Werne. Sehr lange wurde diskutiert. Am Mittwochabend (07.12.2022) gegen 20.15 Uhr gab es im Stadtrat dann die Entscheidung zur baulichen Erweiterung der Wiehagenschule, die eine größere Einigkeit als noch im Ausschuss des Kommunalbetriebs vor gut zwei Wochen brachte.
Die Politik folgte einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung (Variante 3), die alte Turnhalle auf dem Schulgelände abzureißen und dort einen separaten Schulanbau (rund 700 Quadratmeter) zu errichten. Gleichzeitig soll an der Klöcknerstraße/Waldstraße/Stollenweg ein Doppelturnhalle entstehen, um den Bedarf der Grundschule zu decken. Dafür fiel die Abstimmung mehrheitlich aus – bei einer Gegenstimme und einigen Enthaltungen.
„Den Zuschauern im Saal muss diese Debatte unmöglich vorkommen. Hier blickt kein Mensch mehr durch. Die Leute müssen uns für vollkommen irre halten“, mahnte SPD-Ratsherr Lars Hübchen im Anschluss an eine zehnminütige Sitzungsunterbrechung mit weiteren Beratungen an.
Zuvor hatte Architekt Lothar Steinhoff sieben Varianten vorgestellt, die einen separaten Neubau bei Erhalt der Bestandsturnhalle darstellten. Die CDU hatte dies in der KBW-Sitzung gefordert. Ergebnis der Präsentation: Alle Varianten erwiesen sich als unbrauchbar, oft aus architektonischen oder eigentumsrechtlichen Gesichtspunkten, aber stets, weil sie dem Wunsch der Schulgemeinde entgegen standen. Schon vor zwei Wochen hatte Nicola Buschkotte, Leiterin der Wiehagenschule, appelliert, keine Schulhoffläche zu opfern. Aber genau das würde beim Erhalt der alten Turnhalle passieren.
Also stellte sich Buschkotte, diesmal unterstützt von weiteren Lehrkräften sowie OGS-Leiterin Christina Schmidt, erneut vor die politischen Entscheidungsträger/innen und wiederholte gebetsmühlenartig: „Verkleinern Sie nicht den Schulhof! Hören Sie auf uns Experten, sonst schliddern wir sehenden Auges in die Katastrophe. Es kommen bei der vollzogenen Fünfzügigkeit 2025/26 schon 90 Kinder mehr auf die gleichbleibende Fläche. Ein zusätzlicher Bau funktioniert nicht, wenn die alte Turnhalle bleibt. Fällen Sie zeitnah eine Entscheidung! Und fordern Sie keine Nachsicht der Kinder und Eltern gegenüber Bäumen am Stollenweg oder einem Feuerwehrhaus in Stockum!“
Claudia Lange (FDP) pflichtete Buschkotte bei: „Die Schule ist Lebens- und Lernraum der Kinder; diesen dürfen wir nicht verkleinen, keinen Quadratmeter opfern. Wir planen hier für Kinder und Familien.“
Auch die CDU-Fraktion schwenkte schließlich auf die Linie der Schulgemeinde um, wenngleich der Standort für die Doppelturnhalle an der Klöcknerstraße/Stollenweg/Waldstraße auf keine Gegenliebe stieß. „Da wird ein Wald abgeholzt. Muss das sein?“, wehrte sich CDU-Ratsherr Raimund Hölscher, der genau wie Parteikollege Ferdinand Schulze Froning forderte, noch einen zweiten Standort zu prüfen. Fraktionschefin Uta Leisentritt fasste zusammen: „Wir sollten uns mehrere Optionen offenhalten und uns nicht auf eine Variante versteifen. Klappt der Neubau nicht, stehen die Kinder noch viel länger ohne Halle da.“ Bürgermeister Lothar Christ informierte, dass man einen Bebauungsplan nur in eine Richtung aufstellen könne.
Ulrich Höltmann (SPD) wunderte sich in Richtung Hölschers, „dass die CDU jetzt auch ihr Herz für Bäume entdeckt habe“. Die Sozialdemokraten verlangten genau wie die Grünen entsprechende Ausgleichsmaßnahmen im Falle der Rodung des Baumbestands. „Und wir werden uns nicht nur mit ein paar Bäumchen zufrieden geben“, kündigte Klaus Schlüter (Bündnis 90/Die Grünen) an.
Schließlich stellte Philipp Cramer, Leiter des Gebäudemanagements im Kommunalbetrieb Werne, den geschätzten Zeit- und Kostenrahmen der Maßnahmen vor. Mit 14,58 Millionen Euro kalkulieren die Planer die Kosten bei einem Rückbau der Bestandsturnhalle, einem neuen Schultrakt sowie die Errichtung einer neuen Doppelturnhalle. Aussicht auf knapp 3 Millionen Euro Fördermittel bestehen.
Bürgermeister Lothar Christ ergänzte abschließend: „Aktuell sind die Kosten schwer einschätzbar, auch ein Griff in den Fördertopf ist zum jetzigen Zeitpunkt spekulativ.“
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