Werne. Das Straßenkataster für die Stadt Werne liegt vor. Endlich, darf man im Sinne der Politiker getrost sagen, denn der fraktionsübergreifende Ruf nach einer Zustandserhebung für die heimischen Verkehrswege ist seit Jahren laut und wurde ein ums andere mal wiederholt.
So soll auf Basis der Kataster-Ergebnisse entschieden werden, welche Straßen am dringendsten eine Ertüchtigung benötigen. Die Priorisierung soll helfen, innerhalb der finanziellen Möglichkeiten bei deren Instandhaltung und Erneuerung effektiv voran zu kommen.
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung (ASPW) am Mittwoch, 10. September 2025, brachte Dr. Tobias Gehrke, Leiter des Kommunalbetriebs Werne (KBW), jetzt die Ergebnisse einer aufwändigen Analyse und Bewertung von 429 Straßen und Wege zur Kenntnis, deren Leistungsfähigkeit die Stadt als Straßenbaulastträger gewährleisten muss.
Eine Aufgabe, die alles andere als trivial ist, denn Straßen und Wege müssen dem regelmäßigen Verkehrsbedürfnis wie den Regeln des Straßenbaus genügen und entsprechend gebaut, unterhalten, erweitert oder verbessert werden. Ferner sind Anforderungen des Umweltschutzes sowie eine möglichst weitreichende Barrierefreiheit zu berücksichtigen, heißt es in Sitzungsvorlage. Diese Aufgaben sind im KBW angesiedelt.
Bewertungskriterien für die Prioritätenliste
1. Gesetzliche Verpflichtung/ Haftung
Besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Umgestaltung oder gibt es anhand des Straßenzustands eine Haftung für Schäden, die daraus resultieren, und ist eine Priorisierung notwendig.
2. Verkehrsaufkommen und Nutzungsintensität
Das Verkehrsaufkommen kann die Bedeutung der Straßen und Weg anzeigen und ins Verhältnis zur maximalen Kapazität des Verkehrsweges gesetzt werden.
3. Bedeutsame Anlieger und Verkehrswege
Beispiele für bedeutsame Anlieger sind Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Darüber hinaus können Bildungsstätten und Kindergärten besonders berücksichtigt werden. In gleicher Weise können beispielsweise Schulwege dorthin bei der Priorisierung berücksichtigt werden.
4. Straßenzustand
Das von der nts Ingenieurgesellschaft erhobene und aufbereitete Straßenkataster stellt den Zustand der Straßen und ihrer Nebenanlagen detailliert dar. Die Bewertung kann direkt anhand der Daten erfolgen. Das Straßenkataster erlaubt darüber hinaus die Bewertung von Grenzzuständen.
5. Finanzierung/ Förderung
Die Finanzierungsmöglichkeiten von Unterhaltung und Straßenausbau müssen bei der Priorisierung berücksichtigt werden. Eine zeitlich begrenzte Förderung in Anspruch zu nehmen, stellt einen möglichen Grund für die Priorisierung einer Maßnahme dar.
Becklohhof auf eins – Politik-Workshop soll Input liefern
Im Ausschuss wurde das Straßenkataster folglich durchweg begrüßt. In einer ersten Priorisierungsliste sind 30 Straßen aufgeführt, ganz oben auf eins – wen wundert es – steht der Becklohhof. Sein seit Jahren maroder Zustand hat die Ausschussmitglieder mehr als einmal auf die Palme gebracht. „Morgen anfangen, nicht warten, das ist eine Katastrophe“, verlangte Adelheid Hauschopp-Francke (SPD). Viel Verkehr, zwei Schulen, Kita, Schulbus und ein „Wanderweg“ für Fußgänger, zählte Andreas Drohmann (Bündnis 90/ Die Grünene ) auf. „Kann man nicht schon vor dem Herbst mit kleinen Maßnahmen etwas machen?“, fragte er.
„Der Becklohhof ist eine Herausforderung“, gestand Dr. Gehrke ein und nannte den alten Baumbestand, aber auch eventuelle Kosten für die Anwohner. Man sei in der Planung nicht blank und treibe die Gedanken voran, sagte er.
Christoph Dammermann (FDP) zweifelte an dem Erkenntnisgewinn. „Wir haben drei Jahre lang gewartet. Das war viel Aufwand. Straßen und Nebenanlagen wurden betrachtet, aber es gibt nur eine Zahl“, wünschte er sich Pragmatismus.
Uta Leisentritt schlug vor, eine Art Workshop mit Mitgliedern aus den Fraktionen einzusetzen. „Wir wohnen alle in Werne und kennen die Straßen“, meinte sie sinngemäß. Ein Angebot, dass der KBW-Leiter gerne aufgriff. Die Mitarbeit von Personen mit Kenntnis wäre sehr hilfreich, so könne man einen Mittelwert erfassen, das wäre praxisnäher, meinte er.
Lars Hübchen (SPD) führte eine „pfiffige Idee“ aus Bergkamen an. Dort seien die Müllautos mit Kameras ausgestattet. Die Aufnahmen würden KI-gestützt ausgewertet. „Die Müllfahrzeuge haben wir im Blick“, so Gehrke. Anders als in Bergkamen haben man aber keine eigenen Fahrzeuge. In zwei Jahren werde die Müllabholung neu ausgeschrieben, kündigte er an. Mit dieser Methode bekomme man eine laufende Aktualisierung.