzert am Sonntag, 18. Mai 2025, in der Pfarrkirche St. Christophorus ein bewegender musikalischer Appell für Verständigung, Respekt und Hoffnung.

Unter dem Titel „Friedenskonzert mit christlich-jüdischer Musik“ verbanden der ukrainische Bratschist Semjon Kalinowsky und der Organist Prof. Thorsten Laux nicht nur zwei beeindruckende Instrumente, sondern auch zwei religiöse Kulturräume – in großer Ehrfurcht und tiefer künstlerischer Sensibilität.

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Die Begrüßung durch Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing, dem Initiator dieses besonderen Abends, war geprägt von Herzlichkeit und spürbarem Engagement. Es war nicht nur eine Vorstellung der Künstler, sondern eine Einladung zu einer geistigen Reise durch Jahrhunderte musikalischen Austauschs und gemeinsamer kultureller Wurzeln.

Professor Laux ordnete das Programm kenntnisreich ein: Er erinnerte an die einst zahlreichen Orgeln in Synagogen, an den lebendigen Dialog der musikalischen Stile und an die tiefe Verbindung, die über Jahrhunderte zwischen jüdischer und christlicher Kompositionskunst bestand – bis diese durch das Grauen des 20. Jahrhunderts jäh zerrissen wurde.

Semjon Kalinowsky, vielfach ausgezeichneter Musiker und leidenschaftlicher musikalischer Brückenbauer, ließ seine Kunst  auf einer Bratsche von 1817 sprechen – und wie sie sprach! Warm, tragend, manchmal weinend, manchmal hoffend.

In Max Bruchs „Kol Nidre“ verschmolzen spirituelle Tiefe und technische Meisterschaft zu einem Moment vollkommener Andacht. Ebenso intensiv gelang die Interpretation von Blochs „Prayer“, in der Kalinowsky die feinen Linien jüdischer Melodik mit einer geradezu meditativen Innerlichkeit zeichnete.

Thorsten Laux, einer der profiliertesten Orgelvirtuosen seiner Generation, begleitete nicht nur – er führte durch den Abend mit einer Klangfarbenkunst, die selbst in der anspruchsvollen Akustik von St. Christophorus jederzeit präsent blieb. Besonders in Jehan Alains „Les fêtes de l’année israélite“ zeigte er seine Fähigkeit, aus der Orgel eine ganze Welt entstehen zu lassen: von stiller Kontemplation bis hin zu ekstatischer Feier.

Zu einem der bewegendsten Momente wurde die Darbietung der drei israelischen Melodien von Joachim Stutschewsky. Hier zeigte sich das kongeniale Zusammenspiel der beiden Künstler in seiner ganzen Poesie – mit einer innigen Zartheit, die selbst in der Stille nachklang. Die abschließende Passacaglia und Fuge über „Kol Nidre“ von Siegfried Würzburger, einem Komponisten, der 1942 von den Nationalsozialisten ermordet wurde, war nicht nur ein musikalischer, sondern ein moralischer Höhepunkt.

Hier wurde deutlich: Diese Musik ist Mahnung und Vermächtnis zugleich.

Dass der Abend mit Béla Kovács’ beschwingtem „Shalom Aleichem“ ausklang, war ein kluger dramaturgischer Schachzug: Der Friede, um den so ernsthaft gerungen wurde, zeigte hier seine lebensfrohe, menschliche Seite.

Dieses Konzert war mehr als ein musikalisches Ereignis – es war ein bewegender Friedensakt in Klangform.

Ein Dank gilt den beiden herausragenden Künstlern, der gastgebenden Gemeinde und dem Initiator von Musica Sacra Westfalica, die mit solch behutsamem Gespür einen musikalischen Dialog ermöglichten, der weit über diesen Abend hinaus nachhallen wird.

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