Werne. Klar, artikuliert und ausgewogen, so präsentierte das William-Byrd-Ensemble am vergangenen Sonntag geistliche Chormusik aus der Spätrenaissance und dem Barock.
Der A-cappella-Chor aus Essen trat in der Konzertreihe der Stiftung Musica Sacra Westfalica in der St. Christophorus-Kirche auf. Liturgisch stand der Tag als vierter Fastensonntag unter der Losung „Laetare“: „Freuet euch“ – angesichts der Tatsache, dass die Fastenzeit nun zur Hälfte vorbei ist. Trost und zurückhaltende Zuversicht dürfen sein und wurden vom William-Byrd-Ensemble klangschön und kontemplativ zum Ausdruck gebracht. Orgelinterpretationen von Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing sowie eine Begleitung von Dagmar Borowski-Wensing an der Orgel und Hartmut Reisiger an der Pauke fügten weitere Facetten hinzu.
Mit A-cappella-Motetten wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer eingestimmt. Da fächerte sich das „Angelis suis“ von Manuel Cardoso (1566–1650) über einem langsamen Crescendo zu voller Pracht auf, äußerte sich Zuversicht in eindringlichem Forte, wenn es mit Giambattista Casali (1715–1792) hieß: „Scapulis suis obumbrabit tibi Dominus“ – „Mit seinen Schultern spendet der Herr dir Schatten“.

An anderer Stelle hielt das Ensemble den finalen Ton spannungsvoll in der Schwebe. In getragener Ruhe wurde das hymnische „Tu pauperum refugium“ von Josquin des Préz (um 1455–1521) aufgebaut, wobei jede Klangebene trennscharf herauszuhören war. Das Klagelied „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria (1548–1611) entfaltete sich in weit angelegten Melodiebögen, wie ein andächtiger Blick in eine sakrale Landschaft.

Bei der anschließenden „Suite pour l’orgue“ von Gaspard Corrette (1670–1730) zog Hans-Joachim Wensing an der kleinen Orgel Register, deren Klangfarben an historische Instrumente zum Leben erweckten, wie Schalmei oder Krummhorn. Auf letzteres bezog sich der vierte Satz des Orgelwerks konkret: „Basse de Cromhorne“. Beim „Duo“ dagegen setzte Wensing auf einen zarten Flötenton und eine sonore Zweitstimme, die sich auf gegenläufigen Melodielinien umspielten.

Mit präziser Phrasierung brachte der Chor danach die schlichte Eleganz der „Missa sine nomine“ seines Namensgebers William Byrd zum Ausdruck. Eine zurückhaltende Dynamik passte sich dem meditativen Duktus des Stücks an, trug zur sakralen Wirkung dieser Messvertonung bei. Sanfte Passagen umfingen die Konzertbesucher wie tröstendes Streicheln, das „Agnus Dei“ durchzog eine schmerzerfüllte Klarheit. Die Gänsehautmomente setzten sich mit der abschließenden „Music for the Funeral of Queen Mary“ von Henry Purcell fort. Leise, wie aus der Ferne, tropften Trommelschläge ins Kirchenschiff, dann brauste die Seifert-Orgel auf und übernahm das würdevolle Schreittempo: Hartmut Reisiger und Dagmar Borowski-Wensing hatten den Trauermarsch in Gang gesetzt. Die Gesangspartien zeichneten die filigranen Linien barocker Ornamentik nach. Noch einmal kam die durchhörbare Balance des Ensembles zum Tragen, die warmen, sonoren Männerstimmen und die lichten, klaren Frauenstimmen.