Kreis Unna. Der Hilferuf aus Eschweiler kam am Freitagabend, und noch in der Nacht zum Samstag sind insgesamt 181 Feuerwehrleute aus dem Kreis Unna, dem Kreis Soest und der Stadt Hamm diesem Hilferuf gefolgt. Mit 48 Fahrzeugen fuhren sie in das Hochwassergebiet zwischen Aachen und Düren. Wichtigste Nachricht: Alle sind gesund und wohlbehalten zurück.
Die Einsatzkräfte gehören der 5. Feuerwehrbereitschaft des Bezirks Arnsberg an. Mehr als 60 von ihnen kamen aus dem Kreis Unna. Kreisbrandmeister Thomas Heckmann leitete den Einsatz. Und auch er war am Ende gerührt von der Dankbarkeit der Menschen in Eschweiler selbst, aber auch von der riesengroßen Empathie, die die Einsatzkräfte auf dem Rückweg begleitete: „Die Leute standen auf den Autobahnbrücken und haben uns zugewunken. Aus Fahrzeugen, die uns überholt haben, gab es ein ,Daumen hoch‘. Am Straßenrand standen Menschen, die uns zugejubelt haben.“ Daraus ziehe man Kraft für die nächsten Einsätze.
Was Heckmann und die Einsatzkräfte zuvor in Eschweiler gesehen hatten, war allerdings dramatisch: „Der Pegel des Flusses Inde liegt normalerweise bei 60 Zentimetern, und seit Mittwoch war er auf 3,80 Meter angestiegen“, schildert Heckmann das, was die örtliche Einsatzleitung den Westfalen bei einer ersten Lagebesprechung um 4 Uhr in der Nacht berichtete. Die Folgen verheerend: ganze Straßenzüge der Stadt, die in etwa so groß ist wie Unna, unter Wasser, massive Störungen in der Trinkwasser- und Stromversorgung, unter anderem ein Krankenhaus, das evakuiert werden musste.
Keller in acht Straßenzügen leergepumpt
In den frühen Morgenstunden machten sich die Wehrleute als Helfer in höchster Not an die Arbeit. In acht Straßenzügen pumpten sie die Keller der Anwohner leer. Sie halfen dabei, ein Krankenhaus vor dem Volllaufen des Kesselhauses zu bewahren und befreiten Tiefgaragen von den Wassermassen. Heckmann: „Natürlich permanent begleitet von der Sorge, dass man jemanden findet, der nicht mehr lebt.“ Tote zu bergen, blieb den hiesigen Einsatzkräften Gott sei Dank erspart.
Besondere Herausforderungen waren nicht nur vollgelaufene und in den Weg geschwemmte Fahrzeuge, sondern auch große Mengen ausgelaufenen Heizöls in den Kellern.
Kaum vergleichbare Einsätze
Vergleichbares hat der Bönener Heckmann noch nicht erlebt. „Das sind Bilder und Zustände, die wir nur aus Kriegs- und Krisengebieten der Welt kennen. Bislang war es nicht vorstellbar, dass es das in Deutschland gibt.“
Selbst von überörtlicher Hilfe profitiert
Es ist im übrigen erst genau drei Wochen her, dass der Kreis Unna selbst von der überörtlichen Hilfe profitierte: Als der Starkregen Anfang Juli die Stadt Fröndenberg/Ruhr mit voller Wucht traf, kam unter anderem die Feuerwehrbereitschaft aus Südwestfalen (Hochsauerlandkreis, Kreis Olpe und Kreis Siegen-Wittgenstein) und half in der Not. „Dass diese gegenseitige Hilfeleistung so gut und schnell funktioniert, ist ein Segen“, unterstreicht Heckmann. „Wie häufig das allerdings in diesen Tagen nötig ist, macht mich wirklich fassungslos.“
Alarmierung um 21.14 Uhr am Freitagabend, Sammeln am Feuerwehrservicezentrum in Unna bis gegen Mitternacht, Abfahrt dann um 0.25 Uhr am Samstagmorgen. Durchgeackert bis nachmittags. „Der Einsatzerfolg war bemerkenswert“, bilanziert Thomas Heckmann. „Das ist der hohen Motivation der Einsatzkräfte geschuldet, die trotz der langen Einsatzdauer mit ungebrochener Energie den Menschen helfen wollen.“ Gegen 20 Uhr am Samstagabend waren alle wohlbehalten und ohne große Schäden an Fahrzeugen und Gerätschaften zurück. PK | PKU