Samstag, Juli 12, 2025

„Wir für Werne“ diskutiert mit Gästen über Leerstände, Fachkräftemangel und Gewerbeflächen

Anzeige

Werne. Der Generationswechsel lässt bei „Wir für Werne“ weiter auf sich warten: In der Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 9. Juli, im Stilvoll im Rathaus bestätigten die Mitglieder en bloc ihren bewährten Vorstand im Amt.

Einzige Ausnahme: Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Tim Wilke stellte sich aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung, an seine Stelle rückt das Vorstandsmitglied Hubertus Waterhues. An der Spitze der 123 Mitglieder zählenden Wirtschaftsgemeinschaft steht weiterhin der langjährige Vorsitzende Michael Zurhorst.

- Advertisement -

Es sei schwierig, Nachwuchskräfte für die Vorstandsarbeit zu gewinnen, sagte Zurhorst. Deshalb habe er sich entschieden, noch einmal für zwei Jahre anzutreten, obwohl er inzwischen 68 Jahre alt sei. Mit Blick auf die anstehende Kommunal- und Bürgermeisterwahl sei es aber auch von Vorteil, ein erfahrenes Team an der Spitze von „Wir für Werne“ zu haben. „Ich traue mir zu, die Gespräche mit dem neuen Bürgermeister zu führen, um die Wirtschaft in den Fokus zu rücken. Unterstützt werden Zurhorst und Waterhues von Martin Abdinghoff (Geschäftsführer), Adelheid Hauschopp-Francke (Kasse), Christiane Steinkuhl (Innenstadt/Marketing), Jürgen Artmann (Mitgliederangelegenheiten) sowie Gerd Walters. Beisitzer ist Thorsten Bleckmann.

Bürgermeister Lothar Christ, der zum letzten Mal in offizieller Funktion an der Versammlung teilnahm, bleibt „Wir für Werne“ weiterhin verbunden. Er wurde gemeinsam mit Dr. Götz Berger zum Kassenprüfer gewählt.

In seinem Grußwort dankte der noch amtierende Verwaltungschef für die konstruktive Zusammenarbeit der vergangenen Jahre und ging auf die wirtschaftliche Situation der Stadt ein. „Werne ist ein pulsierender Wirtschaftsstandort“, sagte Christ mit Blick auf die großen Investitionen, die derzeit von Unternehmen getätigt werden, wie bei der Baumaschinenfabrik Böcker, dem Recyclingunternehmen RCS, am RWE-Kraftwerkstandort Stockum oder beim Logistikzentrum Amazon. „Dieses Engagement zeigt, dass die Unternehmen gut dastehen. Davon profitiert durch die Gewerbesteuer auch die Allgemeinheit“, sagte Christ.

Als herausragendes Projekt betonte der Bürgermeister die Surfworld auf dem ehemaligen Zechengelände, mit deren Realisierung jetzt begonnen werde. „Das ist ein großartiges Vorhaben, das die Stadt nach vorne bringt“, sagte Christ.

„Wir haben einen großen Flächenbedarf und wir arbeiten mit allen Kräften daran, ein größeres Gebiet zu entwickeln.“

Bürgermeister Lothar Christ zum Thema Gewerbeflächen

Der Attraktivität des Standortes Werne stehe allerdings entgegen, dass es für weitere Ansiedlungen keine freien Gewerbeflächen mehr gibt. „Wir haben einen großen Flächenbedarf und wir arbeiten mit allen Kräften daran, ein größeres Gebiet zu entwickeln“, so das Stadtoberhaupt. Zu einem möglichen Standort äußerte er sich nicht.

Höhen und Tiefen gibt es laut Christ auch in der Innenstadt. Positiv: Für die seit langem brach liegenden Denkmäler Westmauer 15 sowie Burgstraße 13 und 15 hätten sich inzwischen Investoren gefunden, die diese entwickeln. Und das frühere Tchibo-Haus an der Steinstraße sei nicht als Denkmal eingestuft worden, er sei deshalb zuversichtlich, dass es an dieser Stelle eine attraktive Lösung gibt. Negativ: Die Leerstände seien weiterhin ein Problem, das nur schwer zu lösen sei. Eine Chance für eine positive Entwicklung biete die Neugestaltung des Hühnerhofs, die neue Akzente setze und zu einer Belebung beitrage.

Wirtschaftsförderer Matthias Stiller lieferte zu den Aussagen des Bürgermeisters noch einige Fakten. So habe Werne beim Kommunalranking NRW unter 396 Kommunen mit Platz 110 gut abgeschnitten. „Werne entwickelt sich. Nicht laut, aber konsequent“, sagte Stiller. Das Fehlen von Gewerbeflächen sei auch in den Statistik nachlesbar, denn in den Jahren 2023 und 2024 seien keine Grundstücke mehr verkauft worden. „Derzeit haben wir nur noch eine Fläche von 2.300 Quadratmetern in der Feldmark zur Verfügung, die ein Unternehmen zurückgegeben hat“, so der Wirtschaftsförderer.

