Werne/ Kreis Unna. Auf diese Nachricht warten viele: Die Renovierung von Schloss Cappenberg in Wernes Nachbarstadt Selm steht vor dem Abschluss. 2022 wird der Kreis Unna als Mieter das Erdgeschoss mit zwei Ausstellungen bespielen.
Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) wird als Mieter der oberen Etage die Dauerausstellung über den früheren Bewohner Freiherr vom Stein modern und multimedial präsentieren und den Spuren des preußischen Reformers und Vorfahr des heutigen Hausherrn, Graf Sebastian von Kanitz, folgen.
„Nach fünfjähriger Umbauphase ist das wichtige Beispiel westfälischer Klosterbaukunst umfassend innen und außen renoviert und bereit für die Präsentationen des Kreises Unna und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)“, hieß es am Mittwoch (8. September), als der Besitzer von Schloss Cappenberg, Sebastian Graf von Kanitz, den zukünftigen Mietern, LWL-Direktor Matthias Löb und Landrat Mario Löhr, bei einer Führung über die Umbau-Fortschritte informierte. In diesem Herbst wird Graf von Kanitz die Räume an die Mieter LWL und Kreis übergeben, ist es vereinbart.
Graf von Kanitz: „Ich freue mich sehr, gemeinsam mit Ihnen nach einer längeren, intensiven Bauphase eine neue Zeit der musealen Nutzung in Schloss Cappenberg einzuläuten. Die Fortführung des Mietvertrages mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Kreis Unna belebt die Geschichte des Ortes, dessen Tradition nicht zuletzt von der Kultur geprägt ist, deren gesellschaftlicher Wert wiederum besonders in diesen Zeiten umso deutlicher wird.“
Der LWL wird eine neue Ausstellung über einen früheren prominenten Schlossbesitzer, den Freiherrn vom Stein, zeigen. Nach seinem Rückzug aus der „großen Politik“ erwarb der preußische Reformer 1816 Schloss Cappenberg als Alterssitz, wo er 1831 mit 74 Jahren verstarb. „Dieser Ort ist für uns doppelt bedeutsam: Hier lässt sich exemplarisch westfälische Landesgeschichte seit dem Mittelalter ablesen: Und sein prominentester Bewohner, der preußische Reformer Freiherr vom Stein, war der Wegbereiter der regionalen Selbstverwaltung. Ohne ihn keine preußischen Provinzen, ohne ihn kein Westfalen in den heutigen Grenzen und ohne ihn keinen Landschaftsverband“, ordnete LWL-Direktor Löb ein.
Die Ausstellung in modernem Gewand soll nun dazu beitragen, das Leben und Wirken des Freiherrn vom Stein einem breiten Publikum auf rund 520 Quadratmetern zeitgemäßer und anschaulicher zu präsentieren. So sei der preußische Politiker selbst Protagonist der Ausstellung. Zukünftig soll er die Museumsbesucher persönlich auf einem Audioguide begrüßen, aus seinem Leben berichten und sein Schloss zeigen.
„Das Schloss Cappenberg in Selm zählt zu den bedeutendsten Beispielen westfälischer Klosterbaukunst des Barock“, so Landrat Mario Löhr und als langjähriger Bürgermeister von Selm mit Schloss Cappenberg bestens vertraut. „Wir freuen uns, nach der Sanierungsphase im kommenden Jahr wieder in diesem geschichtsträchtigen Gebäude Wechselausstellungen zeigen zu können. Damit möchten wir an die Ausstellungserfolge der letzten Jahrzehnte anknüpfen und Schloss Cappenberg wieder zu dem machen, was es bis zum Beginn der Sanierung für ungezählte Kunstliebhaber war: ein Ausstellungsort mit besonderem Flair.“
Der 2016 begonnene Umbau hatte sich tatsächlich hingezogen. So wurden immer wieder intensive Abstimmungen zwischen Besitzer und Mietern fällig. Beim Rundgang ließen alle Beteiligten denn auch Stolz auf die gelungene Umsetzung der Renovierung durchscheinen. Die Investitionen des Grafen liegen bei fünf Millionen Euro, den Anteil des Landschaftsverbandes bezifferte Löb mit 600.000 Euro. Dafür dürfen sich die kommenden Besucher nun wieder auf den Rundgang durch das Schloss freuen, dass in historischer wie kultureller Hinsicht seine Bedeutung entwickelt und sich zweifelsohne eine große Stahlkraft in die Region erworben hat. Das hatten zuletzt rund 80.000 Besucher pro Jahr nachdrücklich bestätigt. Das gesamte Ensemble mit der Stiftskirche als Ort klassischer Konzerte und dem Theater ist zudem eingebettet in den Park mit seinem teils jahrhundertealten Baumbestand.
Ein Aufzug für den barrierefreien Zugang zum Obergeschoss und eine freistehende Holztreppe als zweitem Ausgang sind wichtige Bestandteile der Renovierung. Die Außenfassade hat einen neuen Anstrich bekommen und der Balkon mit seinem weiten Ausblick über Park und Umgebung eine erneuerte Balustrade und Natursteinplatten. Eine Restaurierung sei dann am besten gelungen, wenn man sie nicht erkennt, konstatierte Löb.
Im April 2015 hatten die LWL-Abgeordneten beschlossen, den Mietvertrag mit dem Besitzer des Schlosses für weitere 20 Jahre zu verlängern. Das werde auch nach 2035 sicher nicht enden, mutmaßte Löb. Ein Signal, das der Hausherr erfreut registrierte.