Ein Kommentar
Werne hat gewählt und zeigt sich in der neuen Ratsperiode bunt. Dass im Spektrum der politischen Farben das AfD-Blau fehlt, wurde am Wahlabend von vielen erleichtert kommentiert. Schaut man auf die Wahlergebnisse in Wernes Nachbarschaft und im ganzen Land, hebt sich die Lippestadt damit wohltuend ab. Das macht auch in Zukunft in den politischen Gremien einen inhaltlich kontroversen, in der Form aber fairen Umgang miteinander erwartbar.
Schaut man auf die demokratische Palette, haben sich die Farbtupfer in Zahl und Häufigkeit gewandelt – und zwar überraschend deutlich. SPD-Rot und CDU-Schwarz sind – mit leichten Vorteilen für die Christdemokraten – nahezu deckungsgleich. Das lokale Grün verliert (sich) im Landestrend, während das FDP-Gelb in Werne dem Landestrend trotzt und hinzu gewinnt. Freude auch bei der deutlich gestärkten Unabhängigen Wählergemeinschaft, deren Mitglieder in kräftigem Orange zum Wahlabend kamen. Das Hellrot von Die Linke, deren vielfach junge Mitglieder den Einzug in den Rat feierten, mischt künftig wieder mit.
Wer wird Bürgermeister?
Für Lars Hübchen und Christoph Dammermann geht es am 28. September in die Stichwahl. Mit knapp 46 Prozent hat sich der Sozialdemokrat, der sich als Bürgermeister auch als Brückenbauer verstehen würde, schon im ersten Wahlgang der 50-Prozent-Marke genähert. Familienfreundlichkeit (Betreuung und Bildung) Wirtschaft (Gewerbeflächen, Klimaschutz) sind seine Themen. Auf ein Stimmen-Polster von knapp 30 Prozent kann der Liberale bauen. Mehr Ambitionen, mehr Tempo, mehr Effizienz lautet sein Credo.
Beim Start sind beide nun zunächst wieder gleich auf, wer als erster durchs Ziel geht, wird sich zeigen. Interessant wird sein, ob die Kandidaten Unterstützung jenseits ihrer eigenen Parteien finden können.
Schön bunt? Ja sicher! Sicher ist auch, dass es in Zukunft für jede Entscheidung im abgespeckten Rat – 36 Sitze sind es nach der Verkleinerung – mindestens drei Farben für eine Mehrheit braucht, in welcher Zusammensetzung auch immer.

Große Aufgaben fordern stabile Mehrheiten
Schaut man auf die großen Herausforderungen wie dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur, Bauvorhaben (Anne-Frank-Gymnasium), Schaffung von Wohnraum, Innenstadtgestaltung (Sanierung Klostervorplatz), Soziales, Integration und Inklusion, um nur einige zu nennen. Dies alles geschieht unter den Vorzeichen eines hoch verschuldeten Haushalts.
Es gibt also viel zu tun, für die neuen Ratsriege. Austausch ist gefragt, auch mühsamer, Auseinandersetzungen, ja Streit, dürfen (müssen) auf dem Weg zur besten Lösung sein. Zu hoffen ist, dass am Ende solide Mehrheiten aus mehr als drei Farben gefunden werden, die dann eben eines sind: bunt.