Kreis Unna. Gemeinsam mehr erreichen: Das ist das Ziel des Runden Tischs, den Landrat Mario Löhr anlässlich der sich zuspitzenden Energiekrise einberufen hat.
Schon das erste Treffen hat konkrete Ergebnisse erzielt – verbunden mit dem starken Signal aller Beteiligten, für Solidarität und Zusammenhalt einzutreten, heißt es in der Medienmitteilung des Kreises.
Um Seismograph der Krise im Kreis Unna sein zu können wurden Vertreter von Handwerk und Wirtschaftsförderung, Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft und Kommunalversorgern hinzu gebeten. Sie sitzen neben Akteuren von Arbeitsagentur, Jobcenter und Kreisverwaltung. Weitere Akteure aus Gesellschaft und Wirtschaft sollen dazustoßen.
„Wir müssen uns als so etwas wie die Kümmerer-Spitze verstehen“, sagte Landrat Mario Löhr, der die Initiative ergriffen hatte. Es gehe hier nicht um Politik und schon gar nicht um Parteipolitik, sondern um Lösungen und konkrete Hilfen für unsere Bürger/innen genauso wie für Ehrenamt und Wirtschaft.
„Wir müssen uns als so etwas wie die Kümmerer-Spitze verstehen.“
Landrat Mario Löhr
Wie wichtig die Initiative ist, zeigten Eindrücke aus Gesellschaft und Wirtschaft. Insbesondere in den sehr energieintensiven Betrieben des Handwerks, die durch Kündigungen ihrer Energielieferverträge gebe es große Sorge, die Produktion im kommenden Jahr aufrecht erhalten zu können, berichtete etwa Volker Stein für die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe. Sascha Dorday, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna, warnte vor einer Schließungswelle aufgrund der Energiekrise.
Klaus Stindt, Vorsitzender des KreisSportBundes Unna (KSB), strich die Belastungen für die ehrenamtlich arbeitenden Vereine heraus: „Flüchtlingskrise und Corona-Krise, jetzt Energiekrise – das ist eine ganz prekäre Situation für unsere Vereine“, sagte er mit Verweis auf 100.000 Sportler/innen, die in 460 KSB- Vereinen organisiert sind. „Wenn sich bei einem ehrenamtlichen Sportverein die Energiekosten plötzlich verdreifachen, können die den Laden zu machen.“
Landrat Mario Löhr warb für Zusammenhalt und Solidarität in der Gesellschaft. Wie das aussehen könne, zeige die Unnaer Kreis-, Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH (UKBS), deren Aufsichtsratsvorsitzender Löhr ist: Er und UKBS-Geschäftsführer Matthias Fischer sendeten das Versprechen aus, dass die UKBS als kommunal und sozial orientiertes Wohnungsunternehmen keine Kündigungen aufgrund von Zahlungsverzug bei den Heizkostenabrechnungen vornehmen werde. Fischer betonte, dass man gemeinsam nach Lösungen wie etwa Ratenzahlungen suche. „Wichtig ist, dass die Mieter/innen aktiv Kontakt zur UKBS aufnehmen, wenn Zahlungsprobleme entstehen – persönlich, schriftlich oder telefonisch.“
Zusammenhalt und Solidarität
Die Bürgermeister/innen aller zehn Städte und Gemeinden hatten zuvor Unterstützung für die Initiative signalisiert. So sollen niederschwellige und interdisziplinäre Beratungsangebote geschaffen werden. Arbeitsagentur und Jobcenter sowie Wohlfahrtsverbände sagten ihre Kooperation zu.
Zusammen mit den Gemeinschaftsstadtwerken Kamen, Bönen, Bergkamen solle sehr kurzfristig ein Angebot geschaffen werden, das bestenfalls auf alle anderen Kreiskommunen übertragen werden könne. Da werde es weniger um Energieberatung gehen, als vielmehr um Hilfen in konkreten Problemsituationen, so GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl. „Gemeinsam können wir richtig gute Beratung auf den Weg bringen“, verwies Dorothée Schackmann als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt im Kreis Unna auf die erprobte Beratungspraxis der Verbände.
Dem Auftakttreffen des Runden Tisches sollen weitere folgen. An NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst richtete man einen Appell: „Machen Sie Ihren Einfluss auf die Bundespolitik geltend, um schnellere und umfänglichere Hilfen insbesondere für klein- und mittelständische Unternehmen auf den Weg zu bringen“, heißt es in dem Papier, das zudem für Förderprogramme beziehungsweise Hilfsfonds für ehrenamtlich organisierte Sportvereine wirbt.
Und weiter: „Statten Sie Verbraucherzentralen und Wohlfahrtsverbände mit zweckgebundenen Mitteln aus, um den erwartbar steigenden Bedarf an Energie- und Schuldenberatung gerecht werden zu können.“ Auch die strukturelle Unterfinanzierung der Kommunen müsse endlich gelöst werden, „damit Städte und Gemeinden der kommunalen Daseinsvorsorge gerecht werden können.“
Informationskampagne „#besserbereit“
Der Kreis Unna ist Teil der regionalen Kampagne „#besserbereit“. Das Ziel: Die Selbsthilfefähigkeit der Menschen stärken, Energienotlagen verhindern, das Krisenmanagement stärken – besser bereit sein. Alle 53 Kommunen des Ruhrgebiets und der Regionalverband Ruhr machen mit. Infos: www.besserbereit.ruhr