Mittwoch, September 3, 2025

Wahlarena von „WfW“: Offener Austausch mit den Kandidaten

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Werne. In einer rund vierstündigen Wahlarena stellten sich die drei Landrats- sowie die fünf Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahlen auf Einladung von „Wir für Werne“ (WFW) im Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg den Fragen von Moderator Michael Zurhorst, gleichzeitig Vorsitzender der Wirtschaftsgemeinschaft. Rund 150 Interessierte verfolgten die Diskussionen.

In der Gesprächsrunde mit den Bewerbern um das Bürgermeisteramt, Volker Abdinghoff (parteilos), Christoph Dammermann (FDP), Lars Hübchen (SPD), Benedikt Striepens (Bündnis 90/Die Grünen) und Marc Sven Ueter (parteilos), standen vor allem die Themen Wirtschaft, Innenstadtbelebung, Klimaschutz und Familienfreundlichkeit im Mittelpunkt.

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Beim Punkt „Bauland und Gewerbeflächen“ waren sich die Kandidaten weitesgehend einig. „Werne soll wachsen“, meinte Christoph Dammermann, Lars Hübchen sieht neue Gewerbegebiete, die hohen ökologischen Standards genügen, als notwendig für eine finanzielle Basis an. Marc Sven Ueter schlug vor, Wohnraum auf den ehemaligen Flächen der Unternehmen Beckmann Druck und Höttcke Holz zu entwickeln, „klug und mit Augenmaß“. Benedikt Striepens befürwortet die Verdichtung und verwies auf die Verpflichtung zum Sozialen Wohnungsbau. Gewerbegebiete am nördlichen Stadtrand seien nicht darstellbar. Volker Abdinghoff fordert nachhaltige Gewerbegebiete, die fossilfrei zu betreiben seien. „Wir müssen wachsen, um Wohlstand zu generieren.“

Die fünf Bewerber um das Bürgermeisteramt in Werne diskutierten mit Michael Zurhorst (links), Vorsitzender von „Wir für Werne“, und dem Publikum. Foto: Wagner

Beim Klimaschutz müsse man nur wollen und im Kleinen anfangen, so Ueter. Dammermann bevorzuge die Konzentration auf „Dinge, die uns wirklich etwas bringen“, forderte mehr Tempo bei der kommunalen Wärmeplanung. Während Striepens den Klimabeirat als „Expertise aus der Bürgerschaft“ positiv bewertete, fragte der FDP-Kandidat: „Was hat der Klimabeirat uns gebracht? Er hat uns nur von anderen Dingen abgelenkt.“ Klimaschutz sei kein alleiniges „grünes Thema“ mehr, bemerkte Hübchen und verwies auf bereits bestehende Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden und brachte eine eigene Windkraftanlage für Werne ins Spiel.

„Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ist nicht so schlecht, wie oft in den Sozialen Medien dargestellt wird“, warf Michael Zurhorst den Kandidaten den nächsten Ball zu und fragte, wie man die Attraktivität dennoch steigern könne. Hübchen räumte ein, dass es darauf keine einfache Antworten geben würde, ein „Maßnahmenbündel“ müsse her und wieder ein regelmäßiges Format, das alle Akteure an einen Tisch holt. „Und wir dürfen unsere Denkmäler nicht verrotten lassen, notfalls auch mal vor Gericht ziehen, um Signale zu setzen“, so der SPD-Kandidat. Auch einzelne, gezielte Ankäufe durch die Stadt halte er für ratsam.

„Die Leerstände, die jetzt dazu gekommen sind, betrachte ich als Warnsignal. Wir brauchen Frequenz, dann haben wir eine lebendige Innenstadt“, betonte Christoph Dammermann, der die Abschaffung der Parkgebühren in die Diskussion einbrachte und ebenso bemerkte, dass es kein Geheimnis sei, dass er den Bau des heutigen Solebades kritisch gesehen habe, jetzt aber auch den Nutzen des Bades für die Innenstadt stärken wolle. Für Benedikt Striepen trage kostenfreies Parken nichts zur Qualität der Innenstadt bei. Der Kandidat der Grünen brachte Cittàslow ins Gespräch, ein Konzept für mehr Lebensqualität in den Städten. „Werne erfüllt die Kriterien. Wir sollten da mitmachen“, so Striepens, der zudem forderte, an der Barrierefreiheit zu arbeiten.

Volker Abdinghoff lobte die Arbeit des Stadtmarketings, wünschte sich aber eine grünere und weitgehend autofreie Innenstadt. Die Einbindung der Horne und „Anpacken“ beim Hühnerhof seien weitere Bausteine. Marc Sven Ueter schlug ebenfalls Grünflächen für mehr Aufenthaltsqualität vor sowie eine Leerstandsabgabe, wenn gleich die Stadt Werne in diesem Bereich überhaupt keine Befugnis habe, wie Moderator Zurhorst entgegnete.

