Werne. Ein Krabbenkutter treibt auf dem Wasser, im Hintergrund erklingen Möwengeschrei und ein Nebelhorn. Eine kleine Lampe, das Toplicht, leuchtet an der Spitze. Am „Steuer“ sitzt Martin Oestermann, der konzentriert die Knöpfe und Hebel an der Fernbedienung betätigt. „Das Boot war ein Nachlass von einem Modellbaukollegen, ich habe es weitergebaut und Details hinzugefügt“, schildert Oestermann.
Sein dunkelbraunes Schiff ließ der Werner am Modellboottag im Solebad auf dem Freibadbecken schwimmen. Die Veranstalter entschieden sich dazu, die Tradition trotz Corona wieder aufleben zu lassen. „Natürlich sind weniger Leute hier als sonst, aber ich bin zufrieden“, sagte Klaus Wortmann vom Solebad-Team. Zur 17. Veranstaltung haben sich die Organisatoren etwas Neues überlegt: Das Solepferdchen trieb auf einem Schlauchboot im Wasser und winkte den Zuschauern zu. Gezogen wurde das Boot von Oestermanns Schlepper. Schon bald saßen zwei Kinder aus dem Publikum ebenfalls im Schlauchboot und genossen die Fahrt.
Trotz weniger Gäste waren viele verschiedene Modellboote ausgestellt, darunter U-Boote im Wert von 2.000 bis 3.000 Euro, Rettungsschiffe, Speed- und Motorboote. Teilweise saßen kleine Figuren am Steuer, an einem Rettungsschiff war ein kleines Schlauchboot von Playmobil befestigt. „Der Rumpf von diesem Boot kommt aus dem Müll“, sagte Helga Wortmann, die gemeinsam mit Ihrem Mann Dieter Wortmann ebenfalls Boote ausstellte, „mein Mann hat den Rest dazu gebaut und ich kümmere mich um die Details“. Zu diesen gehören kleine laminierte Landkarten, die alte Einrisse oder Dellen im Boot kaschieren sollen.
Auch Martin Oestermann achtet auf eine originalgetreue Darstellung. „Ich schaue mir, wenn möglich, die echten Boote an, mache Fotos und versuche sie dann nachzustellen“, schilderte er. So hat sein Krabbenkutter eine eingebaute Lampe an der Spitze, auch am Back- und Steuerbord leuchtet eine grüne und rote Lampe. Der Hobbybastler hat auch Geräusche eingefügt, so ertönen beim Treiben des Schiffes Möwenstimmen, Glocken und ein Nebelhorn.
Das Bauen der Modellboote sei laut Oestermann ein Hobby, das immer weniger Anhänger findet. „Die jungen Leute interessiert das nicht mehr, die haben andere Sachen im Kopf“, glaubt er. Doch hinter den älteren Besuchern tummelte sich auch das ein oder andere Kind mit einer Fernbedienung. So ließ Philip, einer der jüngsten Gäste, sein kleines Motorboot Slalom um die Wasserhütchen treiben.