Werne. Mehrfach musste der Termin wegen der Coronapandemie verschoben werden, am Donnerstagabend (7. Oktober 2021) war es endlich so weit: Die St. Konrad-Kapelle im neu gestalteten Turm der ehemaligen Konradkirche wurde offiziell durch Weihbischof Stefan Zekorn eingeweiht.
Im Vorfeld der Neukonzipierung habe es „Diskussionen, Tränen und dann Corona“ gegeben, wie Pfarrdechant Jürgen Schäfer erzählte. „Aber es hat sich gefügt“, sagte er zu Beginn des Gottesdienstes mit spürbarer Erleichterung.
Etwa 70 Besucher hatten sich in dem lichtdurchfluteten Kirchenraum eingefunden. Der von Pater Abraham Fischer aus der Abtei Königsmünster künstlerisch gestaltete Raum überzeugte durch eine helle Farbgestaltung mit aufeinander abgestimmten Weiß- und Grautönen. Harmonisch fügten sich Kunstwerke aus der früheren Kirche ein, darunter eine spätgotische Pieta und eine modernere Holzskulptur des Namenspatrons, des heiligen Konrads von Parzham.
Auf ihn bezog sich Weihbischof Zekorn in seiner Predigt. „Als Pförtner von Altötting hatte er nur einen eingeschränkten Wirkungskreis“, sagte er. „Doch Bruder Konrad begegnete jedem, der an die Pforte kam, mit Liebe und einer tiefen Menschenkenntnis.“ Das habe viele Gäste so sehr beeindruckt, dass er von jenen, die ihn kannten, bereits zu Lebzeiten als Heiliger verehrt wurde.
In den Altar wurden anschließend die Reliquien zweier Märtyrerinnen eingemauert, der heiligen Innocentia und der heiligen Prudentia. „Schon in der Frühkirche war es üblich, dass Altäre über den Gräbern von Heiligen errichtet wurden“, erklärte Zekorn. Da es irgendwann mehr Kirchen als Heilige gab, wurde es Brauch, unter dem Altar eine Art „Minigrab“ für Reliquien zu schaffen. Das sollte deutlich machen: Diese Kirche ruht auf dem Fundament der Glaubenszeugen Christi.
Die Reliquien von Innocentia und Prudentia stammen aus der ursprünglichen St. Konrad-Kirche: Beim Abriss des Langschiffs waren sie aus dem Altar genommen worden. Dass die Tradition auf dem Kirchberg fortleben soll, verdeutlichte während des Festgottesdienstes auch das Gedenken an Paul Hennemann. Er hatte jahrzehntelang als Pfarrer die Geschicke der einst selbstständigen Gemeinde geprägt.
Zum Ende des Gottesdienstes wurde in verschiedenen Grußworten eines deutlich: Die Verkleinerung des angestammten Gotteshauses auf dem Kirchberg und seine kombinierte Nachnutzung wird in der Gemeinde nicht nur akzeptiert, sondern insgesamt als gelungen bewertet. „Heute können wir uns ein Bild davon machen, wie die sinnvolle Nachnutzung einer Kirche aussehen kann“, sagte Bürgermeister Lothar Christ. Anstelle des alten Kirchenschiffes entstand ein modernes Verwaltungsgebäude für die Zentralrendantur. Dieses wurde durch einen transparenten Eingangsbereich mit der Kapelle im ehemaligen Kirchturm verbunden.
Mit der Neugestaltung einher gehen neue Angebote, wie Josef Meinke stellvertretend für den Kirchenvorstand ausführte – allen voran die Kinderkirche unter der Leitung von Pastoralreferentin Pia Gunnemann. Peter Middelhove, Leiter der Zentralrendantur, erklärte, er schätze die spirituelle Nähe zwischen Verwaltung und Kapelle. Und fügte hinzu: „Wir haben das Gefühl, dass wir hier in Ihrer Gemeinde willkommen sind, dafür danke ich Ihnen.“