Werne. Ende 2022 gaben der Bundestagsabgeordnete Michael Thews (SPD) und Bürgermeister Lothar Christ die millionenschwere Förderzusage für eine neue Zweifach-Turnhalle der Wiehagenschule öffentlichkeitswirksam bekannt. Seitdem ist das Projekt ins Stocken geraten, besonders weil der ersehnte Förderbescheid immer noch auf sich warten lässt.
In der Schulgemeinde drohte der Geduldsfaden zu reißen. In einem Offenen Brief forderte sie Politik und Verwaltung zu einem Bekenntnis für die geplanten Maßnahmen auf. Am Donnerstag (10.04.2025) trafen sich die Protagonisten, angeführt von Lothar Christ, auf dem Wiehagenschulhof. Ergebnis: Erweiterungsbau und neue Turnhalle kommen definitiv – unabhängig vom Förderbescheid. Allerdings sei dieser praktisch auf dem Weg ins Stadthaus.
Als „kleinen Hilferuf“ aus der Schulgemeinde hatte Lars Hübchen, Fraktionsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat der SPD, das Schreiben von Mathias Grootens in seiner Funktion als Schulpflegschaftsvorsitzender verstanden. Als „Phantomdiskussion“ bezeichnete der Sozialdemokrat die immer wiederkehrenden Zweifel am Förderbescheid. Hübchen hielt Rücksprache mit Michael Thews und bekräftigte: „Den Beschluss zur Förderung hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gefasst. Der Entwurf liegt auf dem Tisch und muss nur noch verschickt werden.“
Auch Dr. Thomas Neubourg (CDU), Benedikt Striepens (Bündnis 90/Die Grünen) und Christoph Dammermann (FDP), ihrerseits Kandidaten ihrer Parteien für das Bürgermeisteramt, versicherten ihre Unterstützung. „Wir vertrauen darauf, dass der Bescheid kommt“, so der Christdemokrat. „Wir als FDP standen immer für guten Schulraum ein. Wir sehen keine Alternative“, sagte der Liberale. Und Striepens, bei den Planungen der neuen Wiehagenschule Vorsitzender des Schulausschusses, unterstrich: „Wir werden finanzielle Probleme lösen, sollten sie den kommen.“

Wenn der Förderbescheid wider Erwarten nicht eintreffe, „dann hätten wir ein 3 Millionen Euro großes Problem“, so Bürgermeister Lothar Christ, der aber klar machte: „Wir müssten dann einen neuen Wirtschaftsplan aufstellen und schauen, wo Einsparpotenziale sind – allerdings nicht im Erweiterungs- und Turnhallenbau.“ An der Wiehagenschule habe man stets das Gefühl, der Förderbescheid komme gleich, wiederholte Mathias Grootens die Beunruhigung an der Stockumer Straße und beklagte den zeitlichen Verzug der Projektplanungen.
Diesen relativierte Dr. Tobias Gehrke, Leiter des Kommunalbetriebs Werne (KBW), in der Diskussionsrunde: „Wir haben noch genügend Raum, verlorene Wochen wieder aufzuholen. Bei so einem Projekt kommt es immer wieder zu Verzögerungen.“ Der Plan sehe nach wie vor, die alte Turnhalle in den Sommerferien – statt wie zunächst anvisiert in den Osterferien – abreißen zu wollen.
Schließlich wandte sich Mathias Grootens explizit an Beate Böhmer (CDU) und Dr. Thomas Neubourg: „Wir raten von einer Zwei-Standorte-Lösung an. Machen Sie das nicht! Aufgrund der personellen Lage ist das nicht möglich.“ Hintergrund: Vor einem Jahr hatten die Christdemokraten im Schulausschuss angesichts des desaströsen Haushaltsloches eine Dependance-Lösung ins Spiel gebracht, konnten sich damit aber nicht durchsetzen. „Auch wir wollen gute Schule haben. Wir hatten nur wegen der Finanzen Kritik geübt“, entgegnete Ratsfrau Böhmer.
Bürgermeister Lothar Christ nutzte den Rahmen auf dem Schulhof, um mit „Gerüchten“ aufzuräumen, man hätte von Anfang an eine zu kleine Schule gebaut. „2013 haben uns Experten versichert, dass zehn Züge ausreichen. Sie haben keinen elften, geschweige denn einen zwölften in den Werner Grundschulen gesehen. Es ist anders gekommen als prognostiziert“, so der Verwaltungsschef. Angesichts der höheren Geburtenzahlen, des OGS-Rechtsanspruches ab 2026 und geänderter Anforderungen an das Lernen sei eine Fünfzügigkeit an der Wiehagenschule unausweichlich – und damit auch der Anbau und die neue Zweifachturnhalle.
„Es ist jetzt Zeit zum Handeln. Die Bagger müssen rollen“, lautete das Schlusswort von Lars Hübchen. Das werden Mathias Grootens und die gesamte Gemeinschaft der Wiehagenschule gerne gehört haben und sehnen jetzt die Zustellung des Förderbescheids herbei, damit die „Phantomdiskussion“ beendet werden kann.