Große Probleme bereite den Betrieben nach wie vor der Fachkräftemangel. Die Wirtschaftsförderung unterstütze mit verschiedenen Aktionen, wie die Azubi-Börse oder das Azubi-Wheel-Dating im Riesenrad auf Sim-Jü, das nach der erfolgreichen Premiere 2024 auch in diesem Jahr wieder angeboten werde. Einige wenige Unternehmen könnten sich dafür noch anmelden und in einer Riesenrad-Gondel mit potenziellen Auszubildenden ins Gespräch kommen.

„Wir haben zwar Anfragen von Interessenten, aber oftmals lassen sich die Immobilien nicht vermieten, weil sie sich in einem schlechten Zustand befinden. Es gibt hier einen Investitionsstau.“

Wirtschaftsförderer Matthias Stiller zum hohen Leerstand in der Innenstadt.

Beim Leerstandsmanagement in der Innenstadt gebe es auch positive Nachrichten. So habe es 2024 zwölf Neuvermietungen von Ladenlokalen gegeben, dem gegenüber ständen Geschäftsschließungen von mehreren inhabergeführten Geschäften. Ein Schwerpunkt liege leider an der Bonenstraße. Die Wirtschaftsförderung versuche mit verschiedenen Förderprogrammen, unterstützend tätig zu sein, letztendlich liege die Verantwortung aber bei den Eigentümern der Geschäftslokale. „Wir haben zwar Anfragen von Interessenten, aber oftmals lassen sich die Immobilien nicht vermieten, weil sie sich in einem schlechten Zustand befinden. Es gibt hier einen Investitionsstau“, so Stiller. Aktuell gebe es in der Innenstadt 18 Leerstände, das entspreche ein Quote von zehn Prozent.

WFW-Vorsitzender Michael Zurhorst appellierte an die Mitglieder, sich aktiv zu beteiligen. „Wir sollten unsere Stadt nicht schlecht reden, wie es häufig in den Sozialen Medien geschieht, sondern immer wieder die Vorteile Wernes hervorheben.“

Der Punkt Verschiedenes der Tagesordnung bot zum Schluss noch Zündstoff. Der Vorsitzende des Werner Sport Clubs (WSC), Oliver Grewe, der zum ersten Mal an einer Versammlung teilnahm, kritisierte, dass der Sport keine Erwähnung finde. „Mit mehr als 8.000 Aktiven ist der Sport auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, sagte Grewe. Und er nutzte die öffentliche Bühne, um auf die aktuellen Probleme im Sportzentrum Lindert hinzuweisen. „80 Prozent der Sportstätten befinden sich in einem desolaten Zustand“, behauptete Grewe. Eine Feststellung, die Bürgermeister Lothar Christ nicht unwidersprochen ließ. Werne habe in den vergangenen Jahren viel in die Sportstätten investiert und bei aktuellen Mängeln arbeite man gemeinsam mit den Vereinen intensiv an Lösungen. „Ihre Behauptung ist falsch“, konterte der Bürgermeister.

Michael Zurhorst ergänzte, dass es nicht Aufgabe von „Wir für Werne“ sei, über den Zustand von Sportanlagen zu sprechen: „Dafür sind andere Gremien zuständig.“

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

BSV Werne ehrt Jubilare und Ordensträger

Werne. Im Rahmen des Bürger-Schützenfestes und der "Krönung" von Robin Nolting zum Schützenkönig am vergangenen Wochenende gab es Ehrungen und Beförderungen. Beförderungen: Udo Dömann zum...

„Heimat leben“: Jubiläumsfest zum 100-Jährigen des Heimatvereins

Werne. Was macht eigentlich der Heimatverein Werne e.V.? „Erinnerung bewahren und offen sein für die Zukunft“. So hatte es die Vorsitzende Barbara Schaewitz bei...

„Querdenker“-Plakate gegenüber der City Mall – Demonstration genehmigt

Werne. Bereits am frühen Freitagmorgen hingen große Plakate, offensichtlich aus der "Querdenker"-Szene, rund um den sogenannten Hühnerhof gegenüber der City Mall Werne. Nachfragen beim...

KiJuFe für OGS-Kinder erstmals am AFG – „Wernutopia“ startklar

Werne. Die Eröffnung des Sommerferienprogramms (KiJuFe) in Werne steigt am kommenden Montag, 14. Juli. Es gibt einige Veränderungen in diesem Jahr, wie Jugendpfleger Jens...