Schließlich plädierten Dammermann und Hübchen dafür, die Kita- und OGS-Beiträge zu senken. Striepens ergriff das Wort und richtete sich an das Publikum: „Merken Sie sich das gut, was da versprochen wird. Das ist bei einem 2,2 Millionen Euro Defizit im Jugendamt, 700.000 Euro im Kita-Bereich, nicht realistisch. Wenn wir es schaffen, den Standard zu halten und die Beiträge nicht weiter zu erhöhen, sind wir einen Schritt weiter. Wir müssen auch einen genehmigungsfähigen Haushalt hinkriegen.“

Einigkeit herrschte am Ende der Veranstaltung dann beim Thema „millionenschwere Sanierung des Anne-Frank-Gymnasiums“. Stefan Böhm, Vorsitzender der Schulpflegschaft, verwies auf die „Strahlkraft des AFG“ und die Rolle der Schule als „Standortfaktor“. Christoph Dammermann untermauerte die Ausführungen Böhms ähnlich wie zuvor Striepens sowie Hübchen und meinte: „Das AFG wird das Top-Thema des nächsten Rates!“

Die Bewerber um den Landratsposten stellten sich vor (von links): Andreas Wette (FDP), Marco Morten Pufke und Amtsinhaber Mario Löhr (SPD). Foto: Wagner

Landratskandidaten stellen sich den Fragen

Zu Beginn der Veranstaltung um 17 Uhr ging es um den Kreis Unna. Einig, allerdings mit Abstufungen, waren sich alle Landratskandidaten, Doppelstrukturen wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) auf den Prüfstand zu stellen. Marco Morten Pufke (CDU) merkte in diesem Punkt auch an, dass es elf Baubetriebshöfe im Kreis Unna geben würde, warb für sich als „Brückenbauer“ und kündigte an, keinen „Feldzug gegen das Auto“ führen zu wollen.

Als „Herzensthema“ stellte Andreas Wette (FDP) den Öffentlichen Nahverkehr als wichtig für soziale Teilhabe und florierende Innenstädte heraus und wünschte sich mehr interkommunale Zusammenarbeit.

Für ihn spreche die Erfahrung in der Privatwirtschaft, als Bürgermeister von Selm und eben als Landrat, so Amtsinhaber Mario Löhr (SPD), der in Bezug auf Werne das geplante Umspannwerk für dringend notwendig erachtet. „Sonst vergrößern sich Unternehmen nicht oder siedeln sich erst gar nicht an.“

Angesprochen auf das Fünf-Standorte-Programm, eine millionenschwere Bundesförderung im Zuge des Kohleausstieges, bilanzierten Pufke und Löhr ähnlich. Der CDU-Mann sprach von einem „Bürokratiemonster“ mit „Geburtsfehlern“, da nicht die Privatwirtschaft angesprochen werde und der Fokus zu sehr auf die Schaffung von Industriearbeitsplätzen liege. Daher hätte es auch das Surfpark-Projekt in Werne nicht in die Förderung geschafft. Der amtierende Landrat wünschte sich einen „neuen Startschuss“, denn man habe innovative Projekte im Kreis Unna, die Arbeitsplätze schaffen würden.

Resignation machte sich bei Löhr in Sachen „Zweites Gleis“ zwischen Dortmund und Münster breit. „Bund und Land versprechen etwas, kurz darauf kommt dann ein Veto. Auf diese Aussagen kann man sich nicht verlassen. Dranzubleiben ist wichtig, aber diese Nackenschläge machen die Politik vor Ort mürbe.“

Auf großes Interesse stieß die Wahlarena von „Wir für Werne“. Foto: WfW

Fazit

„Wir für Werne“ bewertete den informativen Abend selbst nicht nur als einen „Beitrag für mehr Transparenz im Vorfeld der Wahl“, sondern auch als „lebendiges Zeichen politischer Kultur in Werne“. Kritik aus dem Plenum gab es für die teilweise sehr langen Anmoderationen und Redebeiträge. Eine Stoppuhr, die letztere auf jeweils zwei Minuten begrenzen sollte, stand hinter der Kandidaten und wurde – vielleicht auch deshalb – kaum genutzt. Der respektvolle Umgangston und die offene Atmosphäre sorgten jedoch für eine durchweg positive Bilanz des Abends.

Weitere Fragen der Wirtschaftsgemeinschaft haben Wernes Bürgermeisterkandidaten schriftlich beantwortet, einsehbar auf der WfW-Website. Zudem ist dort eine Umfrage zu zehn Kompetenzen, die ein Bürgermeister haben sollte, zu finden.

Die Kandidaten im Überblick:

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