Werne. Über den geplanten Millionen-Invest von Verteilnetzbetreiber Westnetz in eine große Umspannanlage im Bereich Stiegenkamp/ Münsterstraße (B54) brachte Dirk Wißel, Kommunalmanager von Westenergie, in der März-Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung der Politik zu Kenntnis. Ein Thema, das auch viele Interessierte auf den Plan rief, die die Stuhlreihen im großen Sitzungssaal des Stadthauses füllten.
Wie berichtet, soll auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche in Größe von zwei Fußballfeldern die nach modernen Technik-Standards konzipierte Anlage entstehen, die im Norden der Stadt für eine zukunftssichere Stromversorgung sorgen und 2028 in Betrieb gehen soll.
BIN zeigt Präsenz und positioniert sich gegen Standort
Für die Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße (BIN) hatte Vorsitzender Werner Thiemann via Facebook auf den Tagesordnungspunkt aufmerksam gemacht und zur Teilnahme aufgerufen:„Es gilt sich in Erinnerung zu rufen, dass wir mit dem gewonnenen Bürgerentscheid im Jahr 2021 mit über 6.000 Stimmen ein klares Votum erhielten, dass dieses letzte Naherholungsgebiet und zugleich Frischluftschneise von Werne erhalten bleiben soll“, so Thiemann in seinem Post.
Er verwies auf die damalige „ Zusicherung unseres Bürgermeisters Lothar Christ, keine Planungen in diesem Bereich der Nordlippestraße vorzunehmen“, somit als nicht eingehalten an. „Wir können aktuell nicht ausschließen, dass diese Maßnahme nur der Einstieg für weitere Überplanungen und Erschließungen an der Nordlippestraße sein werden“, befürchtet man bei der BIN. Der Vorstand sehe hier Handlungs- und Entscheidungsalternativen und bot an, konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.

Versorgungssicherheit mit Strom – Nutzungsentgelte niedrig halten
Die Umspannanlage wird mit einem neuen Mittelspannungskabel versehen und soll die elektrische Energie von 110.000 auf 10.000 Volt umwandeln. So soll die Versorgung mit Energie, auch mit Blick auf den wachsenden Energiebedarf im Norden der Stadt, gesichert werden. Der Standort liegt zwischen der beiden Hochspannungsleitungen, die das Stadtgebiet nördlich und südlich streifen. Neue Hochspannungsmasten müssten dafür nicht errichtet werden, hatte es bei der Medienpräsentation des Projekts Ende Februar zudem geheißen.
Mit den Eigentümern der Grundstücke befinde man sich in fortgeschrittenen Verhandlungen, berichtete Dirk Wißel zuversichtlich, ohne allerdings schon Vollzug melden zu können. Bei der Suche nach einem Standort für das im Sinne der Energiesicherheit „privilegierte“ Projekt habe man sich an den günstigsten Verlegekosten orientieren müssen. Die Nutzungsentgelte müssten niedrig und die Leitungswege kurz gehalten werden, hieß es.
Energiewende produziert Energiehunger
Anlass für den Bau der Umspannanlage ist letztlich der bereits gewachsene und sich künftig noch deutlich steigernde Energiehunger, den speziell die Produktion von erneuerbaren Energien mit sich bringen wird. Ob Photovoltaik, Windkraft oder Ladestationen für private und gewerbliche Nutzern von E-Fahrzeugen werde den Bedarf nach regenerativer Energie in die Höhe treiben, erläuterte Wißel dem Sinne nach, und nannte als ein Beispiel eine geplante große Ladestation am Autohof. Allein für elf Megawatt für Ladestrom lägen jetzt schon Anträge vor, hieß es.
Angesichts langer Lieferzeiten von 30 bis 32 Monaten habe man den ersten Trafo für die Umspannanlage bereits vor Monaten bestellt, schilderte Wißel und zeigte sich überzeugt, dass der geplante Bau der Umspannungsanlage im Außenbereich wegen seiner Bedeutung für die öffentliche Versorgung mit Elektrizität realisiert werde.

Die Lage in dem Naherholungsgebiet sah Benedikt Lange (FDP) kritisch und riet sinngemäß dazu, Veränderungen hier sorgsam zu prüfen. Für die CDU wandte sich Markus Rusche dagegen, dass man im Ausschuss erst nach der Veröffentlichung in den Medien informiert worden sei. „Man hätte erst mit der Politik sprechen müssen“, monierte er.
Adelheid Hauschopp-Francke hakte bei der Leistungsstabilität der Anlage nach. Die Energiewende mit E-Mobilität,Windkraft und Photovoltaik sei eine Riesenaufgabe in den kommenden 20 Jahren. Was, wenn alle Firmen ihre Fahrzugparks auf E-Fahrzeuge umstellen, würde das reichen?“, fragte sie. „Ja, das ist so konzipiert“, antwortete Dirk Wißel und bestätigte, dass auch ein dritter Trafo, zunächst sind zwei geplant, installiert werden könne.