Vom „Kinderladen“ zur „Löwenburg“: Sicherer Ort für starke Kinder

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Im Juli 2016 wurde die Eröffnung der "Löwenburg" groß gefeiert. Eine Abschiedsparty verhinderte Corona. Foto: Archiv
Im Juli 2016 wurde die Eröffnung der "Löwenburg" groß gefeiert. Eine Abschiedsparty verhinderte Corona. Foto: Archiv

Werne. Die „Löwenburg“ war ein Modellprojekt des Jugendamts der Stadt Werne, um einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen zu leisten. Geplant sei ein „Kinderladen“, berichtete die damalige Dezernentin Elke Kappen im Pressegespräch. Sie hatte das Konzept entwickelt und Fördermittel beim Land NRW beantragt. Mit Erfolg. Das Projekt kam ins Rollen.

„Kinderladen“? Der Arbeitstitel schien nicht passend, schließlich sollte ja keine Kinderkleidung verkauft werden. Das erkannte auch Christina Schmidt von der Jugendhilfe. Ihr wurde die Leitung der neuen Einrichtung übertragen. „Auch im Freundeskreis hieß es immer, der Name klinge komisch. Also haben wir am ‚runden Tisch‘ lange überlegt“, erinnert sich die heute 32-Jährige. „Die Kinder, die es zu uns geschafft haben, müssen einfach löwenstark sein. Und die Burg steht für einen geschützen Raum. So war die ‚Löwenburg‘ geboren.“

Die Unterstützung in der Stadt für das Projekt war riesengroß. Das Stadtmarketing entwickelte einen Schriftzug für die „Löwenburg“, der am Standort Neutor angebracht wurde. Der Lionsclub Werne in Westfalen steuerte die Spielgeräte bei, schaffte eine Markise an und half auch noch den Außenbereich aufzupeppen.

Christina Schmidt (mitte) mit Ehrengästen wie Carolin Brautlecht (links) und Stefanie Kißmann (Jugendhilfe) bei der offiziellen Eröffnung. Foto: Archiv
Christina Schmidt (mitte) mit Ehrengästen wie Carolin Brautlecht (links) und Stefanie Kißmann (Jugendhilfe) bei der offiziellen Eröffnung. Foto: Archiv

„Letztlich wussten wir nicht, wieviele Flüchtlingsfamilie das Angebot annehmen. Es war ja freiwillig“, sagt Christina Schmidt. Es wurde mit drei Gruppen, also mit rund elf bis 15 Kindern geplant. Die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlinge e.V. (AGF) zeigte sich damals skeptisch, man habe mit dieser Anzahl hoch gepokert. Hintergrund: In vielen Herkunftsländern gibt es die Institution Kindergarten gar nicht, andere hätten aufgrund von Krieg niemals einen besucht. „Schließlich war die Resonanz überwältigend. Wir mussten auf sieben Gruppen erhöhen, 30 bis 40 Kinder waren da, manchmal sogar 60 auf einmal“, schmunzelt Christina Schmidt. Konsequenz: Sie musste bzw. durfte neue Mitarbeiter einstellen.

Das Angebot habe sich sehr schnell unter den Flüchtlingsfamilien herumgesprochen. Die AGF machte mit mehrsprachigen Flyern auf die „Löwenburg“ aufmerksam. „Wir waren schon sehr aufgeregt, auf welche kulturellen Hintergründe wir treffen. Hinzu kamen noch die Sprachbarrieren. Und da wir Vorreiter waren, konnten wir uns auch nirgendwo etwas abgucken“, so Christina Schmidt weiter.

Es kam der Tag der offiziellen Eröffnung mit dem damaligen NRW-Minister Rainer Schmeltzer, Bürgermeister Lothar Christ, Vertretern des Lionsclubs und weiteren Ehrengästen – sowie natürlich den „Löwenburg“-Kindern der ersten Stunde. Alle zusammen feierten ein großes Sommerfest im Juli 2016. „So hätten wir uns natürlich auch gerne verabschiedet. Leider hat uns die Corona-Pandemie das versagt“, meint Schmidt traurig.

Eine große Eröffnungsfeier gab es. Zum Abschied hätte sich Christina Schmidt auch eine Party gewünscht. Foto: Archiv
Eine große Eröffnungsfeier gab es. Zum Abschied hätte sich Christina Schmidt auch eine Party gewünscht. Foto: Archiv

Im dritten Teil unserer Serie, dem großen Interview mit Christina, Leonie und Erika Schmidt, wird deutlich, dass die „Löwenburg“ für die drei Frauen und ihre Mitarbeiter nicht nur Arbeit war, sondern auch viel Herz dahintersteckte.

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