Werne. Vor zwölf Jahren ist Klaus Wortmann vom Beckenrand in den Vorruhestand gewechselt. Dreieinhalb Jahrzehnte war Wortmann zuvor als Schwimmmeister im Solebad Werne tätig. Wenn der 72-Jährige heute durch die Stadt geht, scheint es manchmal so, als wäre er immer noch im Amt.
„Da ist mein alter Schwimmmeister“, oder aber „Der Mann, der mir das Schwimmen beigebracht hat“ – das sind Sätze, die Wortmann nahezu bei jedem Bummel in Werne zu hören bekommt. Verwunderlich ist das nicht, denn in den vielen Jahren im Solebad hat Wortmann nach eigenen Schätzungen zwischen 6.000 und 8.000 jungen Menschen das Schwimmen beigebracht. „Wie sieht es denn aus? Hast du noch dein Seepferdchen?“, lautet in der Regel die Gegenfrage des langjährigen Schwimmlehrers.
Stammgäste des Solebades wissen zudem, dass sich Wortmann im Ruhestand längst nicht gänzlich vom Bad gelöst hat. Oder aber anders formuliert – es gibt keine größere Veranstaltung ohne Wortmann, der besonders für seine humorvollen Moderationen bei jungen und erwachsenen Badegästen beliebt ist. Immer wieder lässt sich das Solebad-Urgestein nicht lumpen und motiviert Badende zu einer oder mehrerer Einheiten Aqua-Fitness. „Das macht mir immer noch Spaß. Das Animieren im Bad hält jung“, sagt Wortmann über das Rezept dafür, dass ihm trotz teils schneller Bewegungsabläufe nie die Puste ausgeht.
Dass Wortmann einen Großteil seines Lebens im Bad verbracht hat, war nicht zwingend abzusehen, schließlich absolvierte der Junge zunächst eine Ausbildung als Maler und Lackierer. Ein Job, der mit Wasser zu tun hat, war damals aber eigentlich schon naheliegend, schließlich gehörte Wortmann in seiner Kindheit bereits zu den Stammgästen im Bad.
„Mein Elternhaus stand auf der Südmauer. Da gab es nichts Besseres, als mit einer Saisonkarte, die om 1. Mai bis 30. September galt, ins Schwimmbad zu gehen“, schildert Wortmann. Wählerisch beim Wetter waren Wortmann und seine Kumpels dabei nie. „Wir waren keine Schönwetterschwimmer. Wir sind auch gegangen, wenn es geregnet hat.“

Tatsächlich wussten Wortmann und seine Freunde den Platz an verregneten Tagen im nicht so vollen Bad sportlich zu nutzen. Wenn es vom Schwimmmeister die Erlaubnis gab, wurde ein Tor aufgebaut und Wasserball gespielt. Eine Leidenschaft, die sich später auszahlen sollte, denn mit dem TV Werne wurde Wortmann immerhin fünf Mal Deutscher Meister.
Manches Mal verhielten sich Wortmann und seine Clique – wie der 72-Jährige heute rückblickend sagt – nicht ganz konform zur Haus- und Badeordnung. „Da kam es dann schon einmal vor, dass wir am Abend die Wiese säubern mussten, bevor wir nach Hause gehen durften.“ Teilweise verhängte der frühere Badleiter Günter Wagner sogar ein Badeverbot für den Jungsportler. „Das war aber nicht weiter schlimm, denn wenn ich wusste, dass Wagner nicht da war, ließ mich Schwimmmeister Helmut Goldmann trotzdem mittrainieren“, sagt Wortmann mit einem Lächeln. Wie es der Zufall wollte, war Wagner zu der Zeit auch der Vorsitzende der Wasserballabteilung des TV Werne.
Beinahe die Hälfte der Menschen begrüßen Wortmann noch immer mit seinem Spitznamen „Achel“. Längst nicht alle kennen aber die Geschichte dazu, die gar nichts mit Wasserball zu tun hat. „Ich war damals in der ersten Klasse der Wienbredeschule, die auch mein sieben Jahre älterer Bruder besuchte. Ich habe immer für ihn die Butterbrote für die Frühstückspause mitgebracht. Irgendwann, als ich dann als i-Männchen wieder in die Klasse kam, sagte dort einer, dass der kleine Achel da ist, um die Butterbrote zu bringen. Da war der Name geboren.“
In seinen Urlauben ist der Rentner ebenfalls manchmal am Beckenrand aktiv, so wie beim jüngsten Aufenthalt auf Lanzarote. Da kam Wortmann mit dem dortigen Animateur ins Gespräch. Danach dauerte es nicht lange, bis der Urlaubsgast dort seine erste Stunde Aqua-Gymnastik leitete.
Natürlich ist Wortmann Ende Juli ebenso bei den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des Solebades mit dabei. In welcher Funktion soll vorerst geheim bleiben. „Ein wenig Spannung muss schon sein“, sagt Wortmann augenzwinkernd.

In den kommenden Tagen veröffentlichen wir weitere Texte zum Solebad-Jubiläum. Auf Papier nachzulesen gibt es die Artikel auch in unserer gedruckten Zeitung, u.a. erhältlich im Solebad und bei vielen Geschäften in der Innenstadt.