Werne. Angesichts der drohenden Lockdown-Verschärfungen hat sich Michael Zurhorst, Vorsitzender von „Wir für Werne“, mit einem Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewandt, um auf die existenzbedrohende Situation des Mittestandes hinzuweisen.
Produzierendes Gewerbe, Dienstleister und Handel seien sich einig, dass „die Corona-Hilfen in der Umsetzung mehr als unzureichend sind“. Die von den Schließungen betroffenen Mitgliedsunternehmen stünden am Rand der Verzweiflung und seien existentiell bedroht. „Zwar wurde den betroffenen Unternehmen schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen, aber weder das eine noch das andere ist erfolgt. Im Gegenteil: Viele der notleidenden Firmen haben bisher noch keinen Cent gesehen. Und anderen drohen Rückzahlungen, da sich im Zuge von Antragsnachfragen versteckte Hürden im Kleingedruckten fanden“, prangert Zurhorst in seinem Schreiben an.
Es wirke darum in der Unternehmerschaft nahezu zynisch, dass die Bundesregierung in der Öffentlichkeit durch vollmundige Ankündigungen den Eindruck erwecke, als würden die Unternehmen großzügig und schnell für die erlittenen Einbußen durch die Schließungen entschädigt. Es sei vielmehr umgekehrt: „Viele unserer mittelständischen Unternehmen haben seit Beginn der Pandemie auf ihre privaten Rücklagen zurückgegriffen, um die Liquidität ihres Unternehmens zu sichern, und tun das auch weiterhin. Aber auch diese Mittel sind endlich und zusehends erschöpft. Hinzu kommt eine zunehmende Frustration angesichts der Abwicklung von alten Hilfsmaßnahmen aus 2020″, führt der WfW-Chef weiter aus.
Viele Unternehmen oder Selbständige seien überrascht und enttäuscht, dass sie die Hilfen nur in Höhe der tatsächlich angefallenen Verluste kompensiert bekommen und nicht die zunächst in Aussicht gestellten Fixkostenentschädigungen. Viele Unternehmen befürchten, trotz komplett fehlender Umsätze aufgrund angeordneter Schließung, überlebensnotwendige Hilfen zum Teil zurückzahlen zu müssen.
Michael Zurhorst fordert eine Priorisierung und Beschleunigung der Hilfezahlen bei gänzlich ausbleibenden oder verschwindend geringen Einnahmen und Umsätzen. Und weiter: Das als extrem aufwändige und bürokratische Antragsverfahren für die Hilfen, das viele Fragen aufwirft und selbst für die von den Unternehmen einzuschaltenden Steuerberater herausfordernd ist, muss praxisgerecht vereinfacht werden.
„Wir für Werne“ stellt drei konkrete Verbesserungsforderungen
In dem Schreiben heißt es außerdem: „Wir haben darüber hinaus drei konkrete Verbesserungsforderungen an die in der Hauptsache verantwortlichen Bundesminister Altmaier und Scholz: Erstens muss der Begriff der Fixkosten, die geltend gemacht werden können, weit gefasst werden. Die unterschiedlichen und komplexen Zugangskriterien zu den Hilfen sind zu streng und kompensieren die tatsächlichen Fixkosten nicht ausreichend. Zweitens muss die Abschreibung auf Umlaufvermögen wie Saisonware vollständig ermöglicht werden und drittens sollte erneut auf die notwendige Notifizierung in Brüssel hingewirkt werden. Für diese Punkte sollten Sie sich, Herr Ministerpräsident, bitte nachhaltig einsetzen.“
Zurhorst zeigt sich entsetzt über die „absurde“ Forderung nach weiteren Einschränkungen für die bisher nicht geschlossenen Unternehmen. „Für uns mittelständische Unternehmer hat die Gesundheit unserer Mitarbeiter und unserer Kunden seit Beginn der Pandemie höchste Priorität. Wir setzten in unseren Betrieben Hygienekonzepte um, investieren in den Infektionsschutz und ermöglichen Home-Office, wo immer es geht. Uns Untätigkeit vorzuwerfen und für Schließungen unserer Unternehmen zu plädieren, ist alles andere als eine effektive Pandemiebekämpfung. Es grenzt vielmehr an Selbstmord: Schließlich stellen wir mit unseren Waren, Produkten und Dienstleistungen die Versorgung der Bevölkerung sicher“, betont der WfW-Vorsitzende, gleichzeitig Inhaber eines Vermessungsbüros.
So beginne das Jahr 2021 fast schlimmer als das alte Jahr geendet hat. Corona halte Wirtschaft und Gesellschaft noch immer im Würgegriff und werde auch uns und unserer eigentlich starken Gemeinschaft der mittelständischen Unternehmer noch einiges abverlangen. „Wir lassen uns allerdings nicht unterkriegen“, gibt sich Zurhorst kämpferisch.